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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein
Autoren: Andrea Habeney
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Kleiderschrank. Der Inhalt bestand größtenteils aus Jeans und T-Shirts. Zwei Hemden fristeten ein einsames Dasein und der Boden war mit Turnschuhen in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls bedeckt. In einer Ecke stand ein Paar Lederstiefel, die im Gegensatz dazu auf Hochglanz poliert waren. Sie durchsuchte alles gründlich.
    »Nichts«, kam Logos Stimme von hinten. »Kein Adressbuch. Und keine Drogen.«
    Sie gingen nach unten, wo Mogler ihnen im Treppenhaus entgegenkam. »Max hatte eigentlich nur einen besten Freund, mit dem er fast seine gesamte Zeit verbracht hat. Meine Frau und ich sahen das nicht so gerne. Der Junge ist zweimal sitzen geblieben. Hier ist seine Adresse. Meine Frau hat ein Beruhigungsmittel genommen. Sie macht sich sehr große Sorgen. Ich bringe sie gleich ins Krankenhaus, damit sie Max wenigstens kurz sehen kann. Wollt ihr noch etwas wissen?«
    »Danke. Das reicht uns für’s Erste.«
    Jenny und Logo blieben kurz vor dem Hoftor stehen. Jenny hatte einen Kloß im Hals. »Furchtbar. Wenn er nun doch nicht wieder aufwacht?«
    Logo zuckte mit den Schultern.
    »Fahren wir zurück«, meinte Jenny entschlossen. »Ich will das aufklären und zwar schnell. Das macht den Jungen zwar nicht wieder gesund, aber …«
    Logo nickte. »Sein Freund dürfte jetzt in der Schule sein.«
    »Den besuchen wir später. Kein Grund, ihn aus dem Unterricht zu holen.«

    *

    Heute war das erste Mal, dass sie nicht aufstehen konnte. Die Frau hatte sie geschlagen. Nicht mit der Hand, sondern mit dem Schürhaken vom Kamin im Herrenzimmer. Bewusstlos war sie zusammengebrochen. Als sie aufwachte, war ihr schwindelig und Blut lief aus ihrem Ohr. Wenn sie den Kopf hob, wurde ihr übel und sie musste sich übergeben. Niemand hatte ihr Lager gereinigt und sie lag in ihrem Erbrochenen und wünschte sich zu sterben.
    Sie hatten einen Arzt für sie geholt. Es war ein Bekannter vom Herrn. Der Herr war böse geworden, dass die Frau sie so schwer verletzt hatte. Die Frau würde sie das büßen lassen. Aber jetzt ging es ihr wieder besser. Nur schwindelig war ihr noch manchmal. Und ihr Ohr bliebe wohl verkrüppelt.
    Heute Nacht würde sie nicht viel Schlaf bekommen. Morgen war die große Weihnachtsfeier, zu der viele Gäste erwartet wurden.

    *

    Zurück im Büro griff Jenny nach dem Telefon und rief in Wiesbaden bei der Spurensicherung an. »Habt ihr schon Ergebnisse?«
    »So schnell geht’s ja auch nicht.«
    »Es geht um den Sohn eines Kollegen.«
    Am anderen Ende der Leitung war es einen Moment still. »Ich kümmer mich drum und melde mich.«
    »Danke.«
    Jenny legte auf und trommelte mit einem Bleistift auf dem Tisch. »Wo ist eigentlich Sascha?«
    »Der wollte ein paar Sachen bezüglich der Weihnachtsfeier überprüfen.«
    »Der Junge hat sich schon früher am Abend seltsam benommen. Als wäre er betrunken. Ob das schon die allergische Reaktion war?«
    Sascha kam zur Tür herein und trug einen hohen Stapel Papiere. »Die Aussagen von gestern Abend. Ich dachte, es wäre wichtig, was der Weihnachtsmann zu sich genommen hat. Aber niemand hat ihn essen oder trinken sehen.«
    »Gute Arbeit, Sascha. Der Weihnachtsmann ist übrigens identifiziert. Es ist der Sohn vom Mogler.«
    Sascha war erstaunt. »Moglers Sohn? Wie kommt der dahin?«
    »Das ist die Frage. Er hatte eine allergische Reaktion auf die Chips. So viel wissen wir immerhin.« Sie sah auf die Uhr. »Zwei, sollen wir uns seinen Freund vorknöpfen?«
    Sascha blickte erschrocken auf. »Ich hab noch nichts gegessen.« Jenny reagierte ärgerlich. »Dann bleib hier und mach Papierkram.«
    Sascha ruderte zurück. »So war’s doch nicht gemeint.«
    Jenny ignorierte ihn und winkte Logo, mitzukommen. Logo sah zu Sascha, der mittlerweile einen hochroten Kopf hatte, und ging ihr nach. Auf dem Flur räusperte er sich. »Das hat der Kleine nicht so gemeint.«
    »Ich weiß«, antwortete Jenny. »Aber er muss mal lernen, zu denken, ehe er was sagt.« Sie liefen schweigend die Treppe hinunter.
    »Willst du auch was essen? Dann gehen wir schnell in der Kantine vorbei.«
    Logo winkte ab. »Mir ist der Appetit vergangen. Zur Not halten wir irgendwo kurz an, okay?« Jenny nickte zustimmend.

    *

    Die letzten Gäste waren gegangen. Bis fünf Uhr früh hatte sie noch die Küche aufgeräumt.
    Etwas war passiert. Sie hatte sich hinausgeschlichen, um im Hinterhof kurz Luft zu schnappen. Als sie zurückkam, stand er plötzlich vor ihr.
    In all den Jahren, die sie hier im Haus verbracht hatte, war sie
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