Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg
Autoren: Martin Mucha
Vom Netzwerk:
ihrer Art gegeben war. So musste Gott die Welt gedacht haben, bevor er sie erschaffen hatte. Danach musste irgendetwas schiefgelaufen sein.
    »Was meinen Sie?«
    »Spielen Sie nicht den Unwissenden. Das steht Ihnen nicht, Sie wirkten ohnehin immer schon ein wenig langsam.«
    »Das muss ich mir von Ihnen nicht sagen lassen, verlassen Sie mein Haus!«
    Meyerhöffer war rot geworden, seine Stimme überschlug sich beinahe. Ich beschloss, eine weitere Theorie zu überprüfen, wenn ich schon hier war. »Was hat eigentlich der Killer gekostet, der Berti unten im Burgenland weggepustet hat? Hätten Sie sich schenken können, das Papyrus hatte er nicht mehr. Hätten Sie eigentlich wissen können.«
    Meyerhöffer schaute mich verdutzt an. Irgendwie wollten ihm die Wörter nicht mehr über die Lippen kommen. »Das können Sie nicht beweisen! Damit können Sie mich nicht erpressen!«
    »Will ich auch gar nicht, das wäre unter meinem Niveau. Ich hab mit Ihnen was ganz anderes vor.«
    »Ihr Übervater lebt jetzt auf Menorca, hab ich gehört. Der wird Ihnen nicht mehr nützen können.«
    »Den brauch ich jetzt gar nicht mehr. Aber das werden Sie noch alles früh genug mitbekommen.«
    Ich stand auf und ging zur Tür. Den Knauf in der Hand, drehte ich mich um. »Schöne Tage noch, bis es so weit ist.« Dann schloss ich die Tür hinter mir. Im Wohnzimmer saß die Tochter, sie stand auf und kam auf mich zu.
    »Ist Ihre Arbeit nun erledigt?«
    »Kann man so sagen.«
    »Übrigens habe ich Sie angeschwindelt und Ihnen nicht alles erzählt, als wir damals in meinem Zimmer miteinander gesprochen haben.«
    »Ich weiß, Sie haben mir nichts von Ihrem Verehrer gesagt. Um dessentwillen Sie bei Slupetzky waren.«
    »Verstehen Sie doch, wenn ich was gesagt hätte, hätten Sie ihn gefunden und …«
    »… und dann wäre Lawrentje jetzt noch am Leben«, beendete ich nicht ohne Härte ihren Satz.
    Sie starrte mich fassungslos an. »Das kann doch nicht sein, er ist einfach nur untergetaucht und in ein paar Wochen meldet er sich bestimmt wieder.«
    »Ihr Lawrentje war nicht so ein Musterknabe. Sie waren nur interessant, weil Ihr Vater mit dem Papyrus in Verbindung stand. Sobald er das Stück in seinen Händen gehabt hätte, wäre er wieder verschwunden.«
    »Das glaube ich nicht, er hat mich geliebt.«
    »Deswegen hat er Sie auch mit der Mordwaffe allein gelassen? Hätte nicht ich Sie gefunden, sondern ein anderer, wären Sie jetzt schon im Knast.«
    »Ich glaube Ihnen nicht. Er lebt.« Mit leicht verweinten Augen brüllte sie mich an.
    »Da sagt die Polizei was anderes und bei all den Fehlern der Exekutive: Leichen identifizieren kann sie.«
    Damit ließ ich sie stehen und ging in die Küche. Aus dem Augenwinkel sah ich sie noch in Tränen ausbrechen. Armes Mädchen. Sie hatte alles getan, um ihn zu schützen, war dabei aber von Vater und Freund einfach nur benutzt worden. Ich konnte ihr nicht helfen.
    Ivanka saß in der Küche auf einem Hocker und sah zum Fenster hinaus. Es war einer jener Apriltage, die warm wie der Mai sind und nach Frühling duften. Das Fenster stand offen und die klare Luft trug viel Hoffnung mit sich. Ich ließ die Leichen im kalten März zurück und trat aus dem Winter in den Frühling.
    »Na, Ivanka. Schöner Tag heute.«
    »Sicher. Wollen Sie einen Kaffee, Herr Doktor?«
    »Sag Arno.«
    »Arno.«
    »Nein danke, ich mag keinen Kaffee, aber vielleicht magst du ein Eis, ich lade dich ein.«
    »Schon, aber ich muss arbeiten.«
    »Ich denke, es ist sowieso besser, wenn du dir in der nächsten Zeit woanders Arbeit suchst. Den Meyerhöffern wird einiges passieren, da musst du nicht dabei sein. Komm schon, es ist der erste schöne Tag des Jahres. Da sollte man flirten und Eis essen.«
    »Na gut, ich hol meinen Mantel.«
    Ein paar Minuten später saßen wir in ihrem Mini und fuhren in die Stadt hinunter. Auf dem Weg hielten wir noch schnell bei einem Postamt. Ich kaufte mir einen Packen Kuverts und riss aus meinem Notizbuch eine Seite heraus. Darauf schrieb ich einen Namen, eine Adresse und ein paar Worte. Dann verschloss ich den Umschlag, notierte Absender und Zieladresse und gab ihn auf. Das Marriott würde schon wissen, wohin es einen Brief an Sergej Trofimowitsch Valudin weiterleiten müsste. Ich zahlte mit meinem letzten Zwanziger und stieg wieder zu Ivanka, die im Wagen gewartet hatte. Hoffentlich ging sich die Einladung überhaupt noch aus, in meiner Börse befanden sich nur mehr ein paar Münzen und ein Zehneuroschein. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher