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Atlan TH 0006 – Stadt der Freien

Atlan TH 0006 – Stadt der Freien

Titel: Atlan TH 0006 – Stadt der Freien
Autoren: H. G. Ewers
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verstärkte.
    »Weiter vorn stürzt das Wasser in die Tiefe«, sagte Gavro Yaal. »Wie können wir diesem Mahlstrom entgehen, Kuno?«
    »In Kürze macht der Fluss eine Biegung«, pfiff der kleine Roboter. »Dort gibt es eine Felsterrasse, die allmählich ansteigt. Wir können dort an Land gehen.«
    Noch einmal verstrichen zehn Minuten. Das Tosen war inzwischen zu einem lauten Donnern angeschwollen. Da tauchte in einer Flussbiegung die von Kuno angekündigte Felsterrasse auf. Atlan steuerte das Boot mit dem Paddel darauf zu – und gleich darauf schob sich der Kiel knirschend auf glatten Fels.
    Im Schein der Buglampe vermochten die Raumfahrer am Ende der Felsterrasse die Öffnung einer Höhle oder eines Stollens zu sehen. Ihre regelmäßige Form deutete darauf hin, dass sie nicht natürlich entstanden war.
    Die Raumfahrer sprangen ins knöcheltiefe Wasser und zogen ihr Fahrzeug aufs Trockene, nachdem auch der Roboter sicher an Land war. Anschließend folgten sie Kuno in die Höhle. Schon nach kurzer Zeit kamen sie an eine aufwärtsführende Treppe und machten sich an den Aufstieg zur Oberwelt.

23.
    Kuno blieb unter einer Falltür stehen und unterhielt sich mit ihr auf seine für Menschen unhörbare Weise. »Die Treppe endet im Keller eines Hauses, das von Lychniten bewohnt wird«, verkündete er dann. »Sie werden uns nicht verraten, denn sie befinden sich seit vielen Jahren in ihrer Phase der Scheintodstarre. Erst in etwa dreihundert Jahren werden sie wieder erwachen.«
    »Es besteht für uns also keine Gefahr?«, fragte Atlan.
    »Das Innere des Hauses ist leider extrem heiß«, erklärte der kleine Roboter. »Ihr werdet euch dort also nicht lange aufhalten können.«
    »Erst Kälte, jetzt Hitze«, sagte Atlan. »Man kann wirklich nicht behaupten, dass unsere Reise keine Abwechslung bereithält.«
    Kuno gab der Falltür ein Zeichen. Sie öffnete sich, und die Männer stiegen in einen Kellerraum, dessen Backofenluft ihnen sofort den Schweiß aus allen Poren trieb.
    »Was ist das?«, flüsterte Bjo Breiskoll mit kaum geöffneten Lippen und deutete auf die Gestelle an den Kellerwänden, auf denen Objekte lagen, die an metergroße Brotlaibe erinnerten.
    »Das sind die Lychniten«, pfiff Kuno. »Sie spinnen sich vor Beginn ihres Scheintodzyklus in Kokons ein.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Gavro Yaal argwöhnisch.
    »Die Falltür hat mir alles erzählt, was ich über die Lychniten wissen muss«, gab der Roboter zurück. »Sie war sehr mitteilsam, denn seit Hunderten von Jahren hat sie keinen Gesprächspartner gehabt. Und natürlich will sie nicht, dass wir aus Unkenntnis die Kokons öffnen. Das würde den Tod der betreffenden Lychniten bedeuten.«
    »Eine geschwätzige Falltür, wie?«, rief Gavro Yaal. Im nächsten Moment hustete und röchelte er, denn er hatte die Lippen zu weit geöffnet und die heiße Luft hatte seine Mund-und Rachenschleimhäute sofort austrocknen lassen.
    Kuno watschelte auf die Treppe zu und hüpfte hinauf. Sie bestand wie die Kellerwände, der Boden und die Decke aus einer Art knochenhartem Glasfaserbeton, einem Material, dem offenbar auch extreme Hitze und Trockenheit nichts ausmachten.
    Die Raumfahrer folgten dem Roboter ins Erdgeschoss und in ein Zimmer, dessen Einrichtung sorgfältig in hermetisch verschlossenen Containern verstaut war.
    Die Fenster bestanden aus hellbraun getöntem Glassit. Durch sie ließ sich die Umgebung nur schemenhaft erkennen. Atlan warf einen Blick hinaus und sah, dass das Haus der Lychniten am Rand eines großen Platzes stand, auf dem anscheinend ein Markt abgehalten wurde. Es wimmelte dort jedenfalls von diversen unterschiedlichen Lebewesen.
    »Wenn die Roboter unseren Steckbrief ausgegeben haben, werden wir von zahllosen Wesen erkannt werden, sobald wir das Haus verlassen«, flüsterte Atlan zwischen halb geöffneten Lippen. »Kannst du nicht etwas organisieren, mit dem wir uns verkleiden können, Kuno?« Er wischte sich den Schweiß aus den Augen.
    »Ich will es versuchen«, antwortete Kuno. »Aber ihr könnt hier nicht bleiben.« Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ich habe mit dem Haus gesprochen. Es sagt, dass genau gegenüber ein von Kratonen bewohntes Anwesen steht. Dort könnten wir Verkleidungen finden.«
    »Dann nichts wie hin«, flüsterte Gavro Yaal kaum hörbar. »Ich ersticke fast. Es ist ein Wunder, dass sich auf der Heimatwelt der Lychniten überhaupt Leben bilden konnte, wenn dort so extreme Verhältnisse herrschen wie in diesem
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