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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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der Schatten unsicher nachsetzte: »Es wird sich herumsprechen. Seid gewiss.«
    »Was ist mit dem Wurzelmeister und dem Kieferbieger?«
    »Ihre Arbeit ist noch nicht vollendet.«
    »Versprecht ihnen mehr Gold.«
    »Wie Ihr wünscht, Meister.«
    »Wie steht es mit der Orakelhöhle?«
    »Wir sind bereit.«
    Aus dem Dunkel drang ein zufriedenes Lachen. »Du bist wahrhaft Neuer Stahl, Schatten. Ich bin… zufrieden.«
    Den Schatten durchlief ein wohliger Schauer.
    Die Wächter schlossen die Tür, und drinnen verklang das Gelächter des Meisters. Alles verlief wie geplant, der Neue Stahl war überall. Selbst in die innersten Höhlen des Ehernen Volkes war er unbemerkt vorgedrungen.
    Im Schatten alter Prophezeiungen glomm ein neues Zeitalter herauf.
    Das Zeitalter des Neuen Stahls.
    Und nichts würde ihn aufhalten können.
     

     

 
    1
     
     
     
    Wie üblich hatte sich der Hohepriester, Vertreter der Felsen, Stimme des Steines und Wisser des Wissens, gefolgt von seinem zweibeinigen Gedächtnis, am Ende der letzten Schicht ins Orakel zurückgezogen. Die Orakelhöhle lag direkt hinter seinen persönlichen Gemächern. Ihre Wände zierten grobe Felsreliefs, die die Entstehung des Ehernen Imperiums und eine Reihe göttlicher Heldentaten darstellten. Eine steinerne Treppe wand sich an den Felsbildern vorbei zu einer Empore hinauf, von der aus man in eine Art Brunnenschacht hinabblicken konnte, der in den Fels getrieben war.
    Und dort stand er, der Flammende unter den Glimmenden, der Wissende unter den Staunenden, der Höchste Priester der Zwergenheit. Er war einer der wenigen Tausendjährigen, sein Bart so makellos weiß wie das Licht eines Glühlindwurmes, und sein Gesicht schien alle Falten des Ehernen Imperiums zu beherbergen. Die Augen des Höchsten der Hohen waren schlecht geworden, und die geschliffenen Gläser, die auf seiner Nase klemmten, nahm er nur noch selten ab. Sein bestickter weißer Umhang hing schwer an seinen Schultern, und sein ausladender Zeremonienhelm verursachte ihm Kopfschmerzen. Zwei Dutzend stählerne, auf Hochglanz polierte Wurzeln waren daran festgeschmiedet, die die Verbundenheit des Ehernen Volkes mit den Felsen symbolisierten. Darüber hinaus zierten den Helm die Stammeszeichen der vier ehrbaren Häuser – Feuer, Erde, Fels und Stahl – und das des Großen Verwalters, das Hammerzepter.
    Das Gewicht von Helm und Umhang sollte den Hohepriester stets an die Last seiner Verantwortung erinnern. Und diese Aufgabe erfüllte beides so gut, dass er regelmäßig sowohl das eine als auch das andere verfluchte.
    Dennoch war er der Steinvater, der höchste Priester der hintersten Höhle und der Gebende unter den Nehmenden, dessen Titel komplett aufzuzählen ganze zwei Tage in Anspruch genommen hätte.
    Ein Umstand, der nicht zuletzt auf die Titler zurückzuführen war, Zwerge, die nicht mehr in den Tunneln arbeiten konnten und nun drei Kiesel Gold für jeden Titel bekamen, den sie für ihren Hohepriester ersannen. Diese Titel gingen schließlich in voller Gänze auf den nächsten Hohepriester über, der daraufhin noch mehr anhäufte und diese wiederum an seinen Nachfolger weitergab, sodass sich im Laufe der vergangenen zweitausend Jahre einiges angesammelt hatte. Die Titel waren zu großen Teilen wenig geistreich, mitunter sogar vollkommen sinnentleert, aber dennoch ein bedeutsamer Bestandteil der zwergischen Kultur – ein Zeugnis ihrer kultischen Religion und der Goldgier, das über die Jahrhunderte erhalten geblieben ist.
    Und da das Eherne Volk in den glorreichen Tagen vor der Aufkunft noch nicht über den Segen der Schrift verfügte, oblag es dem zweibeinigen Gedächtnis des Hohepriesters, diese Titel zu bewahren.
    Das Gedächtnis war in der Regel ein Zwerg, der sich im Aufsagen der schier endlosen Ahnenreihen hervorgetan und die immense Erinnerungsfähigkeit der Zwerge vervollkommnet hatte. Für diese besondere Erinnerungsfähigkeit gab es vor allem zwei Gründe: Zum einen waren Zwerge sehr nachtragend. Und zum anderen konservierte Alkohol die Gedanken. Mit den Jahren hatte das zweibeinige Gedächtnis des Allerüberhöchsten Priesters das Vergessen nahezu verlernt. Es kannte jeden Einzelnen seiner Titel und sämtliche Mythen und Legenden des Ehernen Volkes, in allen erdenklichen Varianten von fast nüchtern über trunken bis volltrunken. *
    Und so bewahrte das zweibeinige Gedächtnis das komplette geistige Erbe der Zwerge – abgesehen von den Braurezepten der Wurzelmeister, die diese niemals
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