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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht
Autoren: Robert Asprin
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Ist es ungefährlich, wenn du mich mitnimmst?«
    In ihre Umarmung, meinte er. In ihr ungewöhnliches Haus, ganz voll Glanz und Samt, am Ufer des Schimmelfohlenflusses. Ein quälendes Verlangen nach Straton war in ihrer Seele. Seinetwegen hatte sie mitgemacht, wo kein Nekromant sich einmischen sollte. Und es stimmte: Das Blutvergießen hier war auch ihre Schuld. Sie würde jetzt tagelang zufrieden sein, ohne des Nachts Opfern auflauern zu müssen.
    Sie las in seinen Augen, daß er zuviel wußte. Daß alles, was sie getan hatte, um ihm zu geben, was er wollte — sie in erschlichenen Nächten auf weichen Kissen —, bald den Preis kosten würde, mit dem sie immer gerechnet hatte.
    Randal, der erkannte, daß das Gespräch zu persönlich für Außenstehende wurde, eilte davon und wischte sich die Hände an seiner wollenen Winterkleidung ab. Als er seinem Opfer zum Altar folgte, rief er über die Schulter zurück: »Ihr werdet die Riten sagen müssen, As.« As war Stratons Kriegsname. »Als Magier und dadurch Feind der Götter — selbst des Euren — bin ich dafür nicht geeignet.«
    Strat ließ kein Auge von Ischade und achtete nicht auf den Hasard.
    »Ist es meine Schuld?« fragte er. »Ist es die Folge, weil ich wider alle Natur mit dir geschlafen habe?«
    »Ebenso wenig wie jemand für Jannis Schicksal oder Stilchos verantwortlich gemacht werden kann. Die Menschen führen ihr Los selbst herbei — es ist eine persönliche Sache und steht nicht zur Debatte.« Sie ging das Risiko ein und strich sanft über die blaß gewordenen Lippen, als der große Stiefsohn mit der Hand um den Schwertgriff um seine Beherrschung kämpfte. Er könnte leicht versuchen, sie hier und jetzt zu töten, um sich von seiner Schuld und seiner Qual zu befreien.
    Was würde sie dann machen? Diesem Mann etwas antun, in dessen Armen sie Frau sein konnte, nicht eine tödliche Gefahr wie für alle anderen Männer? Nie! Jedenfalls nicht, solange er sie nicht dazu zwang.
    Er wich ihrer Berührung nicht aus. Er sagte: »Ischade, das ist schlimmer, als ich es wollte ...«
    »Es ist schlimmer, als irgendeiner von uns es wollte.« Ihre Hand strich sanft von seinen Lippen den Hals hinunter und kam auf dem kräftigen rechten Arm zu ruhen — in weniger als einem Augenblick könnte sie ihm alle Kraft nehmen, wenn es sein mußte. »Es ist dein Gott, der gegen die Ilsiger Götter kämpft und gegen die der Beysiber, falls sie überhaupt welche haben. Er beherrscht den Verstand und die Herzen der Sterblichen. Nicht wir sind es. Wir sind nahezu so schuldlos wie dein Schwert, das genauso gern in seiner Scheide bleiben würde. Vertrau mir. Wir wußten alle, daß wir bitter bezahlen müssen, wenn dieser Tag je kommt.«
    Strat nickte bedächtig. Falsche Stiefsöhne hatten sich in der Stadt gegen echte gestellt und sogar gewagt, sich mit den gnadenlosen Kriegern des 3. Kommandos anzulegen. Und Zips einheimische Kämpfer hatten Grund genug, alle Unterdrücker zu hassen — die VFBF hätte das Blut am liebsten kniehoch strömen lassen.
    »Und was nun?« Der Schmerz in Strats Stimme war unüberhörbar.
    Die Nekromantin blickte zu ihm auf, streckte den Kopf, daß die Kapuze zurückrutschte und nur das Haar ihr Gesicht beschattete. »Jetzt erinnerst du dich an das Versprechen, das du mir in unserer ersten Nacht gegeben hast: mir nicht vorzuwerfen, was ich bin, und dir nicht die Schuld für das zu geben, was du tun mußt; und nicht zu viele Fragen zu stellen, deren Antworten dir nicht gefallen würden.«
    Der Soldat schloß die Augen und erinnerte sich auch, was sie ihm zu vergessen geraten hatte, bis die richtige Zeit dafür gekommen war. Und als er die Lider wieder hob, wirkten seine Augen ein wenig weicher. »Zu dir?« fragte er müde. »Oder zu mir?«
    In einem Turm von Freistatt, auf dem Magierweg, wo es immer feucht und kalt war, erwachte in jener Nacht der tysianische Hasard Randal in seinem Magiergildenbett und stellte fest, daß seine eigenen Bettücher ihn zu erdrosseln suchten.
    Der schmächtige Magier erblaßte, als die Tücher — reines, unschuldiges Linnen — ihn immer stärker würgten. Wenn er diesen Angriff überlebte, würde er ein ernstes Wort mit seinem heimtückischen Bettzeug reden müssen. Es hatte kein Recht, ihn so zu behandeln! Wäre sein Mund nicht durch das Linnen verschlossen, hätte er Gegenzauber rufen oder sein lebloses und doch plötzlich belebtes Bettzeug verdammen können. Aber Randals Mund war wie seine Hände und Füße von feindseliger
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