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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Kain und Abel
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Boutique in der Fifth Avenue.«
»Fifth Avenue?«
»Das elfte Geschäft«, sagte George.
»Hast du sie gesehen?«
»Ja«, gab George zu.
»Geht es ihr gut? Ist sie glücklich?«
»Beiden geht es gut, und beide scheinen erfolgreich und glücklich
    zu sein. Du solltest stolz auf die beiden sein, Abel. Dein Enkel ist schon ein richtiger Junge, und deine Enkelin ist schön. Das Abbild von Florentyna, als sie so alt war.«
    »Möchte sie mich sehen?«
»Möchtest du ihren Mann sehen?«
»Nein, George, solange sein Vater lebt, kann ich diesen Jungen
    nicht sehen.«
»Und wenn du zuerst stirbst?«
»Du mußt nicht alles glauben, was in der Bibel steht.«
Schweigend fuhren sie ins Hotel zurück, und an diesem Abend aß
    Abel allein in seinem Zimmer.
Während der folgenden sechs Monate verließ er kein einziges Mal
das Penthouse.
Als Florentyna Kane im März 1967 ihre neue Boutique in der Fifth Avenue eröffnete, schien tout le monde anwesend zu sein, alle, außer
William Kane und Abel Rosnovski.
Kate und Lucy kamen zur Eröffnung von ›Florentyna’s‹. William
blieb zu Hause im Bett und redete mit sich selbst.
George ließ Abel allein in seiner Suite, um der Feier beizuwohnen.
Er hatte Abel zu überreden versucht, ihn zu begleiten, aber Abel
brummte, seine Tochter habe zehn Geschäfte ohne ihn eröffnet, und
auf das eine käme es auch nicht mehr an. George nannte ihn einen
störrischen alten Narren und ging allein. Als er in der Boutique
ankam, einem prachtvollen, eleganten Geschäft mit dicken Teppichen
und den modernsten schwedischen Möbeln - es erinnerte ihn an die
Art, wie Abel Dinge in Angriff zu nehmen pflegte -, sah er Florentyna
in einem langen blauen Abendkleid mit dem jetzt berühmten ›F‹ auf
dem Stehkragen. Sie reichte George ein Glas Champagner und stellte
ihn Kate und Lucy Kane vor, die sich mit Zaphia unterhielten. Kate
und Lucy waren sichtlich vergnügt, und sie erstaunten George, als sie
sich nach Abel Rosnovski erkundigten.
»Ich sagte ihm, er sei ein störrischer alter Narr, eine so tolle Party zu
versäumen. Ist Mr. Kane hier?«
Kate Kanes Antwort entzückte George.
    William las die New York Times und brummte etwas über Johnson, der sich in Vietnam herumschlug, dann legte er die Zeitung beiseite und stand auf. Langsam zog er sich an und starrte, als er fertig war, sein Spiegelbild an. Ich sehe aus wie ein Bankier, stellte er ärgerlich fest. Aber wie sonst sollte er aussehen? Er zog einen schweren schwarzen Mantel an, setzte den alten Homburg auf, nahm den Spazierstock mit dem Silberknauf, den Rupert Cork-Smith ihm hinterlassen hatte, und gelangte irgendwie auf die Straße. Es war das erstemal seit seinem schweren Herzanfall vor drei Jahren, daß er das Haus allein verließ, und das Hausmädchen war erstaunt, daß er ohne Begleitung fortging.
    Der Frühlingsabend war ungewöhnlich warm, doch William fröstelte nach dem langen Hausarrest. Er brauchte eine lange Weile, bis er die Fifth Avenue erreichte, und als er endlich zur Boutique kam, war die Menschenmenge davor so groß, daß er nicht die Kraft hatte, sich durchzukämpfen. Er stand am Straßenrand und schaute zu, wie die Leute sich unterhielten; junge, vergnügte Leute drängten sich in Florentynas elegantem Laden. Ein paar Mädchen trugen bereits die neuen Miniröcke aus London. Was würde als nächstes kommen? fragte sich William, und dann sah er, wie sein Sohn sich mit Kate unterhielt. Er war ein so gutaussehender Mann geworden - groß, selbstsicher, ruhig, mit einem Auftreten, das William an seinen eigenen Vater erinnerte. Aber in dem Kommen und Gehen konnte er nicht feststellen, wer Florentyna war. Fast eine Stunde stand er dort, freute sich an dem Treiben und bedauerte die Jahre, die er vergeudet hatte.
    Ein Wind war aufgekommen und pfiff die Fifth Avenue hinunter. Er hatte vergessen, wie kalt Märzwind sein konnte, und schlug den Kragen hoch. Er mußte nach Hause gehen, denn abends würden sie alle zum Dinner kommen, und er würde zum erstenmal Florentyna und seine Enkelkinder sehen: den Enkel und die kleine Annabel und ihren Vater, seinen geliebten Sohn. Er hatte Kate gesagt, daß er ein Narr gewesen sei, und sie um Verzeihung gebeten. »Ich werde dich immer lieben«, war alles, was sie geantwortet hatte. Florentyna hatte ihm geschrieben. Einen so großherzigen Brief. Auch für die Vergangenheit hatte sie verständnisvolle Worte gefunden. Und ihr letzter Satz lautete: »Ich kann es nicht erwarten, dich kennenzulernen.«
    Er wandte sich
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