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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Sitzpolstern. Vorsichtig ließ sie sich nieder.
    »Flauschigste Epaqual-Daunen, sorgfältig aufgeschüttelt, überzogen mit ölgegerbtem Zumr-Leder, parfümiert mit den feinsten Düften, die in der freien Milchstraße erhältlich sind«, säuselte die Piratin, »und das alles für meine liebsten Freunde.«
    »Du überraschst mich, Tante Tipa.« Ich setzte mich in geziemendem Abstand neben Aizela. Ohm Santarin nahm ihr gegenüber Platz. »Stecken doch ein paar kleine Körnchen Benimm und Anstand in deinem welken Körper?«
    Für einen Moment sah es so aus, als würde die Alte über mich herfallen und mit dem Stock auf mich einprügeln; dann hatte sie sich wieder vollends unter Kontrolle. »Du wärst froh, dürftest du diesen ›welken Körper‹ kneten und dich darauf herumwälzen, Beuteterraner. Aber diese Gnade bleibt dir für alle Zeiten versagt.«
    »Du nimmst mir die ganze Lebensfreude, meine prachtvolle Blume des Weltalls …«
    Das Essen wurde serviert. Träger marschierten zu Trommelgewitter auf. Berge zart gebratenen Fleischs wurden uns auf silbernen Tabletts zu Füßen gelegt, umrahmt von kunstvoll arrangiertem Gemüse. Ich sah terranischen Blumenkohl auf sajovicischem Erdschlunk, gedünsteten Monenreis, gemischt mit halbgaren Parapalenzünglein, camouflierende Strankalan, garniert mit niedervoltigen Essigkernen, sowie sülzende Buckelhefe. All diese Delikatessen mussten ein Vermögen gekostet haben. Ich ahnte, dass Tipa sie nicht unbedingt auf redlichem Weg erworben hatte.
    »Sind das zyphonische Marschnudeln?«, fragte Ohm Santarin. Vorsichtig langte er nach einem der zehn flachen Dekorstreifen, die beunruhigende Töne von sich gaben.
    »So ist es«, antwortete Tipa Riordan. Ächzend beugte sie sich vor und griff nach einer der Nudeln. »Waren gar nicht leicht zu bekommen, die Dinger. Ein guter Bekannter schenkte mir eine ganze Kiste dieser Spezialitäten, bevor er freiwillig ins Exil auf Helldoor ging, um seine Sünden zu bereuen.« Die Nudel baumelte vor ihrem Mund hin und her und gab Töne von sich, als würde sie um ihr Leben betteln.
    »Soviel ich weiß, gibt es Bestrebungen, die Zyphonier als kognitive Lebewesen anzuerkennen?«
    »Das ist lediglich dummes Geschwätz allzu eifriger Moralapostel.« Tipa stopfte sich die Nudel in den Mund, kaute trotz der schrillen Töne mehrmals darauf herum und verdrehte schließlich genießerisch die Augen. »Nur weil sie uns im Augenblick ihres Verzehrs ein paar seltsame Glücksgedanken vermitteln, haben wir es noch lange nicht mit bewusstseinsfähigen Existenzen zu tun. Greift zu, meine arkonidischen Freunde, greift zu …«
    Zwei Ertruser, die weite Beinkleider trugen und sich lächerlich anmutende Turbane um den Kopf geschlungen hatten, bedienten uns. Ihre Feinfühligkeit überraschte. Sie zerrissen das knusprig gebratene Fleisch geschickt in kleine Stücke und legten es mit Zangen, die in ihren Pranken wie Pinzetten wirkten, auf wertvolles Keramikgeschirr. Ich lehnte die zyphonischen Marschnudeln ab, genauso wie Aizela und Ohm, sprach aber dafür den latianischen Knackskecksen umso mehr zu. Zu jeglicher Art von Fleisch gemischt, erzeugten sie einen trüffelähnlichen Geschmack im Mund, der einen leicht alkoholischen Beigeschmack erkennen ließ.
    »Du willst wieder in der Maske des Eli Pattri auftreten?«, fragte Tipa Riordan nach geraumer Zeit.
    »So ist es.« Ich atmete tief durch. Die Schonfrist, die uns die Piratin genehmigt hatte, war also vorbei. Sie würde uns mit Fragen löchern, bis sie alles wusste, was ihr für diese Mission notwendig erschien. Es konnte nicht mehr allzu viel sein. Tipa hatte überall ihre Informanten sitzen. Nicht zuletzt hatte sie mich mit dem Hökerer zusammengebracht und verfügte darüber hinaus mit Kampt Ruyten über einen Ersten Wesir, der gute Geschäfte sprichwörtlich erschnüffelte.
    Kann es sein, dass dieses Zeterweib die ganzen Dinge erst in Bewegung gebracht hat? , stellte mein Extrasinn zur Diskussion. Steckt sie hinter der Schnitzeljagd nach den Tyarez; hetzt sie dich vor sich her?
    Der Gedanke war provokant und entbehrte sicherlich nicht eines Körnchens Wahrheit; aber die Fakten sprachen schlussendlich gegen diese Theorie. Die Spur der Tyarez, der ich seit einem Monat folgte, war von einem Hautträger gelegt worden, der die Physiognomie seines arkonidischen »Wirts« derart verändert hatte, dass er mir ähnelte. Es war ein bizarrer Hilferuf gewesen, der über die lepsotischen Medien verbreitet worden war und somit
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