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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde
Autoren: Isabelle Sander
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mal erschrocken, nur verblüfft.
    »Ich hab’s schon wieder«, sagte er. Mein Herz schlug schneller.
    »Wie hast du’s gefunden?«
    »Zufall.«
    »Bist du mir böse?«
    »Nein.«
    Er fuhr mich die leeren dunklen Straßen, weg aus Islington Richtung
Heathrow. Zügig und schweigend fuhr er. Warum er überhaupt gekommen war, wusste
ich nicht. Sein Gesicht war mit seinen langen Haaren bedeckt, und ich sah
dazwischen nur Fragmente davon aufblitzen, wenn uns ab und zu ein Auto
entgegenkam und ihn kurz anleuchtete. Es war, als wären die Erhebungen darin
dunkle Löcher und umgekehrt.
    »After the storm had past, I wonder how long the break in the clouds
would last«, hörte ich eine leise traurige Stimme aus den Boxen singen, »I saw
something in your eyes, I am sure, baby, I saw it, something in your eyes and I
wanted it for myself.«
    Die verwundete Stimme des Sängers bohrte sich in mein Herz, wir
flogen in hoher Geschwindigkeit über die leere Autobahn. Aber ich konnte seine
Augen nicht sehen. Wir waren sicher schon 30 Minuten unterwegs und hatten immer noch kein Wort gesprochen. Ich neigte mich in
seine Richtung, legte ihm meine Hand auf den Oberschenkel und fühlte seine
starke Muskulatur unter dem feinen Wollstoff seiner Hose. In den weichen
Ledersitz gepresst, schloss ich die Augen und wanderte mit meiner Hand höher.
Ganz ruhig ließ ich sie dort liegen, genoss die Wärme, die sein Schoß
ausstrahlte, und fühlte, wie er sich langsam regte. Ich atmete tief und
entspannte mich völlig. Ich wusste, dass wir viel zu schnell unterwegs waren auf
der nassen Straße, aber es war auch viel zu überwältigend, um es zu stoppen. Wir
waren wieder im Dialog, ohne Worte, darin, wo wir am besten waren. Durch den
Stoff hindurch bäumte er sich meiner Hand entgegen, gab sich meinen Berührungen
völlig hin, als wollte er von mir gesteuert werden. Seine ganze Pracht
entfaltete sich in meiner Handfläche die zunehmend unter enormer Hitze zu glühen
begann. Ich hatte das Gefühl, alles zu lenken, die Welt zu führen und mich aus
dem Sitz zu erheben. Durch meine geschlossenen Lider bemerkte ich, wie es nun
schlagartig taghell wurde und er das Tempo reduzierte. Er stellte den Wagen ab.
Noch bevor ich meine Augen öffnete, fühlte ich seine Lippen mir einen zarten
Kuss auf die Wange hauchen. Ich öffnete die Augen, aber ich sah ihn nicht.
Stattdessen schaute ich in das hektische Treiben, das am Flugplatz schon
eingesetzt hatte, gleißend hell unter den hohen Scheinwerfern. Er war hinten ums
Auto gegangen, holte meinen Koffer vom Rücksitz und öffnete mir die Tür.
    »Das ist dein Terminal?«, fragte er.
    »Ja.«
    Dann zog er mich zu sich und fuhr mir mit seiner flachen Hand über
mein Gesicht.
    »Du weißt, welche Taste du drückst, wenn du mich brauchst, Jo,
okay?«, er zwinkerte mir mit einem liebevollen Funkeln zu. »Ja«, sagte ich und
küsste ihn kurz auf den Mund.
    »Aber warte diesmal nicht wieder ein halbes Jahr damit,
versprochen?«
    »Vielleicht meldest du dich ja auch ausnahmsweise mal bei mir, wie
wär das?«, meinte ich.
    »Da musst du mir aber versprechen, dass du das Handy nicht wieder Ivo
gibst.«
    »Wie bitte?« Ich lächelte verunsichert.
    »Na ja, du hast nicht abgehoben, dafür aber Ivo. War nur nicht sehr
unterhaltsam für mich.« Er zwinkerte.
    Wieder bekam ich das weiche Gefühl unter meinen Fußsohlen, so als
würde sich ein Minibeben unter ihnen ereignen.
    »Er hat mein Telefon abgehoben?«
    »Ja, weißt du das denn nicht?«
    »Du willst mich jetzt aus der Reserve locken, oder?«
    »Hat er’s dir nie erzählt?«
    »Nie was erzählt?«
    »Ich dachte, du standest vielleicht daneben. Er klang so aufgesetzt
und hölzern.«
    »Ich versteh noch immer nicht. Willst du sagen, du hast mit ihm
telefoniert?« Ich wich zurück: »Das ist doch ein blöder Scherz.«
    »Komm, Jo, ich dachte, nachdem du’s ihm erzählt hast …«, er
schüttelte nur den Kopf.
    »Ich hab ihm nie was erzählt, meinst du von uns? Bist du verrückt?
Ist das nun dein Ernst oder was … was hat er gesagt? Du willst mich jetzt
fertigmachen, oder?«
    »Wow, ich dachte …«, mit offenem Mund starrte er mich an, fuhr
sich durchs Haar. Seine Augen waren riesig. Dann schüttelte er wieder den Kopf.
»So ist das also …«, murmelte er vor sich hin.
    »Was hat er gesagt?«, schrie ich ihn hysterisch an.
    »Irgend so was wie, dass ich endlich die Finger von dir lassen soll,
sonst würde er mir die Hölle heiß machen oder mich zur Hölle schicken
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