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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten
Autoren: Jason Dark
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treffen, dann nur in der Dunkelheit. Auch dann habe ich Angst, beobachtet zu werden.«
    »Das weiß ich, Jarolin. Ich bin Ihnen auch dankbar. Sehr sogar. Dennoch müssen wir uns an die Regeln halten.«
    »Ich kann es nicht sagen.«
    Karina schloss die Augen. Sie verstand den Mann. An seiner Stelle hätte sie nicht anders gehandelt. Nur befand sie sich in einer anderen Position. Sie konnte nicht den ersten Schritt gehen und den zweiten zurückhalten. So kam man nie weiter.
    »Ich verstehe Sie, Jarolin.«
    »Danke, das ist...«
    »Moment«, sagte sie und hob beide Hände. »Ich bin noch nicht fertig. Ich kann nachvollziehen, dass Sie mir den Namen nicht nennen wollen, aber ich möchte ihn trotzdem erfahren, und da sehe ich schon eine Möglichkeit, wie Sie sich aus der Affäre ziehen können.« Karina schaute ihn offen an und lächelte sogar. »Es ist am besten, wenn Sie mir den Namen einfach aufschreiben. Da sind Sie aus dem Schneider, und ich bin zufrieden. Können wir uns darauf einigen?«
    Jarolin überlegte. Er brauchte mindestens zehn Sekunden, dann hatte er sich durchgerungen und nickte. »Ja, so könnte es gehen. Ich werde Ihnen die Information aufschreiben.«
    »Sehr gut.«
    Karina Grischin gab dem Mann einen Kugelschreiber und auch ein Blatt Papier. Neben dem hohen Heizkörper stand ein Tisch mit einem Stuhl davor. Jarolin ließ sich darauf nieder. Er schrieb nicht viel, faltete den Zettel dann zusammen und reichte ihn Karina.
    »Hier steht alles, was ich weiß und Sie wissen müssen. Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja, bitte. Ich habe nichts dagegen. Noch kurz, Jarolin. Wo wollen Sie hin?«
    »Ich fahre in meine Wohnung.«
    »Es ist noch immer die gleiche?«
    »Ja. Das bleibt sie auch, wenn ich unterwegs bin. Sie wird noch immer von der Organisation bezahlt.«
    »Gut, das war’s dann.«
    Jarolin verbeugte sich kurz, und Karina Grischin konnte das Lächeln nicht unterdrücken, denn sie bekam mit, wie froh der Mann war, sie verlassen zu können.
    Als die Tür geschlossen war, drehte sich die Russin um und streckte ihre Beine aus. Wer sie zum ersten Mal sah, wäre nie auf den Gedanken gekommen, hier eine exzellente Kämpferin vor sich zu haben, die mal als weiblicher Bodyguard gearbeitet hatte und später, nach einer kurzen Stippvisite in London, vom Geheimdienst übernommen worden war, wo sie sich um Fälle kümmerte, die an die Grenzen des Verstandes herangingen und oft nicht mit Logik zu erklären waren.
    Sie behielt die Haltung bei und schaute dabei auf eine Tür, die nicht ganz geschlossen war. Dann rief sie: »Du kannst jetzt kommen, John, die Luft ist rein...«
    ***
    Karina Grischin hatte mich in meiner Muttersprache angesprochen, und ich zögerte keine Sekunde damit, die Tür aufzudrücken. Es war nicht erhebend für mich gewesen, in einer kleinen, staubigen und mit Akten gefüllten Kammer zu warten, und so war ich froh, dass diese Zeit vorbei war. Lange hätte ich es auch nicht ausgehalten, denn der Staub war mir in die Nase gedrungen, und so musste ich zunächst zweimal niesen, wobei mir Karina Gesundheit wünschte.
    »Danke, danke, das ist nett.«
    »Setz dich.«
    Ich ging zu einem Stuhl, der Karina gegenüber stand und ließ mich nieder. Sie schaute über den Schreibtisch hinweg und lächelte mich an. »Du hast alles gehört?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe nur das wenigste verstanden.«
    »Das lässt sich ändern, wenn du Russisch lernst.«
    »Gern. Nach meiner Pensionierung. Vorausgesetzt, es kommt noch dazu.«
    »Das ist allerdings die Frage, die wir uns alle stellen.«
    Karina Grischin nahm es locker. Wir beide kannten uns gut und hatten schon manch brenzligen und lebensgefährlichen Fall gemeinsam gelöst. Sie war wirklich eine attraktive Frau. Das Haar trug sie wie immer halblang, und der Schnitt sah irgendwie brav aus. Nur hatte sie die Haare diesmal rötlich gefärbt, was ihr gut stand. Das Licht der Bürolampe hinterließ einige Reflexe auf ihrem »Kopfschmuck«. Wie immer war sie nur leicht geschminkt, und wie immer wirkte sie wie aus dem Ei gepellt. Heute trug sie den Hosenanzug, der aus westlicher Produktion stammte und ihr sehr gut stand.
    »Was schaust du?«
    Ich verzog die Lippen. »Du siehst gar nicht aus wie eine Technokratin.«
    »Danke, das bin ich auch nicht. Die Zeiten sind vorbei. Das müsstest du doch wissen.«
    »Dann gebt auch Acht, dass sie nicht wieder zurückkehren«, warnte ich. »Man hörte ja Dinge, die einem Demokraten nicht so recht gefallen können.«
    Karina
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