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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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vielen Erzählungen, die er im Logbuch gelesen hatte, und er wusste, dass sie ein unkalkulierbares Risiko bedeuteten. Davor fürchtete er sich. Es war keineswegs sicher, dass die Schläfer mit ihm Hand in Hand arbeiten würden.
    Träge erhob sich der High Sideryt aus seinem thronähnlichen Sessel und stieg die Stufen des Podests hinab. Sein Blick fiel auf den Zeitmesser, der den 3. April 3791 anzeigte. Der gregorianische Kalender, überlegte er in einem Anflug von Ironie, war wohl das einzige Relikt aus der terranischen Ära, das bis auf den heutigen Tag in unveränderter Form Bestand hatte. Niemand war damals, im Zuge der allgemeinen Loslösung von dem belastenden irdischen Erbe, auf den Gedanken verfallen, eine neue Zeitrechnung einzuführen.
    Die Gründe dafür, warum er sich so gern mit der Vergangenheit beschäftigte, waren Chart Deccon selbst nicht ganz klar. Vielleicht lag es an seinem Hang zur Einsamkeit, dem er manchmal gar zu ausgiebig frönte, gepaart mit der seltsamen Faszination, die die alten Eintragungen im Logbuch vermittelten.
    Die Gedanken an die Schläfer hatten sein Interesse unvermittelt wieder geweckt. Durch einen knappen Rückruf in die Zentrale vergewisserte er sich, dass an Bord weitgehend Ruhe herrschte. Einige Stunden der Muße durfte er sich leisten. Von den Geschichten aus längst vergangenen Tagen konnte er sich ablenken lassen; er konnte Kraft sammeln für die kommenden Herausforderungen.
    Etwas von der drückenden Düsterkeit, die das schwarze Mobiliar dieses Raumes vermittelte, sprang auf Chart Deccon über. Seine Bewegungen waren langsam, als er sich einem der Schränke zuwandte. Kein Muskel zuckte in dem massigen Gesicht, und die kleinen Augen blickten kalt. Es hieß, dass er keine Gefühle kannte. Er selbst wusste es besser. Oft genug musste er sich eisern beherrschen, um seine Emotionen nicht offen zu zeigen. Auch in diesem Moment, als ihn eine seltsame Melancholie erfüllte, hielt er die Maske aufrecht.
    Er blieb vor dem Schrank stehen und öffnete eine Schublade. Ein paar Sekunden hielt er inne, um die Schatulle zu betrachten. Es war ein wertvolles Stück, aus reinem Elfenbein gefertigt und mit silbernen Beschlägen versehen.
    Beinahe andächtig öffnete er das Behältnis und nahm das Logbuch heraus. Dann ging er zurück und ließ sich wieder in seinem Thronsessel nieder. Prüfend wog er das Buch in der Hand.
    Es war kein Logbuch im herkömmlichen Sinn, kein Datenspeicher mit nüchternen elektronischen Aufzeichnungen. Dies waren Papierblätter, lose gebunden, mit zum Teil sogar handschriftlichen Eintragungen.
    Einmal ließ Chart Deccon die Längskanten der Blätter an seiner Daumenkuppe entlanggleiten. Dann schlug er die erste Seite auf. Er tat das fast jedes Mal, bevor er sich einen anderen, beliebigen Eintrag heraussuchte. Den Text kannte er mittlerweile fast auswendig, trotzdem las er ihn immer wieder.
     
    Das Ereignis, auf das wir so lange gewartet und hingearbeitet haben, ist endlich eingetreten.
    Perry Rhodan hat uns die SOL übereignet.
    Wir sind unter uns.
    Wir – das sind jene Menschen, die innerhalb des Schiffes geboren wurden, die zwischen den Sternen leben wollen und die das Dasein auf der Oberfläche eines Planeten nicht mehr ertragen können.
    Keiner von den Alten ist bei uns geblieben. Alle Terraner haben sich auf die BASIS zurückgezogen.
    Ich gebe zu, dass die Trennung schmerzt. Mit vielen, die nun nicht mehr bei uns sind, habe ich mich gut verstanden. Sie waren aufrichtige Menschen, Freunde gar, auch wenn wir oft genug gegensätzliche Standpunkte vertreten mussten. Selbst bei harten Auseinandersetzungen blieben sie immer fair: Perry Rhodan, Reginald Bull, Mentro Kosum, Jentho Kanthall und wie sie alle heißen. Nicht zu vergessen den kleinen Gucky, dessen muntere Späße mir fehlen werden.
    Aber ich möchte mich hier nicht in Sentimentalitäten verlieren. Die SOL hat sich von der BASIS gelöst und das System der Wynger verlassen. Unsere lange Reise hat begonnen. Wir können endlich so leben, wie wir es immer wollten. Das allein zählt.
    Allerdings bereitet mir die erlangte Unabhängigkeit, sosehr ich sie immer befürwortet habe, auch Sorgen. In ihrer Euphorie, die sie in diesen Tagen beherrscht, vergessen die Solaner allzu leicht, dass ein Leben, das sich ausschließlich im Weltraum abspielt, auch auf lange Sicht eine Illusion bleiben wird. Wir werden immer auf Planeten und deren Ressourcen angewiesen sein. Die meisten wollen es nicht wahrhaben. Sie eifern
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