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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S.
Autoren: Greg Iles
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Hand nach der Halsschlagader und fühle einen Puls. Drewe ist noch neben mir.
    »Verdammt noch mal, lauf!« Ich gebe ihr die .25er. »Hinter den Werkzeugschuppen!«
    Sie nimmt die Pistole, setzt sich aber nicht in Bewegung. Voller Wut beuge ich mich vor und drücke meine rechte Schulter gegen Mayeux’ Bauch. Dann lasse ich mich zurückfallen und ziehe ihn mit, bis er quer über mir liegt. Nun ist es nur noch eine Sache der rohen Kraft. Ich nutze die Hebelwirkung, bis ich auf die Beine komme und er wie ein nasser Sack über meinen Schultern liegt, wie ein Bewußtloser, den ein Feuerwehrmann aus einem brennenden Haus trägt.
    Während Drewe die Ecken des Hauses im Auge behält, laufe ich schwankend über den Rasen zum Werkzeugschuppen, gehe unter den Feigenbäumen dahinter in die Knie und lege Mayeux auf seinen Rücken. Drewe gibt mir die .25er und tastet dann den Griff des Schraubenziehers ab, der aus Mayeux’ Brust ragt. Daß sie sich um einen dringenden Notfall kümmern muß, scheint ihr die Fassung zurückgegeben zu haben.
    »Willst du das Ding in ihm stecken lassen?« frage ich, während sie Mayeux auf weitere Verletzungen hin untersucht.
    »Das ist besser für ihn«, sagt sie und tastet vorsichtig seinen Hinterkopf ab. »Was bringt den Drucker zur Explosion?«
    Bevor ich antworten kann, sagt sie: »Sieh mal!« und zieht einen kurzen, gefiederten Pfeil aus Mayeux’ Nacken.
    »Er geht in die Luft, sobald Berkmann deine Nachricht ausdruckt«, erkläre ich ihr und spähe um die Ecke des Schuppens. Der Hof ist leer, das Haus still. Als ich mich wieder umdrehe, starrt Drewe mich an wie einen Trottel.
    »Warum sollte er die Nachricht ausdrucken? Er kann sie doch einfach lesen. «
    »Nicht, ohne den Bildschirm nach unten zu rollen.«
    »Na und?«
    »Die Tastatur ist programmierbar. Wenn du die Taste für das Komma dorthin haben willst, wo normalerweise das Semikolon ist, kannst du es so einrichten. Dazu sind nur ein paar Befehle erforderlich.«
    »Ich kapiere das noch immer nicht.«
    »Ich habe jede Taste, die ihn zur nächsten Bildschirmseite bringen kann, so programmiert, daß sie ein und den gleichen Befehl erteilt: Bildschirm ausdrucken.«
    »Den Abwärts-Curser?«
    »Jeden Cursor. Und BILD NACH UNTEN. Da du die Maus abgeschnitten hast, muß er die Tastatur benutzen. In dem Augenblick, in dem er auf irgendeine Taste tippt, fließen sechshundert Volt durch den Koronadraht des Druckers, den ich durchtrennt habe. Beide Enden stecken im Schwarzpulver. Ein Funke wird zwischen den Drähten überspringen, und das war’s dann für Edward.«
    Drewe starrt vor sich hin, als versuche sie, die Erfolgsaussichten zu berechnen. »Wird er keinen Verdacht schöpfen? Irgendeine Falle wittern?«
    »Wahrscheinlich. Und wenn in deiner Nachricht gestanden hätte, er soll sie ausdrucken, oder du ihn irgendwie hättest dazu verleiten wollen, würde er es wohl nicht tun. Aber damit kann er nicht rechnen. Die einzige Frage ist ... wird er versuchen, die ganze Nachricht zu lesen?«
    Sie nickt. »Er ist geradezu süchtig danach. Der Computer ist sein Fetisch. Vielleicht durchsucht er vorher das ganze Haus, aber er wird diese Mitteilung lesen.«
    »Was hast du überhaupt geschrieben?«
    »Nur das, was du mir gesagt hast. Ich ...«
    »Psst! Sei still!«
    »Was?« Ihre Augen weiten sich vor Furcht. Drewe neigt den Kopf und lauscht auf die falschen Geräusche.
    Ich schließe die Augen und versuche, die Entfernung abzuschätzen; im Delta werden manche Geräusche kilometerweit getragen. »Eine Sirene«, sage ich, noch während der Ton wieder verklingt.
    »Sie muß ziemlich weit weg sein.«
    »Ja. Aber Berkmann wird sie bald hören. Dann wird er abhauen.«
    Ich erhebe mich. Ich weiß nicht, warum, aber man fühlt sich immer besser, wenn man etwas tut, als wenn man nichts tut. Selbst, wenn man etwas Dummes tut.
    »Was hast du vor?« fragt Drewe.
    »Er könnte einen unserer Wagen stehlen ... und zum Flughafen fahren. Ich will ihn jetzt nicht entkommen lassen.«
    »Du bleibst hier!«
    Ich kann Drewe nicht ohne Waffe zurücklassen, aber Berkmann auch nicht ohne Waffe nachsetzen. Mayeux’ Schulterhalfter ist leer. Ich finde mich fast resignierend damit ab, hier zu warten, als mir etwas einfällt. Ich gehe neben dem bewußtlosen Detective auf die Knie und ziehe eins seiner Hosenbeine hoch. Darunter befindet sich nur ein behaarter Knöchel. Aber als ich das andere hochziehe, sehe ich den mit Klebeband umwickelten Griff eines stupsnasigen Revolvers vom
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