Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Hexenkessels stehen, während Epiphany versuchte die Bühne zu erreichen. Sie standen noch da, als auch die letzten Zuschauer den Saal verließen, manche stolpernd und entkräftet, alle erschöpft, aber neugierig genug, um den beiden verstohlene Blicke zuzuwerfen.
    Parker sah noch einmal zur Decke hinauf. Gestirne aus Flutlichtern blendeten ihn. Kein Platz für Dunkelheit dort oben. Keine Spur von Libatique.
    Der Türspalt hatte sich geschlossen.

69.
    Drei Tage später standen sie am äußeren Steg von Port Hercule, Monacos Hafen, mit Sonnenbrillen und hochgeschlagenen Kapuzen. Es war ein schöner Nachmittag am Mittelmeer, der Himmel leuchtend, das Licht ein Traum, die See so dunkelblau wie ein Tintenfass.
    Eine Jacht unter italienischer Flagge lag zwischen vielen anderen, nicht die größte, nicht die kleinste, fast unscheinbar inmitten von so viel Prunk, doch für sich genommen keineswegs bescheiden.
    Der Besitzer war ein junger Mann aus Rom, dessen Namen Ash bereits vergessen hatte. Benedetto oder Bernardo vielleicht. Er hatte mit Hedgefonds und Schattenbanken ein Vermögen gemacht. Benedetto-Bernardo war Epiphanys aktueller Verehrer, sah natürlich blendend aus und war gehorsam herbeigeeilt, als sie nach ihm gerufen hatte.
    Derzeit bereitete er auf der Brücke das Auslaufen vor und wandte ihnen seinen gegelten schwarzen Hinterkopf zu. Epiphany stand bei Ash und Parker an der Mole und kümmerte sich zum ersten Mal seit Tagen nicht um die Fotografen, die sie mit ihren Teleobjektiven von der fernen Uferpromenade aus im Auge behielten. Ihr blondes Haar war mit einem Gummi im Nacken zusammengebunden, sie trug enge Jeans, Plateauschuhe und ein Top mit Designerlogo aus Strass. Für ihre Verhältnisse entschieden underdressed.
    »Sie muss gleich hier sein«, sagte sie. »Dann brechen wir auf.«
    Parker sah sich um, als wollte er sich noch einmal absichern, dass niemand sie belauschte. »Danke«, sagte er dann.
    »Wofür?«
    »Du hättest allen die Wahrheit sagen können.« Während die Polizei Parker nach dem Feuer befragt hatte, hatte Epiphany Interviews gegeben, eines nach dem anderen. Drei Tage lang. Alle hatten mehr über den mysteriösen Ghostwriter wissen wollen, der wieder untergetaucht war. Und darüber, wie sie die Massenpanik im Kino empfunden hatte.
    »Damit sie mich für eine arme Irre halten? Oder einen Junkie? So jemand bekommt keine Rolle in Spider-Man . Abgesehen davon: Kein Mensch interessiert sich in unserer Branche für die Wahrheit.«
    »Trotzdem.« Parker hielt Ashs Hand. Sie konnte spüren, wie kalt seine Finger waren. »Du hättest das nicht tun müssen. Das war anständig von dir.«
    Epiphanys Unverständnis war nicht schlecht gespielt, aber ihre Augen blitzten amüsiert. Sie senkte die Stimme: »Lass das ja nicht Brunello hören. Er hat den weiten Weg hierher nicht gemacht, damit ich anständig bin.«
    Ash warf dem Italiener auf der Brücke einen Blick zu. »Ich dachte, er kennt dich?«
    »Ich bin Schauspielerin!« Epiphany tat entrüstet, lächelte nun aber ganz offen. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, als sie an den beiden vorbei zum Ufer blickte und jemanden entdeckte. »Da ist sie! Dann können wir endlich von hier verschwinden.«
    Sie eilte der Frau entgegen, die gerade aus einem Taxi stieg und sofort von den Paparazzi mit Fragen bestürmt wurde. Auf diese Entfernung konnte Ash sie nicht verstehen.
    Die Frau trug helle Sommerkleidung, dazu einen weißen Sonnenhut. Sie zog einen großen Rollkoffer hinter sich her, als sie den Wall der Fotografen durchbrach und die Security passierte. Dass sie sich so mit dem Koffer abmühte, hatte einen unbeholfenen Charme, erst recht in Anbetracht ihres makellosen Äußeren. Erst als sie die Männer hinter sich gelassen hatte, festigten sich ihre Schritte, und sie schien sich ein wenig aufzurichten, wurde größer und imposanter. Epiphany ging ihr mit schnellen Schritten entgegen.
    Ash wandte sich an Parker. »Alles, was sie tut, ist gespielt.«
    »Piph?«
    Sie nickte. »Nichts an ihr ist echt. Sie schaltet im Sekundentakt vom naiven Mädchen über den netten Kumpel zur abgebrühten Hexe um. Du hättest sie vor der Mikrowelle sehen sollen. Sie hat nicht mal mit der Wimper gezuckt.«
    »Sie hat ihre Momente. Vergiss Sie einfach. In ein paar Minuten ist sie mit ihrem Gigolo auf und davon.« Er zog Ash an sich und küsste sie. Sie hatte sich längst mit der Tatsache abgefunden, dass sie nicht mehr genug davon bekam.
    Zu schaffen machte ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher