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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten
Autoren: Jason Dark
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zuckte die Achseln. »Ich weiß, auf was du anspielst. Auch mir gefällt es nicht, aber nach diesem Terroranschlag auf das Theater hat sich einiges verändert.«
    »Lasst die Pflanze der Demokratie nicht vertrocknen. Das kann leider sehr schnell passieren.«
    »Ich weiß, John, aber kommen wir zu einem anderen Thema. Du bist ja nicht deswegen hier.«
    »Stimmt.«
    Es war schon eine seltsame Sache, die uns beide hier in Moskau zusammengeführt hatte. Sir James, mein Chef, hatte bei einer Tagung des Secret Service erfahren, dass ein Agent in Russland umgekommen war. Man hatte ihn ermordet, weil er einem Geheimnis auf die Spur gekommen war, mit dem selbst die Russen nicht zurechtkamen. Er hatte von lebenden Figuren oder Soldaten gemailt, die Menschen umbrachten. Er wollte sich wieder melden, aber dazu war er nicht mehr gekommen. Man hatte ihn getötet. Sein oder seine Mörder waren nie gefasst worden. Man hatte auch keine Untersuchungsergebnisse geschickt. Der Mann war irgendwo verbrannt oder begraben worden, und damit war für die russischen Behörden der Fall erledigt gewesen.
    Nicht so für meinen Chef.
    Er hatte mich um ein Gespräch gebeten, weil auch er einen leichten Druck bekommen hatte, und so war ich dann mit dem Fall konfrontiert worden. Mir hatte Sir James geraten, doch meine guten Beziehungen nach Moskau spielen zu lassen, denn er wusste, dass Karina Grischin und ich uns gut kannten und befreundet waren.
    Mit ihr konnte ich offen sprechen und war bei Karina mit meinem Problem offene Türen eingerannt.
    Sie hatte von diesen Figuren ebenfalls gehört, doch es war ihr nicht gelungen, sich einen Reim darauf zu machen.
    Ich ließ nicht locker, und so hatten wir uns über den kurzen Dienstweg zusammengetan. Wenn Karina sich um ein Problem kümmerte, dann tat sie es intensiv, und ich konnte sicher sein, dass dabei immer etwas herauskam. Das war auch diesmal der Fall gewesen. Sie hatte mich gebeten, nach Moskau zu kommen, weil sie einen Schritt weitergekommen war und von nun an nicht allein arbeiten wollte.
    Tatsächlich war es einem ihrer Agenten gelungen, ein Beweisstück zu besorgen, das nun auf ihrem Schreibtisch stand und so harmlos aussah.
    »Möchtest du einen Schluck, John?«
    »Wodka?«
    »Sogar einen sehr guten.«
    »Brauchst du ein Alibi?«
    Sie lachte. »So ungefähr.«
    »Dann trinke ich einen mit.«
    Zwei Wassergläser und die Flasche standen schnell auf dem Schreibtisch. Karina sprach nur von einem Willkommensdrink.
    »An etwas anderes hatte ich auch nicht gedacht.«
    »Danke, das beruhigt mich sehr.«
    Wir tranken, und ich wunderte mich über den Geschmack des Wodkas. Der war super. Das Zeug kratzte auch nicht im Hals. Sanft wie der beste Grappa glitt es in Richtung Magen.
    Karina stellte das Glas ab. »So, das ist es gewesen. Wir könnten ja noch einen auf Wladimir trinken, doch das wäre unfair. Der muss sich schon seit Tagen mit den Folgen des Anschlags herumschlagen und hat das Bett kaum gesehen.«
    »Dann musst du ja alleine schlafen«, bemerkte ich leicht anzüglich.
    »Genau, John, so ist es.« Jetzt lachte sie. »Wann ziehst du denn mit Glenda zusammen?«
    »Nie.«
    »Schade.«
    »Ich will all die anderen Frauen nicht enttäuschen, weißt du?«
    »Oh – wie heißt es bei euch? Wer angibt, der hat’s nötig.«
    »Aber nicht ich.«
    »Gut, Schnitt. Kommen wir zu unserem körperlich kleinen Problem, das sich hoffentlich nicht zu einer Epidemie ausweitet.« Sie umfasste die Figur und hob sie an. »Das ist das Corpus delicti, John. Seinetwegen ist euer Agent gestorben. Kann man sich gar nicht vorstellen, denke ich mal.«
    »Reich es rüber, bitte!«
    Ich streckte meine Hand aus und bekam es zwischen meine Finger. Der Soldat hatte die Größe einer Babypuppe. Er war recht schwer, und er sah einfach nur grau aus. Er trug eine Uniform, einen Stahlhelm, und wenn ich ihn mir genauer betrachtete, dann hatte sein Erschaffer auch auf Details geachtet, denn das Koppel war ebenso vorhanden wie die Knöpfe an den Taschen.
    Bewaffnet war der Soldat auch. Allerdings nicht mit einem über der Schulter hängenden Gewehr, sondern mit einer Pistole, die in einer Tasche steckte.
    Ich betrachtete den kleinen Soldaten von allen Seiten und hörte die Frage der Russin. »Und? Was sagst du?«
    »Was soll ich dazu sagen? Wenn ich Kind wäre, würde ich sie nicht in mein Zimmer stellen. Die Figur ist mir zu farblos. Einfach nur grau, nein, das wäre nichts für mich gewesen.« Ich hielt sie auch weiterhin in der Hand
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