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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht
Autoren: Robert Asprin
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schimmernder Beute auf den Schultern: Das Plündern hatte begonnen.
    Strat gebot dem Stehlen oder Schänden keinen Einhalt. Er war der oberste Offizier hier, und es war die Last seiner Führerschaft — auch wenn es ihm nicht gefiel.
    Crit, Strats abwesender Partner, hätte den Augenblick vielleicht vorhergesehen und verhindert, als der Blutdurst des 3. Kommandos die Oberhand gewann und Zips Lumpenpack es ihnen gleichtat und das Blut zu fließen begann wie Vashankas Regen oder die Tränen einer Dirne.
    Er aber war nicht eingeschritten. Jedenfalls nicht, ehe es viel zu spät war. Und dann war ihm klar gewesen, daß er nur seine Befehlsgewalt einbüßen würde, wenn er versuchte, sie zurückzuhalten. Also war ihm nichts übriggeblieben, als der Blutlust ihren freien Lauf zu lassen, so wie man den Durchfall bei jenen Narren nicht dämmen konnte, die dumm genug gewesen waren, aus dem Schimmelfohlenfluß zu trinken.
    Ischade kannte seinen Schmerz, ihre Hand ruhte auf seinem Arm. Doch die Zauberin war weise: Sie sagte nicht ein Wort zu dem Oberinquisitor und Befehlshaber der Stiefsöhne, als sie auf Randal stießen, den tysianischen Exhasard, der außer ihr der einzige magische Verbündete war, den die Stiefsöhne duldeten. Er war gerade dabei, einen Hund zu vierteilen, um die Stücke dann an den Grenzpunkten des Kasernengeländes zu vergraben.
    »Um uns Glück zu bringen, Zauberohr?« knurrte Straton, und Ischade entspannte sich. »Für den Hund ist es wohl kaum ein Glück!«
    Er muß seinen Ärger an jemanden auslassen, seiner Qual Luft machen, hatte Ischade gedacht, während sie zwischen den Leichen hindurchgestapft waren. Sie hatte auch befürchtet, daß dieser Jemand sie sein mochte, denn sie hatte Schatten herbeibeschworen, um beim Angriff zu helfen — sogar einen namens Janni, der vor seinem Tod ein Stiefsohn gewesen war. Strats Miene hatte sich verfinstert, als er Janni und Stilcho und weitere von Ischade geweckte Toten gesehen hatte, die seine Kameraden gewesen waren.
    Der gleiche finstere Ausdruck zeichnete ihn jetzt, als er über die Schulter spuckte und heftig forderte: »Randal, ich will eine Antwort!«
    Aber Randal, der sommersprossige Zauberer, der so vorsichtig und trotz seines kleinen Wuchses und seiner unauffälligen Erscheinung nach niemandes Pfeife tanzte, wußte sofort, daß Straton mehr als eine Erklärung für die Opferung eines Straßenköters wollte. Strat verlangte, daß jemand ihm versicherte, das Massaker ließe sich mit dem Ehrenkodex der Stiefsöhne vereinbaren.
    Doch das tat es nicht. Es war ein Krieg, der außer Kontrolle geraten war. Blut schrie nach weiterem Blut, und die einzige Rechtfertigung dafür war Freistatt selbst — die Stadt war aus den Fugen geraten, während Feinde sowohl von außen wie von innen sie bedrohten. Unterschiedliche Parteien kämpften gegeneinander, Sterbliche, Götter und Zauberer — so daß sogar Ischade ans Tageslicht getreten war, um ihre Interessen zu schützen und sich mit Stratons Heiligem Trupp und Syncs amoralischem 3. Kommando zusammenzutun.
    Als Randal nicht antwortete, sondern Strat nur mit einem abscheuerfüllten, anklagenden Blick bedachte, sagte Ischade rasch zu dem Offizier an ihrer Seite: »Ordnung ist Belohnung in sich. Und die Vernunft ist auf unserer Seite, nicht auf jener der beysibischen Eindringlinge oder der von Roxanes untoten Todestrupps.«
    Da legte Randal sein Messer ab und strich mit blutiger Hand über seine Nase. »Vielleicht bringt es Euren Gott zurück, Strat. Weckt ihn, wo immer der Plünderergott auch schlafen mag. Die Männer glauben es zumindest, das steht fest.« Der Zauberer stand auf, machte eine Gebärde über dem Hund, und alle vier Teile — die zwei vorderen und die beiden hinteren — erhoben sich in die Luft und schwebten bluttriefend zum Feldaltar hinter dem Übungsplatz.
    Strat sah den verschwindenden Stücken nach, ehe er sagte: »Vashanka? Zurück? Wie kommt Ihr auf die Idee, daß der Gott fort ist? Er hat lediglich seine zweite Kindheit angenommen. Und wie ein Kind jedes Augenmaß verloren.« Dann wandte sich Strat an Ischade, wie sie erwartet hatte, und seine Augen waren so stumpf und hart, wie sein Herz geworden war.
    »So gefällt dir das, Ischade? Diese ganze >Ordnung<, die du hier siehst? Wird sie uns helfen — uns noch ein paar Nächte geben, in denen du mit mir Zusammensein kannst, ohne daß dein >Bedürfnis< wieder die Oberhand gewinnt? Bist du gesättigt? Kann eine Nekromantin überhaupt genug kriegen?
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