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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten
Autoren: Jason Dark
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Sergeant hätte es nicht besser machen können.
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Bisher war noch alles okay im grünen Bereich, auch wenn der Vorgang durchaus unheimlich war. Denn diese Figur besaß keinen Motor, der aufgezogen war, und sicherlich auch keinen eingepflanzten Chip, der für seine Bewegung sorgte.
    Er stand.
    Wartete er?
    Karina nagte an ihrer Unterlippe. Sie hatte sich etwas geduckt, um aus einem anderen Blickwinkel über die Schreibtischplatte zu schauen. Ich hörte sie schwach durch die Nase atmen, und als sie etwas sagen wollte, bewegte sich der Soldat wieder.
    Auf der Stelle drehte er sich um 180 Grad herum!
    »He, das macht er gut, John.«
    »Wie geübt.«
    »Fragt sich nur, wer sein Ausbilder ist. Vielleicht der Teufel?«
    »Kann sein.«
    Die Figur schaute mit ihren roten Augen jetzt in die entgegengesetzte Richtung über die Tischplatte hinweg, als wäre sie dabei, irgendeinen Punkt zu fixieren, der in weiter Ferne lag und ausschließlich für ihn sichtbar war.
    Karina sah kurz hoch, um mich mit einem Blick zu bedenken. »Was wird er jetzt machen? Den Rückweg antreten?«
    »Wäre nicht eben kreativ.«
    »Denke ich auch.«
    Natürlich hatten wir uns darauf eingestellt, dass er abermals über den Schreibtisch wandern würde, aber damit ließ er sich Zeit. Er wartete und glotzte mit seinen roten Augen nur nach vorn, weil er sich für irgendetwas interessierte.
    Wieder verstrichen Sekunden, ohne dass etwas geschah. Bis er plötzlich zusammenzuckte, seine rechte Schulter sofort danach anhob und die Hand dann nach unten streckte. Sie fiel auf die Pistolentasche, aus der der Griff der Waffe hervorragte.
    Uns war natürlich klar, dass er diese Bewegung nicht nur zum Spaß durchgeführt hatte. Schon sahen wir, dass sich seine Finger krümmten und er den Griff umfasste.
    Ein kurzer Ruck, und die Waffe lag frei.
    Wir waren nicht mehr so locker, denn uns war jetzt klar, dass etwas passieren würde.
    Die Waffe zeigte noch nach vom. Eine Sekunde später war alles anders. Da drehte er sich mit einer schnellen Bewegung nach links. Plötzlich hatte die kleine Waffe ein Ziel gefunden.
    Und das war ich!
    Dies zu merken und zu handeln war eins. Ich hatte kaum einen Blick auf die Mündung geworfen, da wuchtete ich mich von meinem Stuhl nach rechts. Ich war so schnell, ich musste schnell sein und hatte den Boden noch nicht berührt, da hörte ich das komische Geräusch.
    Plopp!, machte es. Dabei vernahm ich auch ein leises Pfeifen. Dass etwas über mich hinwegflog, war mehr zu ahnen als zu sehen. Irgendwo hinter mir hörte ich das Geräusch eines Einschlags, und dann rief Karina die Warnung quer durch ihr Büro.
    »Weg, John! Er kommt!«
    Es war nur vorstellbar, dass er sich auf die Schreibtischkante zubewegte, um mich im Ziel zu haben. Ich lag noch auf dem Boden und war auf die Seite gefallen. Jetzt rollte ich mich auf den Rücken, weil ich den Schreibtisch im Blick haben wollte. Aus der rückwärtigen Lage wollte ich in die Höhe schnellen, was mir nicht gelang, denn der Soldat hatte bereits die Schreibtischkante erreicht.
    Ich bot ein großes Ziel, und ich wollte auf keinen Fall von einer Kugel getroffen werden.
    Er zielte.
    Und er schoss.
    Ob ich der Kugel diesmal entgangen wäre, stand in den Sternen. Ich entging ihr trotzdem, und das lag an Karina Grischin. Kurz bevor die Kugel den Lauf verlassen konnte, hatte sie zugeschnappt und die Figur in die Höhe gerissen.
    Der Schuss war wieder zu hören, aber die kleine Kugel jagte jetzt schräg in die Höhe und klatschte in die Decke.
    Karina fluchte. Ich hörte die harten dumpfen Laute, und als ich auf den Beinen stand, erkannte ich den Grund.
    Karina Grischin hielt den kleinen Soldaten in der Hand und drosch ihn mit aller Kraft gegen die Platte ihres Schreibtisches. Sie fluchte dabei, sie war rot angelaufen und hämmerte mit einem letzten gewaltigen Schlag dorthin, wo schon einige Scherben oder Reste lagen.
    Dann nahm sie einen Briefbeschwerer, der aussah wie ein kantiger Stein, und hämmerte noch einmal zu. Sie drosch ihn auf den Kopf, der noch nicht ganz zerstört war.
    Wenig später ließ sie den Stein los, stemmte ihre Arme gegen die Schreibtischkante und atmete prustend aus. Sie hatte sich angestrengt. Auf ihrer Stirn glänzte Schweiß.
    »Gratuliere«, sagte ich.
    Karina schaute hoch. Unsere Blicke trafen sich. »Das hat einfach sein müssen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Kugel einen von uns getroffen hätte.«
    »Ein Spaß wäre
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