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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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wollen. Nun kehrte er heim.
    Die zwei kugelförmigen SOL-Zellen schoben sich zu beiden Seiten aus seinem Blickfeld, während das leuchtende Rechteck des Hangars im Mittelteil des Schiffes näher und näher kam. Wenig später setzte er auf, noch immer von innerer Ausgeglichenheit erfüllt. Das Röhren des Triebwerks verstummte, Luft wurde in die Schleusenkammer gepumpt, dann öffnete sich das Innenschott.
    Zwei Kampfroboter stürmten ihm entgegen, die Waffen im Anschlag. Perg registrierte es mit nachsichtigem Lächeln. Gefasst stieg er aus der Jet.
    Der Innenraum des Hangars war nun hell erleuchtet. Zwischen den aufgereihten Fluggeräten stand ein Mann, der ebenfalls eine Waffe in der Hand hielt. Perg ging auf ihn zu, von den beiden Robotern eskortiert. Er hatte damit gerechnet, dass er mit seinem Vorgehen erheblichen Wirbel an Bord auslösen würde, auch damit, dass er sich nach seiner Rückkehr vor den zuständigen Gremien verantworten musste. Dass sie gleich zwei Kampfmaschinen und einen Sicherheitsoffizier aufbieten würden, die ihn mit entsicherten Blastern bedrohten, erschreckte ihn allerdings doch.
    »Kraft der mir übertragenen Befugnisse nehme ich dich fest«, erklärte der Offizier, als Perg vor ihm stehen blieb. »Du bist verhaftet.«
    Er wurde unruhig. Das konnten sie nicht tun! Sie mochten ihn verwarnen und ihm eine Disziplinarstrafe auferlegen – aber er hatte schließlich kein Verbrechen begangen, das einen Arrest rechtfertigte. Sein Hochgefühl und die innere Ausgeglichenheit verflogen. Seine Auffassung von Selbstverwirklichung war für ihn zu einer Falle geworden.
    »Wessen werde ich beschuldigt?«, fragte er. Seine Stimme zitterte. Der Offizier deutete in die Schleusenkammer, wo die Arbeitsgeräusche der Jet langsam erstarben.
    »Des Diebstahls«, antwortete er mit merkwürdigem Unterton. Dann, nach einer kurzen Pause, fügte er hinzu: »Und der Meuterei.«
    Perg Ivory erstarrte. Die Welt brach für ihn zusammen.
     
    Allmählich wurde es eng in dem Wohnraum. Normalerweise hielten sich dort kaum mehr als zwei Personen auf; für deren Bedürfnisse war er konzipiert und eingerichtet. Nun mochten es sechs- oder siebenmal so viel sein: Freunde, Bekannte und Leute aus den Nachbarkabinen hatten sich eingefunden. Selbst Komty Wamman ließ es sich nicht nehmen, seinen Sohn heute zu besuchen.
    Der, dem der Trubel galt, hielt sich eher bedeckt. Er stand etwas abseits von der Menge und beteiligte sich kaum an den Gesprächen. Ebenso vermied er es, die Gedanken der anderen zu lesen. Menschenansammlungen, die mit seiner Person zusammenhingen, mochte er nicht.
    »Was ist los mit dir?« Joscan Hellmut trat neben ihn und sah ihn von der Seite an. »Du tust so, als berührte dich das alles nicht. Dabei sind sie wegen dir gekommen. Sie wollen dir Glück wünschen.«
    »Für die meisten von ihnen ist das nur ein Vorwand.« Es klang abweisend. »In Wahrheit wollen sie mich sehen. «
    Der ehemalige Sprecher der Solgeborenen senkte den Blick. Einmal mehr erkannte er die Tragik, die sein junger Freund in manchen Situationen zu bewältigen hatte. Wenn sich Leute um ihn kümmerten, mit denen er ansonsten kaum oder gar nichts zu schaffen hatte, setzte er voller Vorurteile voraus, dass sie ihn nur begaffen wollten. Dabei waren sein Anblick und die Art seines Auftretens an Bord der SOL längst jedermann vertraut.
    »Deine abweisende Haltung hat andere Gründe«, behauptete Joscan. »Du bist enttäuscht, dass die Person, mit der du gern zusammen wärst, nicht hier ist. Um es einfach auszudrücken: Du leidest an Liebeskummer!«
    Er erhielt keine Antwort mehr, denn in diesem Moment öffnete sich der Eingang. Die Zwillinge Sternfeuer und Federspiel betraten nebeneinander den Raum. Dabei balancierten sie eine überdimensionale Platte Synthonahrung, in deren Oberfläche jemand mit zittriger Hand die Worte Happy Birthday geritzt hatte.
    Die Gespräche verstummten. Aller Augen richteten sich auf die zwei Jugendlichen, als erwartete man von ihnen, dass sie ein Lied anstimmten. Mit so viel Aufmerksamkeit hatten diese freilich nicht gerechnet. Unsicher blieben sie stehen, während zu allem Überdruss nun auch noch Douc Langur erschien und sich an den beiden vorbeizwängte. Als er der erwartungsvollen Stille gewahr wurde, verharrte auch er und wedelte unschlüssig mit seinen fühlerähnlichen Sinnesorganen.
    Joscan Hellmut stieß seinem Freund auffordernd in die Seite. Doch der war ebenfalls so überrascht, dass er sich zunächst nicht
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