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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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der Hand. Keine Zeit, es wieder aufzuheben; sie musste sich darauf konzentrieren, das Gesicht aus der Schusslinie zu halten. Und so hechtete sie nach dem Lauf, umklammerte ihn und versuchte, ihn an sich zu reißen.
    Spinne hatte sich von ihrer Überraschung erholt und reagierte geschickt. Anstatt um das Gewehr zu rangeln, stieß sie es in Alex’ Richtung. Alex versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten, aber Spinne war stark und hatte zwei unverletzte Arme. Es war ein Kampf mit der Schwerkraft, den Alex verlieren würde.
    Sie taumelte nach hinten, die Bäume schwankten, während die Welt kippte und sich drehte. Da hakte Spinne einen Fuß um Alex’ Knöchel, und Alex krachte gegen die Pyramide. Schmerz schoss ihr die Wirbelsäule hoch. Sie fühlte, wie die Schädel anfingen zu rutschen und die oberen Reihen herunterpurzelten. Klock, klock, klock, wie Murmeln auf Holz. Die mit gefrorenem Blut zementierten unteren Schichten bildeten ein stabiles Podest, was Spinne wusste. Mit gestreckten Armen beugte sie sich vor und versuchte, Alex mit dem Gewehrlauf die Luft abzudrücken. Sie war zwar kleiner als Alex, aber nicht so schwer verletzt und hatte die Schwerkraft auf ihrer Seite. Alex’ Muskeln drohten nachzugeben, und ihre Arme fingen an zu zittern. Aus Spinnes gebrochener Nase tropfte Blut auf Alex’ Lippen und in ihre Augen.
    Unvermittelt knickten Alex’ Ellbogen ein. Das war’s. Grausam wie eine Guillotine sauste das Gewehr auf sie nieder. Panik erfasste sie, als sie keine Luft mehr bekam und ihr schwarzrot vor Augen wurde. Wieder war sie auf dem Parkplatz, nur hatte sie diesmal kein Messer, und kein Tom würde ihr zu Hilfe kommen. Sie wollte sich aufbäumen, doch ihre baumelnden Beine fanden keinen Halt.
    Also tat sie, was ihr als Einziges übrig blieb. Sie erschlaffte, halb willentlich, halb aus Kräftemangel gab sie jeden Widerstand auf. Ließ es einfach geschehen.
    Und hörte, wie Spinne nach Luft schnappte, als sie unversehens auf sie sackte. Schnell wie eine Schlange hob Alex den Kopf und biss Spinne tief in die linke Wange. Durch Spinne ging ein Ruck, dann brach sie in ein Klagegeheul aus. Unvermittelt ließ der Druck auf Alex’ Kehle nach, denn Spinne wich zurück und riss Alex auf der zerstörten Pyramide mit sich empor. Doch Alex ließ nicht locker. Während sie zwischen den Zähnen Luft einsog, bewegte sie den Kiefer hin und her wie ein Sägeblatt. Und dann fühlte sie plötzlich, wie Spinnes Haut riss und sich ihre Zähne in den Wangenmuskel senkten. Ihr sprudelte Spinnes warmes, salziges Blut in den Mund. Dann ein Geräusch, als würde nasser Stoff in zwei Teile gerissen. Spinne brüllte auf. Eine Hand mit dem Armband aus farbigem Fetzen auf die blutende Wange gepresst, taumelte sie zurück.
    Und jetzt hatte Alex das Gewehr.
    Im Mund hatte sie Blut und einen Fleischfetzen aus Spinnes Wange, als sie sich auf die Beine kämpfte. Sie spie aus, ohne den Blick von dem Mädchen zu lösen, dann holte sie aus, schnell und entschlossen wie ein Schlagmann. Der Gewehrkolben schwirrte durch die Luft. Im letzten Moment spürte Spinne die Gefahr, sie fuhr zusammen, duckte sich und machte eine Ausweichbewegung nach rechts, was ihr vermutlich das Leben rettete. Mit einem lauten, hohlen Klang – wie ein großes Fleischermesser auf einem Schneidebrett – krachte der Gewehrkolben gegen ihre linke Schläfe. Ihr Kopf flog nach rechts, Blut schoss heraus wie Flammenzungen. Spinne verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße sichtbar war, ihre Beine knickten ein, dann fiel sie um wie ein nasser Wäschesack.
    Benommen vor Schmerz beugte sich Alex über sie. Das Gesicht des Mädchens war übel zugerichtet. Kinn und Wangen waren dick mit Blut verschmiert, und ihr strömte weiterhin Blut aus der Nase; wo es heiß in den Schnee tropfte, dampfte es ein bisschen. Ihr Atem war bei jedem Zug ein gurgelndes Röcheln.
    Mach ein Ende. Der Geschmack in ihrem Mund – säuerlich und herb, nach dunklem Blut und rohem Fleisch von Spinnes Wange, dazu die metallische Note von ausgeschüttetem Adrenalin – ließ Alex’ Magen rebellieren. Ihre geschundene Kehle war wie zugeschnürt. Ein hohes Wimmern in ihrem Ohr war fast so laut wie ihr Herzklopfen, konnte aber das Quietschen und Knarzen im Schnee nicht übertönen, und sie wusste: Die anderen kamen.
    Bring Spinne endlich um. Schieß ihr eine Kugel in den Kopf und erledige dann noch einen von ihnen. Tom würde sich niemals kampflos seinem Schicksal ergeben, und Chris auch nicht.
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