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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht
Autoren: Robert Asprin
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Magie gebunden.
    Seine Augen jedoch nicht. Randal starrte in die Dunkelheit. Vor dem Bett, auf dem er sich verzweifelt, aber vergebens wehrte, erhellte sie sich merklich, als die Nisibisihexe Roxane mit einem sinnlichen Lächeln aus einem Leuchten erwuchs.
    Roxane, die Nisibisihexe, war Randais Nemesis, eine verhaßte Feindin, eine lästige Gegnerin.
    Der junge Magier wand sich in seinen Bettüchern. Wortlose Verwünschungen quälten sich aus seinem geknebelten Mund. Roxane, gegen die er am Hexenwall gekämpft hatte, hatte geschworen, ihn zu töten — nicht nur, weil er Tempus' Stiefsöhnen und Bashirs Guerillas geholfen hatte, ihre Heimat, den Hexenwall, von den Nisibisihexern zurückzuerobern, sondern weil Randal eine Zeitlang der Partner von Katzenpfote gewesen war, dessen Seele Roxane für sich haben wollte.
    Schwitzend versuchte Randal sich von seinem Bett hinabzuwälzen, als Roxane ihre Geistähnlichkeit verlor und feste Gestalt annahm. Nicht nur, daß es ihm nicht gelang, er schlug sich auch noch den Kopf an der Wand an und blieb leicht betäubt liegen. Er wünschte sich, diese Hexe wäre nicht imstande, Magiergildenschutz wie Butter zu durchdringen; wünschte sich, er hatte nie mit den Stiefsöhnen gekämpft oder sich nie eines Nisibisihexers Zauberkugel angeeignet; wünschte sich, er hätte nie von Nikodemus gehört oder Nikos Rüstung nicht angenommen, die von der Entelechie des Traumes geschmiedet war.
    »Umn hmn, nnh nohnu, rrgorhrrr!« brüllte Randal die Hexe an, die nun menschliche Gestalt hatte, mitsamt parfümierter Haut, deren Duft sich mit dem üblen Geruch seines beißenden Schweißes vermischte. Verschwinde, du Scheusal, für immer!
    Roxane lachte nur. Es war ein keineswegs abstoßendes Lachen. Mit übertriebener Vorsicht kam sie zum Bett. »Was hast du gesagt, kleiner Zauberer? Sag es noch mal!« Sie beugte sicher über ihn und lächelte. Ihr hübsches lebhaftes Gesicht wirkte nicht älter als das eines jungen Mädchens. Doch ihr schrecklicher Glaube hinter diesen Augen, die sich von Furcht nährten und sich jetzt an Randals Qual ergötzten, war älter als die Magiergilde, in die sie eingedrungen war — eingedrungen wider aller Gesetze der Magie, um sich gegen die besten in Ranke ausgebildeten Adepten, ja sogar gegen Randal zu stellen, der Nisibisizauber gelernt hatte, um sich gegen die Hexer aus den hohen Bergen behaupten zu können.
    »Whhs whht drr vhhn mrr?« fragte Randal durch den aufgeweichten, würgenden Knebel aus einem Betttuch. Was willst du von mir?
    Die Nisibisihexe streckte sich anmutig und antwortete: »Will? Das fragst du, Zauberohr? Deine Seele natürlich. Na, na, schlag nicht so um dich. Vergeude dein bißchen Kraft nicht. Dir bleibt bis zum kürzesten Wintertag, dich auf ihren Verlust vorzubereiten. Außer ...« Die leuchtenden Augen, die das letzte waren, was viele Adepten und Krieger in ihrem Leben gesehen hatten, weiteten sich. »Außer du kannst Katzenpfote, genannt Nikodemus, dazu bringen sie für dich zu retten. Aber wir beide wissen, wie unwahrscheinlich es ist, daß er sich für dich in Gefahr begibt. Trotz des Treueids, den er wie jeder der Heiligen Trupps leistete, hat er dich ebenso wie mich im Stich gelassen. Ist es nicht so, kleiner ungeschickter Nichtadept? Oder bildest du dir etwa ein, Ruhm und Ehre und ein gerissenes Band würden deinen ehemaligen Gefährten nach Freistatt locken, um dich vor einer langen und schmerzhaften Plackerei als einer meiner ... Diener zu bewahren?« Zähne schimmerten im Dunkeln über Randal, genau wie Roxanes ganze Erscheinung in einem unheiligen Licht glomm.
    Der tysianische Adept der Hasardklasse lauschte reglos seinem rasselnden Atem. Er wollte nicht antworten, wollte nicht hoffen, daß Niko käme, ja sich nicht einmal danach sehnen, denn das war es, was die Hexe wollte. Sie interessierte sich nicht für seine Zauberkugel, die voll der tödlichsten Schutzmagie war, wie geringere Zauberer sie nach Jahren des Kampfes gegen Roxanes Gleichen gelernt und in die Kugel übertragen hatten. Sie interessierte sich auch nicht für seine askelonische Rüstung, die Randal — falls er diese Nacht überlebte - von nun an immer zum Schlafen anlegen würde. Denn diese Rüstung bot Schutz gegen Zauber der Art, wie Roxane und ihresgleichen gegen einen einfachen Magier der Hasardklasse einzusetzen vermochten. Nein, sie wollte weder das eine noch das andere, sondern Niko — Niko zurück in Freistatt, Niko in Fleisch und Blut.
    Und Randal, der Niko
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