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Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)

Titel: Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
Autoren: Melissa Marr
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einer argwöhnischen, leicht angeschlagenen Vogelscheuche entstand. Sein langer, zotteliger Pferdeschwanz war am Ende angesengt, und er hatte einen Blutfleck an seiner Schläfe übersehen.
    Kitty lächelte Francis aufmunternd zu und ließ den Blick dann zu ihrem Bruder schweifen. Jack wirkte immer unerschütterlich, ganz gleich, wie schwierig eine Auseinandersetzung war oder wie viele von ihnen getötet oder verletzt wurden. Er war ihr Anführer, und für ihn bedeutete das, sich auf das Jetzt zu konzentrieren. Er sah so aus, wie er den größten Teil von Kittys Leben ausgesehen hatte: wie eine Mischung aus Prediger und Bandit. Seine schlanke Gestalt kam ihm in Kämpfen gut zustatten, und mit seinen babyblauen Augen sah er so engelhaft aus, dass er auf einer Kanzel hätte stehen können. Jetzt gerade musterte er sie aufmerksam.
    Er trug Mary in seinen Armen, und Kitty zwang sich, ihrem Bruder in die Augen zu sehen und nicht auf Mary. Den Blick von ihrer Freundin zu wenden, half nur wenig, aber Kitty hegte noch die kindliche Hoffnung, ihr Bruder könne irgendwie alles in Ordnung bringen. Doch das konnte er nicht, sonst nicht und erst recht nicht heute.
    Sie brauchte es nicht zu hören, doch Jack sagte es trotzdem. »Sie ist tot, Katherine.«
    »Das habe ich angenommen.« Es tat schon weh, die Worte nur auszusprechen, aber es war auch sinnlos, sich etwas vorzumachen. Mary war tot. Jetzt konnten sie nur noch abwarten – und ihre Rache planen. Kitty trat näher an Jack heran und strich der Toten übers Haar.
    In einer Art Prozession traten sie ihren Rückweg in die Stadt an. Edgar und Francis behielten die Fenster des ausgebrannten Klosters und alle Stellen, an denen Feinde in Deckung liegen konnten, im Auge. Die Mönche hatten gesagt, sie wären die Einzigen, die hier wohnten, aber sie hatten auch behauptet, sie wollten in Frieden das Brot mit ihnen brechen.
    Die Schatten wurden dichter, und Kitty fragte sich, ob sie nicht alle im Kloster sicherer wären, statt sich mit dem anzulegen, was im Dunkeln vielleicht auf sie lauerte. Diese Welt barg so viele Bedrohungen, dass sie lieber gar nicht darüber nachdachte, und ihre Gruppe schien immer öfter auf der Verliererseite zu stehen.
    »Wir könnten die Nacht auch hier abwarten«, schlug sie vor. »Wir sind alle müde, und die Monster sind uns im Dunkeln zu stark überlegen.«
    »Nein«, gab Jack zurück. »Wir müssen in Bewegung bleiben.«
    Edgar warf Jack einen finsteren Blick zu, und Kitty tat, als hätte sie es nicht gesehen. Edgar wusste besser als alle anderen, dass sie momentan schwächer war, als sie sich anmerken ließ. Aber Jack musste an alle denken. Sie würde tun, was ihr Bruder entschied.
    Francis beteiligte sich nicht an der Entscheidung, das tat er nie. Stattdessen betrachtete er sie und machte sich ein Bild von ihren Wunden. Sie wusste, dass er ihr morgen früh irgendeine Tinktur, Salbe oder einen ekelhaften Tee bringen würde. Ständig probierte er Heilmittel aus, die er von allen möglichen Quacksalbern kaufte, oder er mixte seine eigenen experimentellen Mittelchen zusammen. Eine ganze Anzahl seiner selbstgemachten Gebräue hatten immerhin etwas Nutzen, auch wenn viel zu viele davon so übel schmeckten, dass man vielleicht lieber die Verletzung in Kauf nahm.
    »Hey, Francis? Wenn wir wieder in Gallows sind, könnte ich einen von deinen muskelentspannenden Badezusätzen gebrauchen.« Kurz legte sie ihm eine Hand auf den Unterarm. Als er stehen blieb, streckte sie die Hand aus, um das Blut an seiner Schläfe abzuwischen, und tätschelte ihm liebevoll die Wange.
    »Wir können heute nicht im Gasthaus übernachten, Katherine. Es ist nicht sicher genug. Wir gehen zurück ins Lager.« Jack war gleichzeitig mit ihr stehen geblieben. Ihr Bruder würde nicht zugeben, dass er sah, wie erschöpft sie war. Aber er passte seine Schritte an ihre an, damit sie es nicht einzugestehen brauchte.
    Sie lächelte ihm zu. Bis nach Gallows schaffte sie es, aber die zusätzlichen Meilen bis zum Lager würden ihr zu viel werden. »Nein«, widersprach Kitty. »Wir können in Gallows bleiben.«
    »Im Moment ist das Gasthaus nicht sicher genug.« Jack würde die Gruppe nie unnötig in Gefahr bringen, nicht einmal um ihretwillen. »Wenn wir in Gallows sind, packen wir zusammen und sind unterwegs, bevor es ganz dunkel ist.«
    »Morgen«, sagte sie.
    »Wahrscheinlich hat die Bruderschaft noch mehr Mönche hier zusammengezogen. Wir können es heute Nacht bis zum Lager schaffen. Das
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