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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Kain und Abel
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Stock. Nach zehn Jahren erkannte Florentyna ihren Vater kaum wieder, der, eine starke Brille auf der Nasenspitze, halb aufrecht im Bett saß, immer noch ohne Kissen, und mit einem herausfordernden Lächeln auf den Lippen.
    Sie sprachen von glücklicheren Tagen, sie lachten ein wenig und weinten viel.
     
    »Du mußt verzeihen, Richard«, sagte Abel, »die Polen sind ein sentimentales Volk.«
    »Das weiß ich, meine Kinder sind halbe Polen«, antwortete Richard. Am späteren Abend aßen sie zusammen - einen vorzüglich zubereiteten Braten, der Rückkehr der verlorenen Tochter
    angemessen, wie Abel sagte.
     
    Abel sprach von der Zukunft und wie er die Weiterentwicklung der Hotelgruppe sah.
     
    »Wir sollten in jedem Hotel eine Florentyna-Boutique haben«, sagte er.
    Florentyna lachte und stimmte zu.
Er erzählte Richard von seiner Trauer über das Verhältnis zu seinem verstorbenen Vater, zählte alle Irrtümer auf, die er im Laufe der vielen Jahre begangen hatte, und daß es ihm nie in den Sinn gekommen sei, William Kane könne sein Gönner gewesen sein. Wie gern er eine einzige Gelegenheit gehabt hätte, ihm persönlich zu danken.
»Er hätte dich verstanden«, sagte Richard.
»Wir begegneten einander an dem Tag, an dem er starb«, sagte Abel.
Florentyna und Richard schauten ihn verblüfft an.
»O ja«, sagte Abel. »Es war in der Fifth Avenue; er war gekommen, um die Eröffnung deines Geschäftes mit anzusehen. Er zog den Hut. Das war genug. Genug.«
Abel hatte nur eine Bitte an Florentyna. Daß sie und Richard ihn in neun Monaten nach Warschau begleiten sollten, zur Eröffnung des neuesten Baron-Hotels.
»Könnt ihr euch das vorstellen«, fragte er aufgeregt und trommelte mit den Fingern auf den Nachttisch, »ein Baron-Hotel in Warschau? Das ist wirklich ein Hotel, das nur vom Präsidenten der Hotelkette eröffnet werden kann.«
Während der folgenden Monate erhielt Abel regelmäßig Besuch von Richard und Florentyna, und zwischen Vater und Tochter erwachte wieder die alte Vertrautheit. Abel bewunderte Richard und seinen klugen Hausverstand, der den Ehrgeiz seiner Tochter in die richtigen Bahnen lenkte. Und seinen Enkel vergötterte er. Die kleine Annabel aber war - wie hieß doch dieser schreckliche neumodische Ausdruck?
-, nein, sie war etwas anderes. Abel war kaum jemals in seinem Leben glücklicher gewesen und begann Pläne für seine triumphale Rückkehr nach Polen zur Eröffnung des Hotels in Warschau zu schmieden.
    Das Warschauer Hotel wurde ein halbes Jahr später als vorgesehen eröffnet; in Warschau, wie überall auf der Welt, wurden Termine nicht immer eingehalten.
    In ihrer ersten Ansprache als Präsidentin der Hotelgruppe sagte Florentyna den Gästen, daß ihr Stolz auf das prachtvolle Hotel von Trauer überschattet sei, weil ihr verstorbener Vater das WarschauBaron nicht selbst hatte eröffnen können.
    In seinem Testament hatte Abel seine Tochter zur Alleinerbin eingesetzt - mit einer einzigen kleinen Ausnahme - einem besonderen Gegenstand. Das Testament beschrieb ihn als schweren, gravierten Silberreif, ein seltenes Schmuckstück von unbekanntem Wert, mit der Aufschrift »Baron Abel Rosnovski«.
    Der Empfänger war sein Enkel, William Abel Kane.
     
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