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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Rivalen
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über die mit dem Teppich belegte Treppe in seine Gemächer führte. Die drei Parteiführer standen Seite an Seite und warteten, sie begrüßen zu dürfen. Zuerst reichte die Königin dem neuen Führer der Labour-Partei die Hand und gratulierte ihm zu seiner Ernennung, bevor sie sich erkundigte, wie es dem Premierminister ging. Dann begrüßte sie den Führer der Opposition und fragte, wie seine Frau im Hospital von Pucklebridge mit den Sparmaßnahmen des Gesundheitsministeriums zurechtkäme. Simon war immer erstaunt, wie gut sich die Königin an Gespräche erinnerte, obwohl sie kaum je länger als ein paar Minuten dauerten. Sie neckte Andrew mit der letzten Rede seines Vaters, in der er behauptet hatte, die größte Schwäche der SDP sei ihre Führungsschwäche.
»Er ist sehr alt, Madam«, erwiderte Andrew.
»Nicht so alt wie Gladstone, als er seine letzte Regierung bildete«, sagte die Königin.
Sie nahm den Drink, den man ihr auf einem Silbertablett servierte, und sah sich in dem herrlichen Raum um. »Mein Mann und ich sind große Bewunderer der Neugotischen Architektur. Da wir jedoch keine häufigen Besucher von Westminster sind, müssen wir uns mit den Fassaden von Bahnhöfen oder dem Inneren von Kathedralen begnügen.«
Die vier Männer lächelten, und kurz darauf schlug Charles vor, sich in das Eßzimmer zu begeben, wo ein ovaler Tisch für fünf Personen gedeckt war; das Silber schimmerte im Kerzenlicht. Die Männer warteten, bis die Königin am oberen Tischende Platz genommen hatte; Raymond saß zur Rechten der Monarchin und Simon zu ihrer Linken, während Charles und Andrew die anderen zwei Plätze einnahmen.
Als der Champagner serviert wurde, standen Charles und seine Kollegen auf und tranken auf die Gesundheit ihrer Königin. Sie erinnerte sie, daß ihr Geburtstag ja erst in zwei Wochen sei und erzählte, sie habe im Laufe des Monates vierundzwanzig offizielle Geburtstagsfeiern zu absolvieren, ganz abgesehen von den privaten Feiern in der Familie. »Ich wäre glücklich, dieses und jenes auszulassen, aber die Königinmutter wohnte letztes Jahr bei ihrem neunzigsten Geburtstag mehr offiziellen Feiern bei, als ich für meinen fünfundsechzigsten geplant habe. Woher sie die Energie nimmt, weiß ich nicht.«
»Vielleicht könnte sie meinen Platz während des Wahlkampfes einnehmen«, sagte Raymond.
»Schlagen Sie es ihr nicht vor«, erwiderte die Königin, »sie würde bedenkenlos zusagen.«
Der Küchenchef hatte eine einfache Mahlzeit mit geräuchertem Lachs, gefolgt von Lamm in Rotweinsauce und Aspik vorbereitet. Die einzige Geste war eine Geburtstagstorte in Form einer Krone, jedoch ohne Kerzen.
Als nach dem Essen der Cognac serviert wurde, verschwanden die Bediensteten. Die vier Männer unterhielten sich lebhaft, bis die Königin ihnen ohne Vorwarnung eine heikle Frage vorlegte, die nur Charles erstaunte. Sie wartete auf eine Antwort.
Niemand sprach.
»Vielleicht sollte ich Sie zuerst fragen«, sagte die Königin zu Raymond, »da Sie den Premierminister vertreten.«
Raymond zögerte nicht. »Ich bin dafür, Madam«, sagte er ruhig.
Sie wandte sich an Simon.
»Ich würde eine solche Entscheidung auch befürworten, Majestät«, antwortete er.
»Danke«, sagte die Königin und sah Andrew fragend an.
»Im Herzen bin ich traditionsverbunden, Majestät, aber ich habe in den letzten Jahren sehr viel darüber nachgedacht und bin soweit, daß ich das, was man den ›modernen Weg‹ nennt, unterstützen würde.«
»Danke«, sagte sie und wandte sich an Charles.
»Ich bin dagegen, Madam«, sagte er sofort, »aber ich war auch nie ein moderner Mensch.«
»Das ist für einen Speaker gar nicht schlecht«, sagte die Königin und fügte hinzu: »Vor ein paar Jahren bat ich den ehemaligen Schatzkanzler, die notwendigen Papiere auszufertigen. Er versicherte mir, daß man das Gesetz durchbringen könne, wenn keiner meiner parlamentarischen Führer sich gegen das Prinzip ausspricht.«
»Das ist richtig, Madam«, sagte Charles. »Wenn alles vorbereitet ist, wäre es eine Angelegenheit von zwei, drei Tagen. Es geht nur darum, beiden Häusern eine entsprechende Proklamation vorzulegen: Ihr Entschluß bedarf keiner Abstimmung.«
»Ausgezeichnet, Mr. Speaker. Dann ist die Sache erledigt.«

SECHSTES BUCH 1991 DER PREMIERMINISTER
35
    Die Kundmachung Ihrer Majestät wurde von Ober- und Unterhaus ohne Abstimmung zur Kenntnis genommen.
    Sobald der erste Schock vorüber war, rückte der Wahlkampf wieder in den Vordergrund. Laut
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