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Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Titel: Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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Die Leute denken immer, sie wüssten, was Schmerz ist, aber die haben keine Ahnung.«
    »Sie sind zu spät«, bemerkte Artemis in fließendem Gnomisch und ohne jedes Mitgefühl.
    Argon seufzte erneut, diesmal jedoch vor Erleichterung, weil das Wärmepad seines Sessels zu wirken begann. »Immer in Eile, was, Menschenjunge? Warum hast du dir nicht eine Portion Sauerstoff gegönnt oder ein bisschen vor dem Wasserfall meditiert? Die Hey-Hey-Mönche schwören auf diese Wasserfälle.«
    »Ich bin kein Priesterwichtel, Professor. Was die Hey-Hey-Mönche nach dem ersten Gong tun, interessiert mich nicht. Ob wir uns jetzt vielleicht meiner Rehabilitation zuwenden könnten? Oder möchten Sie noch mehr von meiner Zeit verschwenden?«
    Argon grummelte ein wenig, dann beugte er seinen massigen Oberkörper vor und schlug die Akte auf seinem Schreibtisch auf. »Wieso wirst du eigentlich immer frecher, je besser es dir geht?«
    Artemis schlug die Beine übereinander; das erste Anzeichen von Entspannung in seiner Körpersprache. »So viel unterdrückter Zorn, Professor. Woher kommt der nur?«
    »Ich schlage vor, wir konzentrieren uns auf deinen Zustand, Artemis.« Gereizt zog Argon einen Stapel Karten aus der Schublade. »Ich zeige dir jetzt ein paar Tintenkleckse, und du sagst mir, was du darin siehst.«
    Artemis stöhnte bewusst theatralisch. »Tintenkleckse, ich bitte Sie, Professor! Meine Lebenszeit ist wesentlich kürzer als Ihre, und ich habe keine Lust, einen Teil davon mit sinnlosen Pseudotests zu vergeuden. Da könnten wir genauso gut Kaffeesatz lesen oder versuchen, aus den Eingeweiden eines Truthahns die Zukunft vorherzusagen.«
    »Tintenkleckse erlauben eine zuverlässige Diagnose der seelischen Verfassung«, widersprach Argon. »Das ist erprobt und bewiesen.«
    »Ja, von Psychiatern für Psychiater«, schnaubte Artemis.
    Argon knallte eine der Karten auf den Tisch. »Was siehst du in diesem Tintenklecks?«
    »Ich sehe einen Tintenklecks«, sagte Artemis.
    »Ja, aber woran denkst du, wenn du ihn siehst?«
    Artemis verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Ich denke an Nummer 534.«
    »Wie bitte?«
    »Ich denke an Nummer 534«, wiederholte Artemis. »Von den insgesamt sechshundert Standard-Tintenkleckskarten. Ich habe sie mir während unserer Sitzungen eingeprägt. Sie mischen sie ja nicht einmal.«
    Argon drehte die Karte um: Nummer 534. Natürlich. »Dass du die Nummer kennst, beantwortet meine Frage nicht. Was siehst du?«
    Artemis zog eine furchtsame Miene. »Ich sehe eine bluttriefende Axt. Und ein verängstigtes Kind und einen Elfen in der Haut eines Trolls.«
    »Tatsächlich?« Nun war Argons Interesse geweckt.
    »Nein. Eigentlich nicht. Ich sehe ein Geborgenheit vermittelndes Gebäude, vielleicht das Haus einer Familie, mit vier Fenstern. Ein treuergebenes Haustier und einen Weg, der von der Tür in die Ferne führt. Wenn Sie in Ihrem Handbuch nachschlagen, werden Sie feststellen, dass diese Antworten auf einen gesunden Seelenzustand schließen lassen.«
    Argon brauchte nicht nachzuschlagen. Der Menschenjunge hatte recht, wie immer. Vielleicht konnte er Artemis mit seiner neuen Theorie von seinem hohen Ross holen. Sie gehörte nicht zum Programm, aber möglicherweise verschaffte sie ihm ein wenig Respekt.
    »Hast du schon mal von der Relativitätstheorie gehört?«
    Artemis zog die Augenbraue hoch. »Soll das ein Witz sein? Ich bin durch die Zeit gereist, Professor. Ich denke, ich weiß einiges über die Relativität.«
    »Nein, die Theorie meine ich nicht. Meine Relativitätstheorie geht davon aus, dass alles Magische in Relation zu alten Zaubern oder Magiezentren steht und von ihnen beeinflusst wird.«
    Artemis rieb sich das Kinn. »Interessant. Aber in dem Fall sollte Ihre Theorie wohl eher Relations theorie heißen.«
    »Das ist doch nebensächlich«, sagte Argon mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, und dabei ist herausgekommen, dass die Fowls, wenn auch mit Unterbrechungen, bereits seit Tausenden von Jahren im Krieg mit dem Erdvolk stehen. Dutzende von deinen Vorfahren haben versucht, das Elfengold zu stehlen, allerdings bist du der Einzige, dem es gelungen ist.«
    Artemis setzte sich auf; das war nun wirklich interessant. »Und ich wusste nichts davon, weil Sie meine Vorfahren einer Erinnerungslöschung unterzogen haben.«
    »Genau«, sagte Argon, begeistert, dass er endlich Artemis’ volle Aufmerksamkeit hatte. »Als dein Vater noch ein Junge war,
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