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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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ich schon öfter gesehen. Meist in Begleitung zweier Frauen mit denen er spielte oder die sich gegenseitig verwöhnten. Mit dieser Frau hatte ich ihn noch nicht zuvor gesehen.
    Henry sprach überhaupt nicht.
    »Wir wollen noch in den Spielraum gehen. Wollt ihr mitkommen?«, wollte Frank wissen.
    »Nein, ich will lieber hier draußen bleiben. Oder willst du Henry?«
    »Nein, nein, wir bleiben hier.«
    Als die beiden weg waren, lobte Henry meine Entscheidung: »Der ist mir vielleicht auf die Nerven gegangen. Erst versuchte er mich über dich auszufragen und dann wollte er ständig, dass ich zu euch rüber gehe und sie anfasse. Dabei wollte ich einfach nur zusehen und genießen. Find ich echt gut, dass du den Unsympath hast stehen lassen.«
    Inzwischen waren die meisten Leute gegangen, sie waren nur zur Veranstaltung gekommen. Nun war es hier fast leer. Auch Henrys Glas hatte keinen Schluck mehr.
    »Wollen wir gehen oder willst du noch etwas trinken?«, fragte ich.
    »Ich hätte noch Lust auf einen guten Schluck.«
    Wir gingen zur Bar und Henry ging zielsicher auf André zu: »Der Rum war wirklich gut. Ich hätte gerne noch einmal so etwas Ausgefallenes.«
    »Du, wenn du wirklich was Ausgefallenes willst, dann kann ich dir mal einen Absinth empfehlen. Hast du schon mal einen getrunken?«
    »Nein, bisher nicht.«
    »Absinth ist so ein bisschen mein Steckenpferd. Wir haben hier hinten eine große Auswahl verschiedenster Absinth.« Er zeigte nach hinten auf ein Regal mit verschiedenen Flaschen. »Die Geschichte vom Absinth ist eine ganz alte. Er enthält vor allem Alkohol und Wermut und galt vor Jahrhunderten besonders als Magentherapeutikum. Er wurde eingesetzt gegen so allerlei Wehwehchen. Absinth wurde Anfang des 20. Jahrhunderts verboten und ist erst wieder seit fünfundzwanzig Jahren erhältlich.« Er grinste Henry an, legte den Kopf zur Seite »Jetzt ist die Frage, welchen Geschmack ich von dir bedienen darf? So ganz klassisch sind Fenchel und Anis, schmeckt so ein bisschen nach Uzo oder Pernod. Da haben wir einen ganz leichten aus der Schweiz, der weniger bitter schmeckt.«
    »Nein, Anis ist nicht so meine Sache.«
    »Wir haben aber auch einen Fee VERTE . Der ist ohne Anis, dafür mit einer feinen Note des Süßholzes.«
    André nahm die Flasche mit dem roten Inhalt und zeigte sie uns. »Der sieht schon ganz anders aus. Der ist nach einem böhmischen Rezept und aus dem gleichen Haus gibt es noch einen Schwarzen, der über eine kräftige Kräuternote verfügt. Ich würde dir aber für den Anfang den hier empfehlen.« Er machte eine Pause, holte eine Flasche mit hellblauem Inhalt und schaute uns an: »Wenn dir nachher nach Libidoförderung ist, dann hab ich auch noch einen mit Damiana. Der ist nahezu naturbelassen, schön aphrodisierend.«
    André stand da und lächelte süffisant. »Und? Was meinst du? Hab ich deine Neugierde für eine dieser wunderbaren Erlesenheiten wecken können?«, fragte er.
    »Ja, also ich fange mal langsam an.«
    Er goss den hellblauen Saft in ein spezielles Glas über eine Art Löffel mit Zucker auf dem Glas und zündete es dann an.
    »Schau, das ist doch einfach ein schönes Ritual. Und wenn es abgerannt ist, gibt es noch einen Schluck Wasser oben drauf.«
    Schon hatte er ein kleines Gefäß mit Trinkwasser an die Seite gestellt.
    »Auf dass es dir bekomme,« lächelte er abermals süffisant und nickte mit dem Kopf.
    »Du kennst das?«, fragte mich Henry, der seinen ersten Schluck nahm.
    »Ja, ich trinke gern Absinth, aber lieber den mit Anis.«
    »Und wie reagierst Du darauf? Hast Du was gemerkt?«
    »Ach weißt Du, ich brauche nicht unbedingt was, um meine Sinne zu erregen. Das läuft bei mir ganz anders ab. Auch bei Musik oder optischen Eindrücken kann da was passieren.« Ich erinnerte mich, wie ich mal an einem Abend hier war und mich irgendwie merkwürdig gefühlt hatte. »Ich hatte mal keinen guten Tag und fühlte mich innerlich irgendwie zerrissen. Ich fragte André ob er nicht etwas für mich hätte, das mich wieder ins Gleichgewicht bringen könnte. Er gab mir irgendeinen besonderen Absinth. Und es ging mir danach bedeutend besser. Also, ich weiß nicht, ob es tatsächlich der Absinth war oder einfach nur die wohlwollende Handlung Andrés.«
    »Vielleicht von beidem etwas«, antwortete Henry.
    »Und wie war dein Tag heute?«
    »Ach weißt du, viel Arbeit für wenig Geld. Wenn ich mir überlege, wie hart ich dafür arbeiten muss, um die gütig zu stimmen, die über mir stehen. Das
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