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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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Freund ruft mir zu, ich soll den Draht durchschneiden, den Draht, den verdammten Draht … « Cindi hörte, wie er zitternd tief Atem holte. »In letzter Sekunde, als ich mich schon entschieden hatte und es zu spät war, schaute ich trotzdem zurück, weil ich dachte, es wäre falsch wegzuschauen, jemand müsste sich daran erinnern … und ich sah … ich sah ihr Gesicht … «
    Das Mädchen also. Sie war das Kind, das … Cindi stockte der Atem. Was sollte man in einer solchen Situation sagen? Sie versuchte sich vorzustellen, was für ein Gefühl es war, mitanzuschauen, wie ein kleines Mädchen einfach zerfetzt wurde. Ihre Mutter hatte ihr diese Art von Filmen und Computerspielen immer verboten. Wie kamen Leute nur darauf, dass Töten, selbst wenn es fiktiv war, irgendetwas mit Spaß zu tun hatte?
    »Die Erinnerung ist wie Blut. Man kann sich waschen, so oft man will, aber an der Stelle bleibt immer ein Schatten zurück.« Ein langes Schweigen trat ein. »Ihr solltet jetzt gehen.« Aus seiner Stimme war wieder jeder Ausdruck gewichen. »Wirklich. Ich komme schon klar.«
    »Aber ich nicht«, platzte Luke heraus. Er war sehr blass, und seine Augen glänzten feucht. »Und ich werde wohl auch so bald nicht mehr klarkommen. Es war meine Schuld. Du bist meinetwegen weggegangen. Wäre ich nicht gewesen, wärst du dort geblieben. Und hättest sie vielleicht gerettet.«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Tom. Cindi dachte, wenn sie den Klang von Toms Stimme mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, würde sie ihn steinern nennen. »Sie war zu weit unten. Dann wären wir jetzt beide tot.«
    Was du auch gern wärst. Das stand für sie jetzt fest, ohne auch nur den Hauch eines Zweifels. Du wünschst dir, du wärst an ihrer statt gestorben.
    »Es ist keine Schande, sich für das Leben zu entscheiden, Luke«, sagte Tom.
    »Dann halte dich selbst an das, was du mir rätst«, erwiderte Luke, und Tränen strömten ihm über die Wangen. »Ich möchte nämlich, dass du am Leben bleibst, und ich habe Angst, du könntest sterben. Ich habe Angst, du bringst dich um, und dann weiß ich, dass es meinetwegen geschehen ist.«
    »Nein«, widersprach Tom. »Das wäre ganz allein meine Entscheidung. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Luke. Das würde ich dir niemals antun.«
    Vielleicht nicht hier und jetzt , dachte Cindi. Aber wenn Tom es irgendwann schaffte wegzuschauen, würde er vielleicht fortgehen, um zu sterben. Sich einfach irgendwo hinlegen, alles hinter sich lassen.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Luke: »Aber wenn du nicht mehr zurückkommst, werde ich nie Gewissheit haben. Ich werde immer zweifeln. Ich habe dir damals gesagt, dass ich nicht ohne dich weggehe, und das tu ich auch jetzt nicht oder wenn wir zum Marsch aufbrechen.«
    »Zum Marsch?«, fragte Tom.
    »Mellie hat gesagt, dass wir bald gegen Rule marschieren müssen«, erklärte Cindi und dachte: Dort sind Kinder und Jugendliche. Tom ist ein guter Mensch – das weiß ich – , und er wird ihnen helfen wollen. »Sie sagt, wir müssen die Kids dort retten.«
    »Mit Rule habe ich nichts zu schaffen«, meinte Tom.
    »Und was ist mit diesem Typen, diesem Chris Prentiss?«, fragte Luke, woraufhin Cindi eine Grimasse schnitt. Es war vielleicht nicht sonderlich geschickt, dieses Thema anzuschneiden, aber Weller und Mellie hatten ihnen so viel von Chris erzählt, und es klang nach einem richtig üblen Burschen. »Weller sagt, dass Chris offenbar Alex weggeschickt hat, damit sie den Chuckies in die Hände fällt. Willst du ihm das nicht heimzahlen?«, fuhr Luke fort. »Ich würde es wollen!«
    »Doch«, erwiderte Tom, »klar will ich es. Aber das ist es, was mir Angst macht. Zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich jemanden wirklich umbringen. Ich möchte aus nächster Nähe mitansehen, wie Chris Prentiss verreckt. Ich will, dass ich das Letzte bin, was er auf dieser Welt sieht. Und ich glaube, es wäre mir ein Vergnügen, ihn umzubringen.«
    »Klar, warum auch nicht?«, meinte Luke. »Er hat’s verdient.«
    »Das wissen wir nicht. Ich kenne ihn nicht. Aber ich … ich spüre, dass ich … mich verändere.« Tom ballte die Faust über dem Herzen. »Hier drin. Ich will das nicht, trotzdem geschieht es. Ich fürchte, wenn ich nach Rule gehe, wird es sich vollständig verändern.«
    » Es? Was verändert sich?«, fragte Cindi nach. Toms Stimme klang nun gar nicht mehr gut.
    »Dieses Monster in mir«, flüsterte Tom. »Ich kann es fühlen . Und ich glaube, wenn
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