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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S.
Autoren: Greg Iles
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sagt sie mit seltsamer Stimme. »Edward wird mich herausholen.« Sie schaut in den Lauf des .38er und wirft mir einen Blick zu, der Quecksilber erstarren lassen könnte. »Wirst du mich wirklich erschießen, Harper? Das wollen wir doch mal sehen.«
    Sie schaut wieder auf den nun fast völlig finsteren Hof. »Weißt du, was ihn umbringen würde, Edward?« sagt sie.
    »Was?«
    »Wenn ich ihm die Wahrheit über den Sex mit ihm sagen würde.«
    »Sag’s ihm.«
    »Halt die Klappe, verdammt noch mal!«
    »Ich hatte nie einen Orgasmus, wenn Harper in mir war. Nicht in drei Jahren Ehe und einem Jahr Sex vorher. Natürlich glaubt er, er hätte mich zum Höhepunkt gebracht. Traurig, nicht wahr?«
    »Das wird sich bald ändern.«
    Berkmanns Stimme klingt anders. Irgendwie angespannter.
    »Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, daß Erin den Sex mit ihm genossen hat«, fährt Drewe fort. »Denn sie kannte sich mit Sex aus, das kann ich dir sagen. Du würdest nicht glauben, was sie alles getan hat.«
    Berkmann sagt nichts.
    Der Arm, mit dem ich die Waffe halte, prickelt wie vor zwanzig Jahren, als ich in die Grube langte, um Miles herauszuziehen. Ich spüre, daß Berkmann auf meine Hand zielt, genauso wie ich damals diese Klapperschlange gespürt habe. Es wäre sehr riskant, jetzt zu schießen, durch eine Glasscheibe, mit Drewes Kopf in unmittelbarer Nähe. Aber er könnte es mit einem Betäubungspfeil versuchen. Ich trete schnell einen Schritt zurück und ziehe den .38er hinter den Fensterrahmen.
    »Was hat sie denn getan?« fragt Berkmann plötzlich.
    Drewe schaut mich an. »Ich hab’ mal gesehen, wie sie um eine Anzeige wegen Alkohol am Steuer herumgekommen ist, weil sie es mit dem Streifenpolizisten gemacht hat ... du weißt schon, in voller Montur. Ehrlich. Sie hat sich nicht mal ausgezogen. Ihn auch nicht. Es war so eine Art Klammertanz am Straßenrand. Für sie war Sex wie Atmen.«
    »Und für dich?«
    »Ich weiß, wie es für mich sein soll . Ich will, daß es – überwältigend ist. Ist es falsch von mir, das zu wollen?«
    »Nein.«
    »Bei den wenigen Malen, bei denen ich ... einigermaßen erregt war, war Harper immer schon fertig. Weißt du, wie man eine Frau berühren muß, Edward? Wo man sie berühren muß?«
    »Ich kenne Stellen, von denen du gar nicht weißt, daß du sie hast.«
    »Du Schlampe!« schreie ich. »Leg auf!«
    »Sag ihm, was du tun wirst, wenn ich auflege, Edward.«
    »Dann werde ich das Benzin anzünden, Harper. Und wenn du herausgelaufen kommst, werde ich dir in die Eier schießen. Ich habe die Waffe des Deputy, und ich bin ein ausgezeichneter Schütze. Ich habe übrigens auch Officer Mayeux’ Waffe, um das klarzustellen.«
    Ich knirsche mit den Zähnen und schließe die Augen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Mayeux seine Waffe freiwillig abgegeben hat. Nicht, solange er noch lebt. So läuft die Sache nicht. Drewe glaubt, sie schinde Zeit, aber Berkmann bleibt nicht untätig. Ich laufe zum Schreibtisch und kritzle mit schwarzem Filzstift eine Mitteilung auf den Notizblock. Dann gehe ich zur Wand zurück und halte ihn hoch, damit Drewe es sehen kann, wenn sie nur ein wenig nach links schaut.
     
    ER SPIELT MIT DIR! LEGT UNS REIN!
    DU MUSST DEN SPIESS UMDREHEN!
    VERSCHAFF MIR EINE SCHUSSMÖGLICHKEIT!
     
    In der knisternden Stille sieht Drewe mich an wie ein kleines Mädchen, das auf ein Dreimeterbrett gestiegen ist und nun vor Angst nicht mal mehr zur Leiter zurückgehen kann. Sie scheint haltlos zu wanken. Doch als ich auf sie zugehe, richtet sie sich kerzengerade auf und hebt eine Hand, um mich zurückzuhalten.
    »Ich habe viel über deine Transplantationsarbeit nachgedacht«, sagt sie. »Ich habe als erste herausgefunden, was du tust. Aber ich dachte nicht, daß so etwas tatsächlich möglich wäre.« Sie wartet vergeblich auf Antwort. »Es ist nicht möglich, nicht wahr? Deshalb hast du es aufgegeben.«
    Stille. Dann: »Es ist nicht nur möglich, es ist sogar einfach. Das Problem ist die Illegalität, die Schwierigkeit, Spender und Empfänger für die Versuche zu bekommen.«
    Ich nicke Drewe ermutigend zu. Sie hat den richtigen Knopf gefunden.
    »Kannst du wirklich den normalen Alterungsprozeß ausschalten, so daß der Mensch jung bleibt?«
    »Natürlich.«
    »Du könntest dafür sorgen, daß ich jung bleibe?«
    »Ich werde es tun, Drewe. Wenn die Frauen, mit denen du zur Schule gegangen bist, gegen Menopause und Osteoporose kämpfen, wirst du in Sankt Moritz Ski fahren und so lange und so
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