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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten
Autoren: Jason Dark
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es bestimmt nicht geworden.«
    »Eben.«
    »Und danke für die Rettung.«
    »Hör auf.«
    Den Gefallen tat ich ihr. Wir schauten gemeinsam auf das, was von der Figur zurückgeblieben war. Trümmer. Reste. Scherben. Staub, feiner Sand. Ein Zeug, das eigentlich in einen Ascheneimer gehörte. Es gab nichts Technisches darin. Es waren auch nicht die Reste eines Chips zu sehen, durch den der Soldat hätte ferngelenkt werden können. Wir standen nach wie vor mit leeren Händen da und hatten keinen Hinweis auf die Herkunft der Figur bekommen.
    Ich blickte mich im Büro um, weil ich die Einschläge der beiden Kugeln unter die Lupe nehmen wollte. Der zweite Schuss war schräg in die Decke gefahren, und dort suchte ich zuerst.
    Der erste Blick schon klärte mich auf. Die kleine Kugel war in die Decke gefahren, und ich sah auch, wo sie getroffen hatte. Die Stelle war mit dem bloßen Auge zu erkennen. Dort breitete sich im hellen Grau der Farbe ein dunkler Fleck aus, der so aussah, als wäre er dagegengespritzt worden.
    Ein wirklich ungewöhnlicher Kugeleinschlag. Das bemerkte auch Karina Grischin, die ihren Platz hinter dem Schreibtisch verlassen hatte und jetzt mit in die Hüften gestemmten Händen neben mir stand und ebenfalls in die Höhe blickte.
    »Sag du was, John.«
    »Nein, es ist dein Büro.«
    »Ha, ha. Stell dich nicht an wie ein Mädchen.«
    »Tue ich doch nicht. Aber ich sage dir ganz ehrlich, ich weiß leider nicht, was das zu bedeuten hat. Es ist mir ein Rätsel. Einen derartigen Kugeleinschlag habe ich noch nie gesehen. Normalerweise ist ein Loch da. Manchmal sogar zackig, aber das gefärbte Drumherum kann ich nicht beurteilen.«
    »Als wäre die Kugel mit einer Flüssigkeit gefüllt worden. Beim Einschlag ist sie dann zerplatzt, und die Flüssigkeit hat sich um das Einschussloch verteilt.«
    Ich räusperte mich. Es war der einzige Kommentar, den ich abgab, bevor ich nach dem zweiten Einschussloch Ausschau hielt. Es war der erste Schuss gewesen. Er hatte mich erwischen sollen, was jedoch nicht der Fall gewesen war. Stattdessen hatte er eine Schramme im Boden hinterlassen. Das Büro war nicht mit einem Teppich ausgestattet. Der Boden war mit Linoleum bedeckt, das aussah wie Pappe. Und auf diesem Zeug war eben die Schramme zu sehen, aber auch der Riss, den die Kugel im Boden hinterlassen hatte.
    Ich ging hin und bückte mich.
    »Sei nur vorsichtig, John. Wer weiß, welchen Inhalt die Kugeln gehabt haben.«
    »Schon klar.«
    Ich berührte die Reste nicht. Das Zeug roch auch nicht, aber mein Misstrauen blieb. Diese Geschosse waren nicht grundlos damit gefüllt worden. Das Zeug musste schon eine gewisse Bedeutung haben, obwohl es hier harmlos aussah.
    Karina Grischin war wieder an ihren Schreibtisch getreten. Mit gerunzelter Stirn schaute sie auf die Reste, als würde sie nach einer Erklärung suchen.
    Sie hatte alles zertrümmert. Da gab es nichts mehr, was wir noch hätten zusammenleimen können. Trümmer, Splitter und bräunlich-grauer Staub verteilten sich auf dem Schreibtisch.
    »Das also ist das große Rätsel.«
    »Stimmt.«
    »Deswegen ist einer eurer Agenten gestorben. Und mein Spitzel hat sich vor Angst fast in die Hose gemacht.« Mit einer schon abwehrenden Bewegung deutete sie auf die Reste. »Warum, verdammt? Das ist doch alles ganz harmlos.«
    Ich wusste, dass sie an ihre eigenen Worte selbst nicht so recht glaubte. Harmlos war es auf keinen Fall. Da steckte schon mehr dahinter. Nur standen wir wie die Ochsen vor dem Berg und wirkten ratlos.
    »Das war nur einer, Karina.«
    »Ja, weiß ich. Und weiter?«
    »Jetzt stell dir mal vor, wie du dich verhalten würdest, wenn du plötzlich von fünf, hundert oder doppelt und dreifach so vielen Soldaten angegriffen wirst.«
    »Wäre nicht eben das Wahre.«
    »Genau das meine ich.«
    Karina hob den Blick. »Das war einer. Man hat ihn mir gebracht. Und du sprichst von einer Armee von Toten.« Sie hob die Schultern an. »Ich nenne sie mal einfach so.«
    »Ja, ja, dagegen habe ich nichts.«
    »Kleine Killer. Ausgestattet mit Waffen, deren Inhalt wir nicht kennen. Hört sich nicht gut an, John. Und ich frage mich weiter, wo sie sich versteckt halten könnten.«
    Ich spielte Theater und breitete die Arme aus. »Russland ist groß und weit. Das weißt du selbst.«
    »Stimmt.« Sie nahm einen Bleistift und rührte damit in den Resten herum. »Ich suche die Waffe und die Kugeln.«
    »Du hast alles zertrümmert.«
    »Weiß ich selbst. Aber es müsste doch was von diesem
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