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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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höllisch weh, und die Finger wurden bereits taub. O Gott, o Gott, es ist gebrochen … Hab ich es mir gebrochen … Wo ist Spinne, wo … ? Sie unterdrückte einen panischen Schluchzer. Der rechte Ellbogen summte vor Schmerz, sie konnte die Finger nicht mehr bewegen. Gebrochen oder gesplittert oder gezerrt, und, o Gott, wo ist Spinne, wo ist sie?
    Ihr war schwindelig, Schmerz und Angst brachten sie fast um den Verstand. Unfähig sich zu bewegen, fühlte sie den Angriff kommen, noch bevor sie bewusst wahrnahm, was geschah: ein Schlurfen, das leise Knarzen eines Stiefels im Schnee, ein jäher Luftzug. Gerade noch rechtzeitig riss sie den Kopf zurück und sah etwas Schwarz-Weißes auf sich zukommen.
    Spinne, drohend aufgerichtet. Mit gefletschten Zähnen, die sehr weiß und unwahrscheinlich scharf aussahen. Damit konnte einem dieses Mädchen die Kehle durchbeißen.
    Wo ist das Messer, wo ist das Messer, wo ist es? Ihr Blick huschte zu Spinnes rechter Hand. Leer. Nichts, kein Messer, kein Messer, wo ist es? Hatte sie es fallen lassen? Irgendwie bewegte Spinne sich komisch, sie schlurfte mit vorgeschobener rechter Schulter auf Alex zu und sah dabei mit ihren silbrig glänzenden Augen zu einer Stelle hinter Alex’ rechter Schulter. Was? Das Messer war hinter ihr? Alex versuchte, nach hinten zu spähen. Wenn ich zuerst drankomme …
    Doch dann dachte sie: Halt. Rechte Schulter nach vorn. Sie schnappte nach Luft. Die linke Hand – sie hatte die Hand gewechselt!
    Laut kreischend ließ Spinne das Feldmesser in ihrer Linken auf Alex heruntersausen. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah Alex wie gelähmt die Klinge auf sich zurasen, ehe sie buchstäblich im letzten Moment aus der Schreckstarre erwachte. Sie ließ den Rucksack los, riss den linken Arm aus der Ziellinie und versuchte wegzurollen. Mit einem Pfeifen zerschnitt die Klinge die Luft, sie zischte so nah an ihrem Ohr vorbei in den Schnee, dass Alex den Kupfergeruch von altem Blut wahrnahm und sogar eine Ahnung von dem Schweiß des Farmers, der damit einst nach der Ernte im September Stängel zerhackt hatte.
    Eine halbe Sekunde war ihr der Luxus vergönnt, »knapp vorbei« zu denken.
    Und dann kam der Schmerz, ein heftiger Schmerz. Feuer und Eis tosten in ihrer Kehle und entluden sich in einem Schrei. Sich windend sah Alex vom Feldmesser nur das Heft – und eine blutrote Fontäne. Spinne hatte einen langen Haut- und Muskelstreifen aus ihrem Oberarm geschnitten, der jetzt grotesk von ihrer linken Schulter baumelte. Das blutbespritzte Gesicht von Spinne kam verschwommen in Alex’ Blickfeld, und dann sah sie erneut das Messer auf sich zu …
    »Nein!« Noch immer auf dem Rücken liegend zog Alex die Beine an und trat dann mit voller Wucht den rechten Stiefel in Spinnes Gesicht. Man hörte es splittern und krachen. Wie bei einem Crashtest-Dummy wurde Spinnes Kopf bei jedem Tritt nach hinten geschleudert, Ober- und Unterkiefer des Mädchens knallten dumpf aufeinander. Aus ihrer Kehle drang gurgelndes Blubbern.
    Mehr noch, sie ließ das Messer los.
    Messer, Messer, das Messer, hämmerte es stakkatoartig in Alex’ Kopf. Schnapp dir das Messer! Sie rollte sich zur Seite, grub die Hacken in den Schnee und rappelte sich auf die Beine. Wo ist das Messer, wo ist es? Ein rascher Blick nach links, und da lag es, blutverschmiert, nur wenige Meter von den Schädeln entfernt.
    Es ging nur noch darum, wer schneller war.
    Alex stürzte darauf zu, dabei schrie ihre Schulter vor Schmerz, Blut lief ihr übers Handgelenk, ihr Herz schlug in einem wahnwitzig schnellen Takt. Und dann griff sie zu, spürte, wie ihre Finger sich um den Holzgriff schlossen, und rammte den rechten Stiefel in den Schnee. Bei ihrer Drehung verschwammen ihr die grinsenden Schädel vor Augen, mit gebeugtem Ellbogen, das Messer in der Hand, versuchte sie auszuholen …
    Was sie dann sah, ließ sie abrupt innehalten.
    Keine zwanzig Zentimeter vor ihrem Gesicht war etwas Schwarzes, Rundes, Hohles – wie die leere Augenhöhle in einem Schädel.
    Entsetzen packte sie.
    Nathans Gewehr.
    Und da drückte Spinne ab.

3
    Klick.
    Kein Bumm .
    Eine halbe Sekunde verging, und sie lebte noch.
    Ladehemmung? Ein Versager? Es war eine Patrone in der Kammer, das hatte Nathan doch gesagt. Egal, was. Sie hörte, wie Spinne nach Luft schnappte, sah, wie ihr Blick suchend …
    Alex holte mit dem Messer aus. Die breite Klinge knallte gegen den Lauf der Browning und schlug die Mündung beiseite. Durch den Aufprall flog Alex das Messer aus
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