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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Autoren: Michael Marcus Thurner
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notwendigen Legitimationen anfertigen lassen, Tante Tipa?«, fragte ich unsere Gastgeberin.
    »Warum lässt du das nicht ebenfalls diese sauberen Herrschaften von der USO erledigen?« Die Augen der Piratin gingen auseinander. Sie schien zu viel und zu schnell vom schweren Wein getrunken zu haben.
    Lass dich nicht täuschen! , flüsterte mir der Extrasinn zu. Tipa simuliert. Ihr Zellaktivator tötet selbstverständlich die Wirkung des Alkohols ab. Sie tut alles, um noch mehr unterschätzt zu werden, als dies ohnedies der Fall ist.
    So war es in der Tat. Wer würde diesem zahnlosen Weiblein zutrauen, eine der mächtigsten Spielerinnen auf dem politischen Schachbrett der Milchstraße zu sein? Die Flottenstärke und vor allem die Moral ihrer Piraten-Einheiten würden selbst die Truppen der USO in große Verlegenheit bringen.
    »Es blieb wenig Zeit, die Dinge in die Gänge zu bringen, bevor wir Lepso verließen«, antwortete ich schließlich mit schleppender, scheinbar berauschter Stimme. Tipa sollte merken, dass ich sie durchschaute und nachäffte. »Darüber hinaus sind deine Fälschungswerkstätten angeblich bestens bestückt. Ich ahne, dass du mir für deine Hilfestellungen ohnehin das Weiße aus dem Auge nehmen wirst. Also tu gefälligst etwas für dein Geld!«
    Sie blickte mich an, plötzlich wieder mit dem glasklaren Blick ihrer grünen Augen. »Es wird dich in der Tat einiges kosten«, murmelte sie.
    Wir wurden handelseins, ohne weitere Worte über unseren seltsamen Pakt zu verlieren. Sie wusste, was ich wusste – und umgekehrt. Wir beide waren zu lange im Geschäft, um uns gegenseitig mit Feilschereien zu beleidigen.
    Zumindest heute.
    Die launische Alte konnte bereits morgen wieder ihre Meinung geändert haben und mit einem Forderungskatalog auf dem Teppich meiner Kabine stehen.
    »Es warten anstrengende Tage auf euch«, sagte die Piratin, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Heute jedoch seid ihr die Gäste der großartigsten Piraten, die jemals die Sternengefilde der Milchstraße bereist haben. Euch soll es an nichts mangeln. Kampt!« Tante Tipa klatschte zweimal in die Hände. »Die Tänzer mögen anfangen. Und du begibst dich ohne Umschweife in mein Gemach und wärmst das Bett vor!«
    Der Bompaimer errötete sanft, wie ich es bereits öfters gesehen hatte. Es stand zu befürchten, dass der arme Kerl die Anweisungen seiner Chefin buchstabengetreu befolgen würde.
     
     
    »Guten Morgen, Eli Pattri!«, begrüßte mich Tante Tipa in der Zentrale der DREADFUL am nächsten Morgen. »Es freut mich, dass du bereits wieder auf den Beinen bist. Wo sind deine Begleiter?«
    »Sie richten sich soeben für den Abflug her«, antwortete ich.
    »Du hast dir das Modulationsmittel für die Stimme bereits gespritzt, wie ich höre. Und deine Maske sitzt ausgezeichnet.« Sie kam auf mich zugehumpelt und begutachtete mich näher. »Diese Wampe ist für meinen Geschmack etwas zu feist. Als weißschopfiger Atlan da Gonozal gefällst du mir weitaus besser. Oder ist diese Identität etwa auch vorgetäuscht?«
    Ich lächelte gezwungenermaßen über den kleinen Scherz. Dabei wusste die Piratin nicht, welch wunde Stelle sie mit ihren Worten in mir berührte. Ich hatte in meinem langen Leben derart viele verschiedene Rollen gespielt, dass selbst ich meine Probleme hatte, die verschiedenen Charaktere auseinanderzuhalten. Welche von ihnen hatten mir selbst entsprochen, welche waren vorgeschoben gewesen?
    Tante Tipas Stock fuhr mir unsanft zwischen die Rippen. »Ich sehe dich ungern in grüblerischer Laune, Beuteterraner. Konzentrier dich gefälligst auf deine Aufgabe.«
    Sie hatte Recht. »Wie lange noch?«, fragte ich.
    »Wir werden euch in der nächsten Stunde ausschleusen. Die REVENGE ist startklar.«
    Die REVENGE. Eine von der Piratin zur Verfügung gestellte Luxusjacht zweifelhafter Herkunft. Damit würde ich standesgemäß auf Sadik landen können.
    »Du weißt, was du zu tun hast?«
    »Wir bleiben in unmittelbarer Nähe«, bestätigte mir die Piratin. »Über die Funksatelliten, die ihr im Orbit über Sadik ausschleust, halten wir den Funkkontakt aufrecht. Im Notfall rufen wir über Decaree USO-Einsatztruppen herbei. Keine Angst – ich kenne lediglich jene Kodierungen, mit denen ich deine liebreizende Vertreterin über Umwege erreiche. Auch wenn ich zu gern wüsste, wo sich Quinto-Center befindet.«
    Ich erwiderte nichts auf die indirekte Frage. Der Standort von USO-1, jenem ausgehöhlten Asteroiden, war eines der größten
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