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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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»Ich bezweifle, dass er noch in der Lage ist, eine Lightning-Jet sicher zu manövrieren. Wenn ihm etwas zustößt ...«
    »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen«, mischte sich Bjo ein. Durch den Kontakt, den er mit den Ivorys pflegte, durfte er sich ein persönliches Urteil erlauben. »Perg ist erfahren genug, um zu wissen, was er sich zutrauen kann und worauf er sich einlässt.«
    »Nein«, sagte France und winkte ab. Die Geste zeigte, dass sie grundsätzlich anderer Meinung war. »Er weiß es eben nicht! Selbst wenn er diesen Flug ohne Schaden übersteht und gesund zurückkommt, wird es Schwierigkeiten für ihn geben. Er wird für seine Eigenmächtigkeit eine empfindliche Strafe erhalten.«
    »So schlimm wird es schon nicht werden«, versuchte Joscan sie zu beruhigen. »Man wird ihm einen Verweis erteilen oder ihn einige Tage unter Arrest stellen. Das ist aber auch alles.«
    France verzog die Mundwinkel. »Vielleicht wäre es so, wenn es nach dir ginge. An Bord der SOL ist aber Gavro Yaal derjenige, der den meisten Einfluss hat, und er vertritt, wie du weißt, einen wesentlich härteren Kurs.«
    »Trotzdem. Auch er und seine Anhänger wissen die Schwere eines Vergehens richtig einzuordnen. Außerdem ist Yaal kein Richter. Er kann kundtun, was er von der Sache hält, aber damit sind seine Möglichkeiten erschöpft.« Er sagte das mit fester, sicherer Stimme, weil er bemüht war, dem Mädchen Optimismus zu vermitteln. Dabei hätte er sich für seine Worte selbst ohrfeigen mögen, weil er wusste, dass die Dinge anders lagen, als er sie darstellte. Und auch France wusste es.
    »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Josc«, sagte sie bedrückt. »Ich kenne die Verhältnisse.«
    Der Kybernetiker machte eine verlegene Geste. »Auf jeden Fall werde ich versuchen, ihm zu helfen«, versprach er. Sie nickte.
    »Danke. Ich werde darauf zurückkommen.«
    Noch einmal wandte sie sich an Bjo. Zaghaft ergriff sie ihn am Arm. »Du, ich wollte dir deine Feier nicht verderben ...«
    Der Katzer sah ihr schweigend ins Gesicht und registrierte, dass sie ein Lächeln zustande brachte. Plötzlich drängte es ihn, ihr etwas Aufmunterndes zu sagen oder ihr einfach zu verstehen zu geben, wie sehr er sich über ihr Kommen gefreut hatte. Er unterließ es, weil ihm zugleich bewusst wurde, dass dies der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für Sympathiebekundungen war.
    »Du hast mir nichts verdorben«, brachte er lediglich hervor.
    Frances Lächeln erstarb. Sie drückte kurz seinen Arm und löste ihren Griff. »Ich muss zurück in meine Kabine«, entschuldigte sie sich. »Solange ich nicht weiß, was mit meinem Vater ist, habe ich hier keine Ruhe. Ich lasse später wieder von mir hören.«
    Bjo sagte kein Wort. Er stand nur da und sah ihr nach, bis sich das Schott hinter ihr geschlossen hatte. Erst als er merkte, wie verkrampft er die Rose in der Hand hielt, gelang es ihm, etwas nüchterner zu reagieren. Der Gedanke, dass jemand von den Gästen sein unsicheres Verhalten registrieren könnte, behagte ihm nicht. Trotzig darum bemüht, seine Verlegenheit zu verbergen, blickte er sich um, doch die anderen kümmerten sich weniger um seine Person, als er gedacht hatte. Sie tranken und aßen, lachten und redeten.
    Nur Joscan Hellmut und Douc Langur hatten ihn aufmerksam beobachtet.
    Langur hob eine Greifklaue und deutete in die Richtung, in der France verschwunden war. »Ich glaube, sie mag dich«, pfiff er. »Ist dir das eigentlich schon aufgefallen?«
    Bjo stieß ein heiseres Lachen aus. »Es wäre schön, wenn du recht hättest. Nur kann ich mir nicht vorstellen, warum sie sich ausgerechnet für mich interessieren sollte.«
    »Es fällt mir zwar schwer, mich in die Psyche eines Menschen zu versetzen«, erwiderte Douc sachlich, »aber soviel ich weiß, gibt es dafür selten eine rationale Erklärung.«
    »Schon gut.« Der Katzer machte eine ärgerliche Handbewegung. »Lass mich zufrieden. Ich will nichts mehr hören.«
    »Merkst du eigentlich, wie sehr du dich selbst bemitleidest?«, schimpfte Joscan. »Du bist heute fünfundzwanzig Jahre alt geworden. Wie lange wirst du noch brauchen, bis du begriffen hast, dass Sympathie und Zuneigung nicht von Äußerlichkeiten abhängig sind? Wenn dich dieses Mädchen gern hat, dann fragt es nicht danach, ob du Haarbüschel auf der Haut hast oder ob deine Pupillen geschlitzt sind statt rund.«
    »Natürlich fragt sie danach!«, fauchte Bjo aufgebracht. »Es wird ihr nicht gleichgültig sein, ob sie es mit
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