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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche
Autoren: Jennifer Armintrout
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er nur? Still kochte ich vor Wut, während ich die Treppe zu den Gästezimmern im unteren Stockwerk hinunterging. Ich ließ mich auf das kunstvoll geschnitzte Bett in meinem neoklassizistischen Zimmer fallen und zog mir die Daunendecke über den Kopf.
    Kalte Tränen rannen mir über die Wangen. Nathan hatte mir von Anfang an klargemacht, dass es zwischen uns nichts anderes geben würde als die Verbindung durch die Blutsbande. Aber je häufiger er mir das sagte, desto mehr tat es jedes Mal weh, weil ich ihm eigentlich nicht glaubte.
    Ich dachte, das wäre in der Nacht geklärt worden, alsBella durch ihren Bannspruch Nathan dazu verholfen hatte, den Tod seiner Frau endlich zu überwinden. Er hatte in etwa gesagt, dass es zwischen uns niemals etwas geben würde. Ich dachte, es hätte daran gelegen, dass er niemals darüber hinwegkam, dass er für den Tod seiner Frau verantwortlich gewesen war. Nun, knapp einen Monat später schien er sehr wohl einen Fortschritt in dieser Sache gemacht zu haben. Also, entweder hatte er gar nicht siebzig Jahre und einen Monat dazu gebraucht, um seine Schuldgefühle zu überwinden, oder es ging gar nicht darum, dass er Marianne nicht hintergehen wollte. Er hatte einfach an mir kein Interesse.
    Meine Eltern haben mich zu einem logisch denkenden Menschen erzogen. Logik besagte, dass die plausibelste Annahme die richtige war. Nathan war wohl immer noch durcheinander, aber das hieß nicht, dass er sich von mir durcheinanderbringen ließ. Geschweige denn, dass er mit mir ins Bett gehen würde.
    Da ich Max diese neuen Erkenntnisse noch nicht mitteilen wollte – er verleugnete noch alles, was mit Bella zu tun hatte –, tat ich so, als sei gar nichts geschehen, während wir unsere Zähne in die Zuckerwatte und Schweineohren schlugen.
    Aber leider bemerkte Max meine miserable Stimmung. „Carrie, was ist los? Da ist doch etwas?“
    „Mir geht es gut“, gab ich kurz zurück, um es sofort zu bereuen. Er konnte nichts dafür, dass ich vor meinem inneren Auge ständig sah, wie Bella und Nathan damit beschäftigt waren, zahlreiche gewagte Stellungen auszuprobieren. „Es tut mir leid, ich …“
    „Ist es Heimweh?“
    … mache mir Sorgen darüber, dass der Mann, den ich liebe, gerade in diesem Moment mit der Frau vögelt, die du vorgibst, nicht zu lieben.
    „Ja, so ungefähr.“ Ich versuchte, fröhlicher zu klingen, alsich hinzufügte: „Weißt du, was gut gegen Heimweh hilft? Alkohol.“
    Max grinste. „Jetzt verstehe ich, was du meinst. Lass uns eine Runde im Riesenrad fahren, und dann schauen wir mal, wo es etwas zu trinken gibt.“
    Noch nie mochte ich schwindelerregende Aussichtspunkte, deshalb hätte ich dankbar sein müssen, dass ich gerade mit etwas anderem beschäftigt war, während das Riesenrad anhielt und wir auf der höchsten Stelle pendelten. Aber irgendwie fühlte ich mich nicht zu Dank verpflichtet, dass ich schreckliche Bilder von Nathan und Bella im Kopf hatte.
    Es fiel mir ein, dass er nie und nimmer Bella würde halten können, denn sie strotzte vor Energie. Der Gedanke, dass ihr Verhältnis wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt war, hellte meine Stimmung etwas auf.
    Dennoch konnte ich weder die Folterszenen noch die selbsterniedrigenden Kommentare abschütteln. Natürlich fühlt er sich zu ihr hingezogen. Wahrscheinlich trägt sie keine Schlafanzughosen in der Öffentlichkeit und wäscht sich jeden Tag die Haare. Außerdem hat sie Kleidergröße sechsunddreißig und einen Busen, der so groß ist wie ein kleines Sonnensystem.
    Ich fühlte mich hässlich und fett und hatte furchtbare Angst, ich könnte hier und jetzt in meinen Untergang stürzen, deshalb schloss ich die Augen und seufzte.
    Max schien es offensichtlich für ein Zeichen der Zufriedenheit zu halten, denn er legte freundschaftlich einen Arm um meine Schultern und seufzte ebenfalls. „Ja, ich weiß, es ist toll, nicht wahr?“
    „Ich mag es eigentlich nicht, keinen Boden unter den Füßen zu haben. Aber die Aussicht ist schön.“
    „Die Aussicht ist wunderbar.“ Er sah mich an, als sei ich nicht ganz bei Trost, diese Erfahrung nicht auch großartig zufinden. „Aber darüber rede ich gerade nicht.“
    Jetzt war ich an der Reihe, ihn anzusehen, als sei er verrückt.
    „Da.“ Er machte eine unbestimmte Geste mit dem anderen Arm, als könne er so die ganze Stadt umarmen. „Herumhängen, Quatsch machen, einfach wie normale Leute sein.“
    „So normal, wie Leute, die Blut trinken und in Flammen aufgehen,
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