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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche
Autoren: Jennifer Armintrout
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aufzunehmen, war immer noch mit Blut gefüllt. Mit zitternden Händen tastete er den Schlauch bis zu der Stelle entlang ab, wo er in der Wand verschwand. Ein Stück Tablette, das sich nicht aufgelöst hatte, klemmte in dem dünnen Plastiktubus und führte dazu, dass das Blut nur tröpfchenweise durchlief.
    Das Orakel hatte überhaupt keine Beruhigungsmittel bekommen.
    Der Rest geschah zu plötzlich. Als er aufschaute, sah er das Gesicht des Orakels, fahl und neugierig an das Glas gelehnt. Seine Augen waren offen. Don taumelte rückwärts, schrie, stolperte über seine eigenen Füße und landete auf denen des schlafenden Laboranten. Dessen Turnschuhe standen in einer Blutlache. Er schlief gar nicht.
    Don öffnete den Mund, um zu schreien, aber er brachte keinen Laut hervor.

1. KAPITEL
    Unausweichlichkeit
    „Carrie, ich glaube, es ist Zeit, Nathan anzurufen.“
    Ich wusste, dass dieser Satz früher oder später kommen musste. Ich hatte nur gehofft, dass es viel, viel später so weit sein würde.
    Wir hatten es uns in Max’ Schlafzimmer gemütlich gemacht. Es war der einzige Raum in seiner großzügigen und luxuriös eingerichteten Eigentumswohnung, in dem ein Fernseher stand. In den vergangenen drei Wochen hatten wir nichts anderes gemacht, als tagsüber herumzulümmeln und nachts durch verschiedene Jazzklubs zu ziehen. Es war nicht so gewesen, dass ich keine Zeit gehabt hätte, Nathan anzurufen. Ich hatte es einfach vermieden.
    Als ich ihm nicht antwortete, seufzte Max schwer. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen das geschnitzte Kopfteil seines antiken Bettes. Es war das einzige Möbelstück in diesem Zimmer, das nicht modern war. So, wie er dasaß, wirkte er seltsam anachronistisch. Da er seine Verwandlung erst in den späten Siebzigerjahren durchgemacht hatte, war Max der jüngste Vampir, den ich kannte. Natürlich außer mir. Er hatte sich der Zeit viel schneller angepasst als einige andere Vampire. Er trug seine weizenblonden Haare kurz geschnitten und hatte sie mit Gel modisch nach oben gezwirbelt. Und in seiner Uniform, bestehend aus T-Shirt und Jeans, fiel er in der Menge der Twenty-Somethings in Chicago überhaupt nicht auf. Manchmal vergaß ich sogar, dass er vom Alter her mein Vater sein könnte.
    Offensichtlich wollte er genau darauf hinaus. „Es ist schon fast einen Monat her. Es macht mir ja nichts aus, dass du bei mir übernachtest. Verdammt, die meisten Abende warst dunur einen Mojito davon entfernt, wieder Dummheiten zu machen. Und da ich hier der einzige Mann bin, checke ich das voll. Aber Nathan ist mein Freund. Wenn du ständig kurz davor bist, dich von ihm zu trennen, sollte er das erfahren.“
    Ich lehnte es ab, daran festzuhalten, dass das Einzige, was mich mit meinem Schöpfer verband, die Blutsbande waren – diese eigenartige psychologische Verbindung, die uns die Gedanken und Gefühle des anderen spüren ließen. Aber auch die hatten uns in der letzten Zeit nicht sonderlich verbunden. Nathan schien mich aus seinen Gedanken zu verbannen. Die wenigen Male, die ich versucht hatte, mit ihm zu kommunizieren, hatte ich nur knappe und vage Antworten bekommen. Ich nehme an, dass das besser war, als mich zu bitten, zu ihm zurückzukommen, aber es tat dennoch weh.
    Trotzdem wollte Max diese einfache Logik nicht nachvollziehen. Die zahllosen Male, die ich versucht hatte, ihm zu erklären, dass Nathan und ich keine Beziehung führten, hatte Max es abgelehnt, vernünftige Argumente zu akzeptieren. „Er hätte dich nicht gefragt, ob du bei ihm bleiben willst, wenn er dich nicht liebte“, darauf bestand Max. „Nur weil er es nicht zugibt, heißt es ja nicht, dass es nicht stimmt.“
    „Ach, genauso wie bei dir und Bella?“, gab ich schnippisch zurück und beendete damit zügig die Unterhaltung. Ich hätte Max mit dieser Sache in Ruhe lassen sollen, denn er hatte selbst gerade eine unschöne Trennung hinter sich, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Offensichtlich hatte er seine Situation mit Bella auf mich und Nathan projiziert, um zu vermeiden, dass er sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen musste.
    „Ich glaube, ich schaffe es nicht, jetzt mit ihm zu reden“, antwortete ich, obwohl ich sehr gut wusste, was für eine lahme Ausrede das war.
    „Je länger du wartest, desto schlimmer wird es.“ Maxwusste, wie recht er hatte. Ich konnte es ihm ansehen, dass er den Triumph spürte. „Und wenn es ein schlimmes Gespräch wird – na und? Wir gehen heute Abend
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