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Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Titel: Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
Autoren: Melissa Marr
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in ihr eigenes zu legen. Er hatte ihr das Bett überlassen, das sie geteilt hatten, und dann hatte er das Zelt und das Lager verlassen und war auf Patrouille gegangen. Anschließend hatte er ein paar Stunden auf dem Boden geschlafen, und als es heute Morgen hell geworden war, hatte er noch eine Patrouille übernommen. Mary war nicht zum ersten Mal gestorben, aber es war das erste Mal, seit sie beide geworden waren, was immer sie waren.
    Er hatte Marys Körper mit einer Decke zugedeckt, so als schlafe sie nur. Statt des blutigen, zerrissenen Kleids hatte er ihr ein Nachthemd angezogen, das ebenfalls zu dieser Illusion beitrug. Leider zerstörte das Glas Whisky, das er zu dieser frühen Morgenstunde in der Hand hielt, die tröstliche Lüge, die er versucht hatte zu konstruieren. Sie war tot.
    Man konnte nie vorhersagen, welcher Tod dauerhaft und welcher vorübergehend sein würde. Er hatte viele Wochen am Bett von Arrivals verbracht, die nicht aufgewacht waren – aber noch öfter hatte er erlebt, wie sie sechs Tage später aufstanden, ihr Leben im Wasteland fortsetzten und nichts weiter davontrugen als ein paar hartnäckige blaue Flecken. Nach sechsundzwanzig Jahren in dieser neuen Welt war es ihm nicht gelungen, ein Muster oder eine logische Erklärung dafür zu finden. Die Einheimischen des Wastelands starben nicht, um dann wieder aufzuwachen. Dieser eigenartige Vorgang war den Arrivals vorbehalten, denen, die in einer anderen Welt geboren waren.
    Jack hatte soeben eine zweite Tasse aus seinem Schrank geholt, als er vor seinem Zelt erregte Stimmen hörte. Er hatte gewusst, dass seine Schwester nicht erfreut sein würde. Katherine hatte sicher damit gerechnet, Mary in dem Zelt vorzufinden, das die beiden Frauen teilten, und es erstaunte Jack nicht im Mindesten, dass seine kleine Schwester die Zeltklappe zurückschlug und ihn wütend anstarrte.
    »Fühlst du dich besser?«, fragte er.
    »Was hast du dir dabei gedacht?« Seine Schwester stampfte herein und blieb neben dem Tischchen stehen, an dem er saß.
    Jack wies auf den leeren Stuhl, aber Katherine blieb stehen, die Hände in die Hüften gestemmt und den Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst. »Mary hat in letzter Zeit die meisten Nächte hier verbracht«, erklärte er, als sie sich nicht rührte. »Da erschien es mir richtig, dass sie jetzt hier wartet.«
    Katherines Wut verflog sichtlich, und sie sank auf den Stuhl, der ihm gegenüber stand. »Verdammt, Jack. Du lässt dir aber auch nie helfen, oder?«
    Er schenkte ihr einen Drink ein und schob ihn ihr zu. »Um es dir leichter zu machen?«
    Seine Schwester stieß mit einem lauten Seufzer den Atem aus. »Nein, aber …«
    »Lass es gut sein, Katherine.« Jack konzentrierte sich auf seinen Whisky, nahm einen Schluck und ließ ihn über seine Zunge gleiten. Er war nicht ganz so übel wie der Fusel, den man ihm in den Saloons von Kalifornien vorgesetzt hatte, aber es war auch nicht das teure Zeug. Er wusste gar nicht mehr, wann er zuletzt richtig guten Whisky getrunken – oder das Geld dafür gehabt hatte. Die Arrivals arbeiteten meist für den Gouverneur oder privat für Bürger des Wastelands. Sie waren nie besonders gut bei Kasse. Aber abgesehen davon war Jack stolz darauf, dass sie sich für das Allgemeinwohl des Wastelands einsetzten. Die Aufträge, die sie annahmen, machten ihre Welt besser, brachten fast nichts ein – und ärgerten Ajani, den machtgierigen Despoten, der das Wasteland langsam, aber sicher in den Ruin trieb.
    »Die Brüder schienen sich in keiner Weise angegriffen zu fühlen, bis sie dann das Feuer eröffnet haben«, sagte Katherine und lenkte Jacks Aufmerksamkeit von Whisky, Finanzen und Politik ab.
    »Denselben Gedanken hatte ich auch, als ich alles noch einmal durchgegangen bin«, räumte Jack ein. Obwohl im Wasteland sogar der Tod nicht immer ewig währte, war trotzdem einiges genauso berechenbar wie damals in Kalifornien. Und eine Grundregel des Lebens lautete, dass friedliche Begegnungen nicht plötzlich in eine Schießerei ausarteten, es sei denn, es gab einen Grund dafür – oder man war verraten worden.
    »Und nun …?« Katherine tippte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch.
    »Ich gehe zu Gouverneur Soanes. Er hält sich noch ein paar Tage drüben in Covenant auf. Der Lindwurm-Job muss dann eben warten bis nach …« Jack warf einen Blick auf Mary. »Ich treffe mich mit dem Gouverneur, bin vor dem sechsten Tag zurück, und dann gehen wir wieder an die Arbeit.«
    »Du
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