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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Kain und Abel
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Sie irgend etwas mit der Übersendung eines Dossiers an die Staatsanwaltschaft in Washington zu tun, das die Verhaftung Abel Rosnovskis und einen Prozeß wegen Bestechung auslöste, obwohl Sie wußten, daß er einer der bedeutenderen Aktienbesitzer unserer Bank ist?«
»Hat er Ihnen das gesagt?« fragte William.
»Ja, er behauptet, er habe seine Verhaftung nur Ihnen zu verdanken.«
William schwieg eine Weile und überlegte die Antwort, während er seine Notizen studierte. Sie halfen ihm nicht. Auf diese Frage war er nicht vorbereitet, andererseits hatte er den Aufsichtsrat in dreiundzwanzig Jahren nie belogen. Er konnte nicht jetzt damit anfangen.
»Ja«, sagte er und brach das Schweigen. »Ich bekam die Informationen und hielt es für meine Pflicht, sie an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten.«
»Wie erhielten Sie die Informationen?«
William antwortete nicht.
»Ich glaube, wir alle kennen die Antwort auf diese Frage, Mr. President«, sagte Jake Thomas. »Überdies informierten Sie die Behörden, ohne den Aufsichtsrat zu informieren, und damit haben Sie uns alle gefährdet - unseren Ruf, unsere Karrieren, alles, wofür die Bank steht, alles, für eine persönliche Rache.«
»Aber Rosnovski wollte mich zugrunde richten«, sagte William und merkte, daß er schrie.
»Und um ihn zugrunde zu richten, setzten Sie den Ruf und die Sicherheit der Bank aufs Spiel.«
»Es ist meine Bank«, sagte William.
»Nein«, widersprach Jake Thomas. »Sie besitzen acht Prozent der Stammaktien, ebenso wie Mr. Rosnovski, und im Augenblick sind Sie Präsident und Vorsitzender von Lester, aber Sie können die Bank nicht für Ihre persönlichen Launen benützen, ohne die andern Direktoren zu informieren.«
»Dann muß ich die Vertrauensfrage stellen«, sagte William. »Ich bitte Sie, mich gegen Abel Rosnovski zu unterstützen.«
»Darum geht es nicht«, sagte der Schriftführer. »Wir müßten abstimmen, ob Sie unter den gegebenen Umständen der richtige Mann sind, diese Bank zu leiten. Sehen Sie das nicht ein, Mr. President?«
»Einverstanden«, sagte William mit abgewandtem Blick. »Der Aufsichtsrat soll entscheiden, ob er meine Karriere nach beinahe fünfundzwanzig Jahren schmachvoll beenden und den Drohungen eines verurteilen Kriminellen nachgeben will.«
Jake Thomas nickte dem Schriftführer zu, und die Stimmzettel wurden verteilt. William hatte den Eindruck, daß alles bereits vor der Sitzung entschieden worden war. Er blickte die neunundzwanzig Männer an, die um den Tisch saßen; viele von ihnen hatte er selbst ausgewählt, manche kannte er kaum. Einmal hatte er gehört, daß eine kleine Gruppe von Direktoren offen die Demokraten und John Kennedy unterstützte. Einige schauten ihn an, andere wandten den Blick ab. Bestimmt würden sie ihn unterstützen; sie konnten es nicht zulassen, daß Rosnovski ihn erledigte. Nicht jetzt. Bitte laßt mich meine Jahre als Präsident vollenden, dann werde ich stillschweigend und ohne Aufhebens verschwinden aber nicht auf diese Weise.
Er beobachtete, wie die Mitglieder dem Schriftführer die Stimmzettel zurückgaben. Der Schriftführer öffnete sie langsam. Es war still im Saal; alle Blicke waren auf den Mann gerichtet, der die Zettel entfaltete und jedes Ja und jedes Nein auf einem mit zwei Spalten versehenen Bogen Papier eintrug. William konnte sehen, daß die eine Namenliste wesentlich länger war als die andere, aber seinen schwachen Augen gelang es nicht, auszunehmen, welche welche war. Er war nicht imstande, sich damit abzufinden, daß der Tag gekommen war, an dem in seinem eigenen Sitzungssaal zwischen ihm und Abel Rosnovski abgestimmt wurde.
Der Schriftführer sagte etwas. William konnte nicht glauben, was er hörte: Mit siebzehn gegen zwölf Stimmen hatte er das Vertrauen des Aufsichtsrates verloren. Es gelang ihm, aufzustehen. Abel Rosnovski hatte ihn im Endkampf besiegt. Niemand sprach, als William den Saal verließ. Er ging in sein Büro zurück, nahm seinen Mantel, warf einen letzten Blick auf Charles Lesters Porträt, und ging durch den langen Korridor zum Ausgang.
Der Portier sagte: »Schön, daß Sie wieder zurück sind, Mr. President. Auf morgen, Sir.«
William wußte, daß er ihn nie mehr sehen würde. Er drehte sich um und reichte dem Mann, der ihm vor dreiundzwanzig Jahren den Weg zum Sitzungssaal gezeigt hatte, die Hand.
Der erstaunte Portier sagte: »Gute Nacht, Sir«, und sah William zum letztenmal in sein Auto einsteigen.
Der Chauffeur fuhr William nach Hause. Als sie die 68.
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