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Arsen und Apfelwein

Arsen und Apfelwein

Titel: Arsen und Apfelwein
Autoren: Andrea Habeney
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Untersuchung. Jenny sah aufmerksam zu. »Alkohol?«, meinte sie vorsichtig.
    Er schüttelte den Kopf. »Sieht eher nach einer Vergiftung aus. Ich kann nichts machen. Wir müssen auf den Rettungswagen warten.«
    »Gift?«, echote sie ungläubig. »Wer ist das überhaupt? Mogler ist es nicht. Der hier ist viel jünger.«
    Schweigend starrten sie auf den Bewusstlosen. Sie kniete nieder und durchsuchte vorsichtig die Taschen des Kostüms, doch er hatte keine Papiere bei sich. Sie fand einen Schlüssel, etwas Kleingeld und einen S-Bahnfahrschein.
    Endlich kamen die Sanitäter. Nach kurzer Untersuchung legten sie eine Infusion und packten den unbekannten Mann auf die Trage.
    Jenny fasste sich schnell. Inzwischen waren einige Kollegen herbeigekommen, über deren Köpfe hinweg sah sie Logo und Biederkopf aus dem Treppenhaus treten.
    Sie übernahm das Kommando. »Herhören. Möglicherweise haben wir es mit einer Straftat zu tun. Ihr wisst, was ihr zu machen habt. Absperren, Spusi kann loslegen und jeder, der hier nichts verloren hat, verlässt den Flur. Kennt jemand den Jungen?«
    Niemand kannte den Weihnachtsmann. Wenn sie ihn überhaupt früher am Abend bemerkt hatten, hatten sie gedacht, Mogler stecke in der Verkleidung. Einigen war aufgefallen, dass das Kostüm schlampig und das Verhalten seltsam war, doch sie hatten es auf Alkohol geschoben.
    Jenny ließ sich die Telefonnummer Moglers geben und rief dort an. Eine verschlafene Frauenstimme meldete sich.
    »Frau Mogler? Becker aus dem Präsidium. Könnte ich wohl Ihren Mann sprechen?«
    »Ist etwas passiert?«, ertönte es erschrocken. »Manfred ist krank und schläft schon.«
    »Bitte wecken Sie ihn.«
    Kurze Zeit später meldete sich Mogler. »Was ist denn los?«
    Jenny stellte sich vor. »Sie wollten doch heute den Weihnachtsmann geben?«
    »Wollte ich, dann hab ich mir aber eine Magen-Darm-Grippe geholt. Bin den ganzen Tag nicht vom Klo gekommen.«
    Jenny verzog das Gesicht. »Sie haben nicht vielleicht einen Ersatz geschickt?«
    »Einen Ersatz? Wie kommen Sie darauf? Sicher nicht. War eh eine Schnapsidee. Ging um ’ne Wette.«
    »Nun, hier war aber ein Weihnachtsmann und der ist jetzt im Krankenhaus.«
    Es war einen langen Moment still. »Krankenhaus?«
    »Wahrscheinlich vergiftet.«
    »Ich verstehe nicht. Wer war denn nun der Weihnachtsmann?«
    »Das wüssten wir gerne. Niemand kennt ihn.«
    »Ich kann mir das nicht erklären.«
    »Wir auch nicht. Gute Nacht.«
    Sie legte auf und trommelte nachdenklich auf dem Tisch. Biederkopf streckte den Kopf ins Zimmer. »Mogler?«
    »Liegt krank zuhause im Bett und weiß von nichts.«
    »Wir sollten auch nach Hause gehen. Vielleicht bekommen wir morgen eine Identifizierung.«
    Jenny blickte ihn an. Noch vor zwei Stunden hatte sie gedacht … egal.
    »Bis morgen. Eigentlich hab ich zwar Urlaub, aber ich komme trotzdem.« Kurz ging sie noch bei den Kollegen vorbei. Die Befragung war beendet und die meisten nach Hause gegangen. Logo schüttelte den Kopf. »Nichts, rein gar nichts. Die Überwachungskameras zeigen, wie er das Gebäude betritt. An der Pforte haben sie ihn durchgewunken, weil sie dachten, es wäre Mogler. Das gibt noch einen Riesenärger. Scheint aus Richtung U-Bahn gekommen zu sein.«
    »Macht jetzt Schluss. Morgen früh wissen wir vielleicht schon mehr.«

    *

    Wieder war ein Tag vorüber. Sie zählte sie schon lange nicht mehr. Wie viele Jahre war es her, dass ihr Onkel sie in die große Stadt gebracht hatte? Und wie dumm war sie gewesen. Aufgeregt, aus dem winzigen Dorf herauszukommen.
    Erst als sie die Frau mit den bösen Augen sah, bekam sie Angst. Sie hatte ihr die Kleider abgenommen und sie persönlich ins Bad gebracht. Dann hatte sie zugesehen, wie eine Dienerin sie grob reinigte. Die Frau hatte ihr eine Ohrfeige gegeben, als sie wimmerte. Hart, so hart, dass sie mit dem Kopf gegen die Fliesen prallte. Da hatte sie das erste Lächeln im Gesicht der Frau gesehen.
    Heute war es besonders schlimm. Der Herr war weggefahren und die Frau konnte ungehindert ihre Laune an ihr auslassen. Sie hatte sie zu sich bestellt und sich von ihr bedienen lassen. Alles, was sie machte, war falsch. Die Frau hatte verlangt, dass sie ihre Arme frei machte, und sich eine Zigarette angezündet. Sie wollte nicht schreien, aber bei der dritten Brandwunde tat sie es doch. Die Frau lächelte breit. Es sei nur zu ihrem Besten.

Tag nach der Weihnachtsfeier

    »Moglers Sohn ist nicht nach Hause gekommen! Und sein Kostüm ist weg!«, rief
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