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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg
Autoren: Martin Mucha
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staatlichen Aufklärungsorgane zu behindern, um dadurch zu ein wenig Geld zu kommen? Dass ich mich dabei selbst strafbar machte?
     

IV
    Langsam lichteten sich die Reihen der dicht verbauten Mietshäuser, die Grünflächen wurden großzügiger, die Mietskasernen verschwanden und an ihre Stelle traten Einfamilienhäuser. Als die Autos teurer und die Architekturen kostspieliger wurden, war ich oben in Grinzing.
    Die Untere Schreibergasse fand ich ohne Probleme. Als mich Brad anwies zu halten, leistete ich Folge und genoss den Ausblick, der sich mir unverstellt von störenden Bauten bot. Unter mir lag die Stadt in ihrem Nachtschmuck, über mir spannte sich der dunkle Himmel prachtvoll über das Wiener Becken. Ich war direkt vor einer Garage zum Stehen gekommen. Der Garagenöffner tat seinen Dienst und ich parkte den Benz. Neben mir stand eine grüne Jaguarlimousine mit hellbeigen Ledersitzen, offensichtlich Papas Kutsche. Schnell durchsuchte ich die Handtasche des Mädchens, um Anhaltspunkte für mein weiteres Vorgehen zu finden, es waren aber keine da. So ließ ich einfach die in das Seidentuch gehüllte Waffe in meine ramponierte Ledertasche gleiten. Neben meinem Gemoll und der Tusculumausgabe von Sophokles’ Tragödien fühlte sie sich sichtlich unwohl. Ich ließ das Schloss einschnappen, hängte mir die Tasche um die Schultern, stieg aus und hob das Mädchen aus dem Wagen. Sie war leicht wie eine Feder, und da ich in den Sommermonaten so manch grobmechanische Arbeit verrichtete, um mein dürftiges Dozentengehalt aufzubessern, verfügte ich auch über die nötige Kraft, um die Mademoiselle zum Haus zu tragen.
    Dieses selbst war geschmackvoll in die Hanglage eingefügt, zweistöckig und weitläufig. Schöne alten Fichten und Birken umstanden den Bau und entzogen ihn teilweise der Neugier Fremder.
    Alleine der Blick dem Schreiberbachtal entlang zur Donau hinunter wäre mein Lebenseinkommen wert gewesen. Rundum nur Grün, Weingärten, ein plätschernder Bach und zu Füßen der Villa die Millionenstadt. Schnell erreichbar, aber doch weit genug entfernt, um nicht von der misera plebs behelligt zu werden.
    Der Weg führte mich über einen schönen Rasen durch einen Garten, der im Sommer sicherlich eine Pracht war. Von meiner Position aus konnte ich ein erhelltes Fenster ausmachen, offensichtlich die Küche. Ich stieg eine Steintreppe hinunter, dem erhellten Fenster zu, neben dem sich der Hintereingang befand.
    Vor der Tür angekommen, ließ ich meine Tasche zu Boden sinken und wollte gerade läuten, als sich die Tür wie von selbst öffnete. Heraus schaute eine junge Frau. Sie öffnete mir die Tür und ich trat ein. Offenbar war die Art des Heimkommens der jungen Dame kein ungewöhnliches Vorkommnis, ich hatte eher den Eindruck, als handele es sich hierbei um ein wohlvertrautes Ritual.
    Die Brünette wies mir den Weg zu einem kleinen Sofa, auf das ich das Mädchen bettete.
    »Danke, dass Sie sie heimgebracht haben«, sagte die Dame mit einem starken slawischen Akzent. Offensichtlich handelte es sich um das Hausmädchen. Sie trug einen dünnen Hausmantel über einem Pyjama und flauschige Hausschuhe, alles in verschiedenen Rosatönen gehalten.
    » Dobré ve č er«, probierte ich mein dürftiges Tschechisch. Die Miene der jungen Frau hellte sich auf. »Hier ist meine Karte, bitte richten Sie aus, dass man morgen mit mir Kontakt aufnehmen möge. Es gibt da ein paar Dinge, die ihr Vater wissen sollte.«
    Das Mädchen nickte und steckte die Karte ein. »Wollen Sie vielleicht einen Kaffee? Ich kann nicht schlafen und allein ist es so langweilig.«
    »Vielen Dank, aber es ist schon spät, vielleicht ein anderes Mal, ich muss leider heim.«
    »Soll ich Ihnen Taxi rufen?«
    »Nein danke, ist nicht nötig, ich komme allein zurecht.« Ich ging auf die Tür zu. Die Brünette glitt geschmeidig an mir vorbei und öffnete sie.
    »Auf Wiedersehen. Übrigens, ich bin Ivanka.« Sie lächelte mich schüchtern an.
    »Hat mich auch sehr gefreut. Ich bin Arno und der Meinung, dass nächtens alle Türen von so schönen Frauen geöffnet werden sollten.« Vielleicht war es keine schlechte Option, eine Verbündete in diesem Haushalt zu haben.
    Schnell war ich draußen, hängte mir die Tasche um die Schultern, klappte den Kragen meines Mantels hoch und machte mich auf den Weg zur Grinzinger Straße. Irgendwo würde ich dort sicherlich ein Taxi finden. Was auch tatsächlich geschah. Ich ließ mich zur Rotenturmstraße bringen, ging wieder ein paar
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