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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Rivalen
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Konzession, die Simon der Allianz zugestand, um ihre Unterstützung zu erhalten. Neil Kinnock sollte als erster für die Regierung sprechen, und Raymond die Schlußrede halten.
Die Abgeordneten trafen Stunden vor Beginn der Debatte ein. Die Besuchergalerie war seit Tagen ausgebucht, so daß viele Botschafter und sogar Mitglieder des Staatsrates keine reservierten Plätze bekamen. Die Pressegalerie war überfüllt, und die Herausgeber saßen zu Füßen ihrer politischen Kommentatoren. Der Saal glich einer Tribüne bei Fußballmeisterschaften, bei denen man doppelt so viele Eintrittskarten verkauft hatte, als es Sitze gab. Der einzige Unterschied zum Budgettag war, daß diesmal Scheinwerfer aufgestellt waren, die man vorher Dutzende Male ausprobiert hatte.
Zwischen halb drei und halb vier, als Anfragen an den Unterrichtsminister gestellt wurden, war der Speaker nicht imstande, das Geplauder der Parlamentarier einzudämmen, aber um halb vier rief er endlich »Zur Ordnung«, und es wurde still im Saal, als er dem Führer der Opposition das Wort erteilte.
Simon stand von der ersten Bankreihe auf und wurde von seiner Seite mit Beifall begrüßt. Einen Moment lang war er über die Helligkeit der Scheinwerfer erstaunt, die man, wie ihm versichert worden war, kaum merken würde, aber bald war er in voller Fahrt. Er sprach frei, fünfzig Minuten lang, griff die Regierung scharf an und erläuterte im nächsten Moment die politische Linie, die er verfolgen werde. Am Schluß bezeichnete er die Labour-Partei als »die Partei der versäumten Gelegenheiten« und fügte, mit dem Finger auf Raymond weisend, hinzu: »Aber Sie werden von einer Partei der Ideale und Ideen abgelöst werden.«
Unter dem lauten Beifall der Hinterbänkler, die meinten, die Abstimmung und vielleicht auch die Wahlen schon gewonnen zu haben, setzte er sich nieder. Es dauerte eine Weile, bis Ruhe eintrat und Charles den nächsten Redner aufrufen konnte.
Neil Kinnock, »das rote Tuch der Torys«, griff den Oppositionsführer heftig an, erklärte seine eigenen Überzeugungen und begeisterte seine Anhänger, als er sagte, die Torys würden besiegt werden und ihren »Trick«, einen Mißtrauensantrag zu stellen, noch Jahrzehnte bereuen. »Der Right Honourable Gentleman « , sagte er, auf Simon weisend, »erdreistet sich, uns die Partei der versäumten Gelegenheiten zu nennen. Er war es, der zwei Jahre lang eine Partei von Opportunisten anführte, und der so lange Führer der Opposition bleiben wird, bis man ihn ersetzt.« Als Kinnock sich setzte, hatten die Fernsehleute das Gefühl, einem Gemetzel zwischen Löwen und Christen beizuwohnen. Wieder dauerte es einige Minuten, bis der Speaker das Haus beruhigen konnte.
Auch die Hinterbänkler hielten kurze Reden; ehemalige Minister zitierten Präzedenzfälle, und junge Abgeordnete verlangten Veränderungen. So konnte man auf sich aufmerksam machen oder sich wieder in Erinnerung bringen. Das Unterhaus blieb gesteckt voll, bis der Speaker um neun Uhr Andrew Fraser aufrief, um das Schlußwort für die Opposition zu sprechen.
Andrew hielt eine flammende Rede gegen die zwei großen Parteien und rief unter dem Protest der beiden Seiten aus: »Die Zeit wird kommen, da Sie beide einen ehrlichen Mittelsmann brauchen werden.« Als Andrew sich um halb zehn setzte, wurde er von seinen Abgeordneten stürmisch gefeiert.
Als Raymond an der Reihe war, fragten sich die Abgeordneten, wie er sich bei dem ohrenbetäubenden Lärm, der ihn begrüßte, Gehör verschaffen würde. Ernst ging er zum Rednerpult und mit gebeugtem Kopf flüsterte er die ersten Worte fast: »Ich weiß, das ganze Unterhaus wünscht, daß ich meine Rede mit Worten des Bedauerns beginne, weil der Premierminister heute abend nicht unter uns weilt. Ich bin überzeugt, daß alle Parlamentarier sich anschließen, um seiner Frau und seiner Familie die besten Wünsche zu übermitteln, während er auf die Operation vorbereitet wird.«
Plötzlich war das Unterhaus still, Raymond hob den Kopf und hielt zum elftenmal eine Rede, die er so gewissenhaft vorbereitet hatte. Als er gemerkt hatte, daß Simon beinahe aus dem Stegreif sprach, hatte er seine Notizen zerrissen. Er erläuterte, was die Regierung in den vergangenen zweieinhalb Jahren erreicht hatte, und erklärte, daß er erst die halbe Zeit als Finanzminister hinter sich hatte. »Es ist mir nicht gelungen, in drei Jahren Gleichheit zu erreichen, aber eines weiß ich sicher: Ich freue mich darauf, mein nächstes Budget
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