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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Rivalen
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Meinungsumfrage lagen die Torys mit zwei Punkten in Führung. Die Presse führte dies darauf zurück, daß der neue Labour-Führer in der Öffentlichkeit relativ unbekannt war, doch am Ende der ersten Woche hatten die Torys einen Punkt verloren, und die Presse fand, Raymond Gould habe sein Amt gut begonnen.
    »Eine Woche ist in der Politik eine lange Zeit«, sagte Raymond.
     
    »Und es liegen noch zwei Wochen vor dir«, erinnerte ihn Joyce.
    Die Auguren entwickelten eine Theorie, wonach Raymonds wachsende Popularität in der ersten Woche auf die zahlreichen Berichte über den neuen Parteiführer zurückzuführen sei. Raymond warnte den Pressestab des Transport House, daß es vielleicht die kürzesten Flitterwochen der Geschichte werden könnten und man ihn bestimmt nicht drei Wochen lang wie einen Jungverheirateten behandeln werde. Die ersten Anzeichen einer gestörten Ehe zeigten sich, als das Sozialministerium mitteilte, die Inflationsrate sei zum erstenmal in neun Monaten gestiegen.
    »Und wer war während der letzten drei Jahre Finanzminister?« fragte Simon während einer seiner Reden.
Raymond versuchte die Ziffern als nicht relevant abzutun, doch am nächsten Tag behauptete Simon, es stünden weitere schlechte Nachrichten ins Haus.
Als das Handelsministerium das größte Defizit in der Zahlungsbilanz seit vierzehn Monaten bekanntgab, gebärdete sich Simon als Prophet, und die Torys lagen bald wieder in Führung. Die Sozialdemokraten aber gewannen je einen Punkt von beiden Großparteien.
»Flitterwochen, zerrüttete Ehe und Scheidung – alles in vierzehn Tagen«, sagte Raymond leicht vergrämt. »Was wird in den letzten sieben Tagen passieren?«
»Vielleicht eine Versöhnung?« schlug Joyce vor.
Während des Wahlkampfes besuchten alle drei Parteiführer die meisten der hundert gefährdeten Sitze, die jede Wahl entscheiden. Keiner von ihnen konnte sich viel um jene fünfhundertfünfzig Sitze kümmern, die, außer bei einer Trendänderung von mindestens acht Prozent, fest bleiben würden.
Eine Ausnahme von dieser Regel machte Andrew bei Alec Pimkins Sitz in Littlehampton, den er schon lang als gefährdet sah. Die Sozialdemokraten hatten einen fähigen jungen Kandidaten aufgestellt, der den Wahlkreis in den letzten drei Jahren eifrig betreute und es nicht erwarten konnte, den Kampf mit Pimkin aufzunehmen.
Als der Parteivorsitzende von Littlehampton Pimkin in seiner Londoner Wohnung erreichte und ihm mitteilte, wie ernst die Lage sei, erklärte sich Pimkin endlich bereit, in seinem Wahlkreis zu erscheinen.
»Wissen Sie nicht, daß ich mit Pflichten im Unterhaus überlastet bin?« fragte Pimkin. »Niemand konnte ahnen, daß man sämtliche Parlamentarier wegen einer außerordentlichen Erklärung der Königin zurückrufen werde.«
»Das weiß heute jeder«, antwortete der Vorsitzende, »aber das von der Königin verlangte Gesetz ist letzte Woche nach dreimaliger Verlesung ohne Abstimmung angenommen worden.«
Innerlich verfluchte Pimkin den Tag, an dem man Fernsehübertragungen aus dem Unterhaus erlaubt hatte. »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Pimkin beruhigend, »die Wähler werden nicht vergessen, daß ich eine lange und erfolgreiche parlamentarische Karriere hinter mir habe. Zum Teufel, haben Sie vergessen, daß ich Kandidat für die konservative Parteiführung war?«
Und wie viele Stimmen hast du damals bekommen, wollte der Vorsitzende sagen. Er holte jedoch nur tief Atem und bat ihn noch einmal dringend, so bald wie möglich den Wahlkreis zu besuchen.
Pimkin fuhr also eine Woche vor den Wahlen hin und schlug seine Zelte, wie bei den letzten Wahlkampagnen, in der privaten Bar des Swan Arms auf – dem einzigen ordentlichen Gasthaus im Wahlkreis, wie er jenen versicherte, die sich die Mühe nahmen, ihn aufzusuchen.
»Aber der Kandidat der Allianz hat jedes Pub in der Umgebung besucht«, jammerte der Vorsitzende.
»So ein Esel. Wir könnten behaupten, daß er nur nach einem Vorwand suchte, um von Wirtshaus zu Wirtshaus zu ziehen«, sagte Pimkin und lachte schallend.
Dann und wann schlenderte Pimkin in die lokale Parteizentrale, und besuchte die wenigen loyalen Mitarbeiter, die Umschläge zuklebten und Wahlnachrichten falteten. Als er sich einmal sogar auf die Hauptstraße wagte, begegnete er zu seinem Entsetzen Andrew Fraser, der auf einer umgedrehten Kiste stand und einer großen Menschenmenge die Vorzüge des Allianz-Kandidaten erklärte. Pimkin trat näher, um zu hören, was er sagte, und war nicht erfreut,
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