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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein
Autoren: Andrea Habeney
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wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Mit wem war Max sonst so zusammen?«
    Roland zögerte. »Eigentlich mit niemandem außer mir.«
    »Keine Freundin?« Belustigt sah sie, wie er leicht errötete.
    »Nee. Also nix Festes, wenn Sie verstehen.«
    Jenny unterdrückte ein Lächeln. »Ja. Und woher bekam er seine Drogen?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass er keine Drogen nahm!«
    »Und ich hab dir nicht geglaubt. Sein Vater wusste davon. Zumindest habt ihr Hasch geraucht.«
    »Das sind keine Drogen. In anderen Ländern ist das erlaubt. Nur Deutschland ist da voll rückständig.«
    »Aha. Und wo hattet ihr das Zeug nun her?«
    »Von niemand bestimmtem. Verkaufen doch viele. Auf’m Schulhof und so.«
    »Namen?«
    Er schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. Mehr würden sie wohl nicht aus ihm herausbekommen. Vielleicht würde er im Beisein seiner Mutter mehr sagen.
    Sie stiegen ein. Logo atmete tief durch. »Manchmal bin ich froh, dass ich keine Kinder hab.«
    »Wieso?«
    »Ich würde die rund um die Uhr überwachen.«

    Jenny blieb still. Wenn die Rede auf Kinder kam, drängten sich Bilder in ihren Kopf. Bilder, die sie in so mancher Nacht aus dem Schlaf hochschrecken ließen. Es war jetzt fast ein halbes Jahr her …

Ein halbes Jahr vorher

    Die Musik des Autoscooters mischte sich mit den harmonischeren Klängen aus dem Country-Zelt. Wie immer schoben sich Menschenmassen über den Wäldchestag. Das Volksfest existierte bereits seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts und schon damals zogen die Frankfurter am Dienstag nach Pfingsten zum Feiern ins sogenannte Wäldchen vor den Toren der Stadt. Bis zum Ende der neunziger Jahre war der Tag ein Frankfurter Feiertag, an dem die meisten Geschäfte und Firmen nachmittags schlossen, doch das hatte sich mehr und mehr geändert. Inzwischen machten nur noch die städtischen Betriebe und Ämter und einige wenige alteingesessene Frankfurter Läden zu.
    Kommissarin Jenny Becker nahm ihr Essen entgegen und drehte sich suchend um. Sie entdeckte ihre Freundin am Bierstand nebenan. Vorsichtig ihren Pappteller balancierend, bahnte sie sich einen Weg durch die Menge. »Lass uns rüber zur Livemusik gehen. Hier bekommt man ja Ohrenschmerzen.«
    »Allerdings«, meinte Sandra und blickte kritisch auf Jennys Essen. »Sieht komisch aus.«
    »Ochs am Spieß. Schau, da oben hängt noch das Gerippe. Gibt’s fast nur noch hier auf dem Wäldchestag.«
    »Das schmeckt?«
    »Und wie. Magst du probieren?«
    »Lieber nicht.«
    Jenny grinste und deutete auf einen Tisch vor dem Country-Zelt. »Komm, wir setzen uns da hin. Die Musik ist nicht schlecht.«
    »Alles weit weg von der Karaokebühne ist mir recht.«
    Einträchtig tranken sie ihr Bier und Jenny tunkte hingebungsvoll ihr Brötchen in die Soße, während die Klänge eines Garth-Brooks-Songs zu ihnen herausschallten.
    Jennys Handy klingelte. Sie stellte ihr Bier ab und angelte ihr Handy aus der Hosentasche. »Becker?«, meldete sie sich unwirsch.
    Ihr Kollege Logo war in der Leitung. »Tut mir leid, dass ich dich an deinem freien Tag störe. Am Main wurde eine Leiche gefunden. Ein Kollege hat sich krankgemeldet und zwei sind am Bahnhof bei einer Schießerei. Kannst du vielleicht einspringen?«
    »Muss das sein? Ich bin mit einer Freundin im Wäldchen.«
    »Dann biste doch ganz in der Nähe. Ich fahr schon hin und du kommst nach? Bitte!«
    »Ich weiß nicht, wie du das wiedergutmachen willst.«
    »Ich überleg mir was«, versprach er. »Du musst ans Mainufer, Mainfeldstraße Höhe Niederräder Ufer.«
    Jenny legte kommentarlos auf.
    »Du musst weg?«, fragte Sandra.
    »Ich hoffe, du bist nicht sauer?«
    »Ach was. Wir wollten sowieso bald heim.«
    »Wir können noch in Ruhe austrinken. Kannst du mich in Niederrad absetzen?«
    »Sicher. Warum kann dein Kollege das nicht alleine machen?«
    »Keine Ahnung.«
    Nachdem sie ausgetrunken hatten, liefen sie an der neuen Wildwasserbahn vorbei Richtung Oberforsthaus zu Sandras Auto. Der Geruch von gegrillten Sardinen überlagerte alle anderen Gerüche und nur schwach nahm man darunter das Aroma von gebrannten Mandeln wahr.
    Ihre Freundin setzte Jenny am Niederräder Ufer ab. Jenny beugte sich ins Auto.
    »Von hier aus sind’s nur noch ein paar Meter. Danke. Ich ruf dich an.«
    Sie blickte dem Auto kurz nach und lief dann Richtung Main. Der Himmel hatte sich zugezogen und leichter Nieselregen setzte ein. Missmutig schlug sie den Kragen ihrer Jacke hoch und zog den Kopf ein.
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