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Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Titel: Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
Autoren: Melissa Marr
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Zeit hinter dem Schreibtisch und war zunehmend breiter und langsamer geworden. Anders als viele Bewohner des Wastelands alterte Soanes in dem Tempo, das Jack mit Menschen von zu Hause in Verbindung brachte. Bei ihrem Kennenlernen nicht lange nach Jacks Ankunft waren sie ähnlich alt gewesen, aber nach über zwanzig Jahren sah der Gouverneur aus, als wäre er alt genug, um Jacks Vater zu sein. Die Arrivals arbeiteten öfter für ihn als für irgendjemand anderen, und Jack hatte geglaubt, sie verfolgten ein gemeinsames Ziel: das Gleichgewicht zu wahren, so gut sie konnten, und Krisen abzuwenden, auch wenn Ajani in der gleichen Zeit weiter Reichtum und Einfluss anhäufte. Doch jetzt musste Jack sich fragen, ob der Gouverneur seine Meinung geändert hatte.
    »Jack, Kitty«, begrüßte sie der Gouverneur. »Ich hatte Sie nicht erwartet.«
    Das Problem war allerdings, dass der massige Mann überhaupt nicht erstaunt über ihr Auftauchen zu sein schien. Seine Worte und seine Miene passten nicht zusammen, und Jack konnte nicht beurteilen, ob das einfach daran lag, dass der Gouverneur sich gut darauf verstand, seine Verblüffung zu verbergen – oder ob er log.

A ls Kitty Gouverneur Soanes’ Büro betrat, musste sie den Impuls unterdrücken, Streit vom Zaun zu brechen, um ihn zu testen. Er war nicht in der richtigen Form, um zu kämpfen, ein Umstand, der sie sogar ärgerte, wenn sie bei bester Laune war. Sie hielt nichts von Ajani, dem Mann, der hinter dem größten Teil ihrer Probleme steckte, oder von Garuda, dem Bloedzuiger, den ihr Bruder seinen Freund nannte. Aber wenigstens waren diese Wastelander in der Lage, sich in einer Auseinandersetzung zu verteidigen. Soanes dagegen wirkte aufgedunsen. Sein Bauch wölbte sich vor wie der einer hochschwangeren Frau, und im Gesicht sah er aus wie der Hund, den sie als kleines Mädchen gehabt hatte: wabbelnde Hängebacken, als wäre die Haut überdehnt. Doch ganz ähnlich wie dieser Hund wirkte er eher träge als gefährlich. Die Vorstellung, dass er sich bemühte, den Arrivals die Brüder auf den Hals zu schicken, wollte überhaupt nicht zu seiner Person passen.
    »Die Brüder haben uns angegriffen«, erklärte Kitty und ließ sich auf einen der zwei Lehnstühle vor dem riesigen Schreibtisch, an dem der Gouverneur saß, fallen. Sie drehte sich zur Seite, zog ein Bein an und legte das andere über die eine Armlehne. Ihre mit Staub und Sand überzogenen Stiefel würden eine Schweinerei hinterlassen, aber es passte zu der boshaften Fassade, die sie vor Gouverneur Soanes kultivierte. Seit jenem Tag vor über zwei Jahrzehnten, als sie von zu Hause weggegangen war, um Jack zu folgen, hatte sie gelernt, eine ganze Anzahl von Rollen zu spielen. Wenn sie mit Jack oder Edgar zusammen war, hatte sie manchmal das Gefühl, all das fallen lassen zu können, aber hier ging es ums Geschäft. Jack würde zweifellos höflich mit Soanes umgehen, also würde Kitty provozieren.
    Der Gouverneur wies auf den leeren Stuhl neben Kitty, aber Jack zeigte auf sein Holster. »Wenn ich bewaffnet bin, stehe ich lieber.«
    Soanes nickte, runzelte aber leicht die Stirn und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kitty zu. »Haben Sie die Mönche …  eliminiert ?«, fragte er.
    »Eliminiert? Wir sollten friedlich mit ihnen verhandeln, so lautete doch der Befehl, oder?« Kitty warf ihm ein genauso aufgesetzt freundliches Lächeln zu, wie seines es immer war.
    Wie auf ein Stichwort hin schaltete Jack sich in warnendem Ton ein und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Katherine …«
    »Nein, nein. Kitty hat ja nicht ganz unrecht«, warf der Gouverneur beschwichtigend ein. »Das Ziel waren friedliche Verhandlungen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das Möbelstück knarrte, hielt seinem Gewicht aber stand. »Um das klarzustellen: Ich sehe Sie vor mir, daher hatte ich angenommen, dass die Mönche kein Problem mehr sind. Meine Wortwahl war ungeschickt.«
    »Sie haben eine der Unseren getötet.« Jacks Stimme ließ keinerlei Gefühl erkennen, aber jeder, der ihn kannte, hätte es trotzdem wahrgenommen.
    »Endgültig tot oder vorübergehend?«
    Bevor Kitty etwas darauf erwidern konnte, packte Jack ihre Schulter fester, um sie zu bremsen. »Das wissen wir erst in ein paar Tagen«, erklärte er.
    Wieder drückte er zu, dieses Mal ein paarmal hintereinander, was Kitty als Aufforderung zum Sprechen deutete. »Die Brüder haben uns ohne jeden Anlass angegriffen«, begann sie. »So etwas passiert normalerweise nicht
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