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Arche

Arche

Titel: Arche
Autoren: B Morrison
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Stunden hier sein. Also warten wir.«
    Tyler schüttelte den Kopf. »Die Nebelbank ist nicht mehr weit. Bis der Rettungshubschrauber eintrifft, ist die Sichtweite gleich Null. Dann sind die Leute womöglich nicht mehr auffindbar.«
    »Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben«, fuhr Finn ihn mit unverhohlenem Ärger an, »höre ich ihn mir gerne an, aber ich wüsste nicht, was wir tun könnten.«
    Nachdenklich stützte Tyler das Kinn auf die Faust. Er wusste, dass nur wenige Menschen lebend aus dem Meer geborgen wurden, wenn man sie nicht innerhalb der ersten Stunde fand.
    »Was ist mit unserem Bereitschaftsschiff?«
    Der Manager schnaubte verächtlich.
    »Als ob ich daran nicht gedacht hätte! Von Scotia Two bis zu uns braucht es über sechs Stunden! Und ein anderes Schiff haben wir nicht.«
    Bei dem Wort »Schiff« musste Tyler daran denken, wie er vor dem Unglück auf die Reling gestützt die frische Luft des Atlantiks genossen hatte. Er schnippte mit den Fingern.
    »Als ich an Deck war, habe ich eine Yacht gesehen. Die müsste in der Lage sein, die Überlebenden zu bergen.«
    Finn bedachte einen seiner Leute mit einem wütenden Blick. »Warum erfahre ich das erst jetzt?«

    Der Mann hob kleinlaut die Schultern, und sein Boss spuckte in einen Papierkorb. »Senden Sie den Notruf!«, befahl er.
    Sekunden vergingen. Gespannt wartete Tyler auf eine Reaktion aus den Lautsprechern des Kontrollraums. Alles blieb still. Die Yacht meldete sich nicht.
    »Noch ein Versuch«, sagte Finn, nachdem die Wanduhr einige Male getickt hatte. Noch immer Schweigen.
    »Sie müssen doch gesehen haben, wie der Helikopter abgestürzt ist«, bemerkte Tyler, den die Stille frustrierte. Die Yacht war die beste Chance der Überlebenden. »Warum antworten die nicht?«
    Der Manager warf angewidert die Hände in die Luft und setzte sich. »Vielleicht haben sie ihr Funkgerät abgestellt. Ist ja auch egal. Sie antworten eben nicht. Wir müssen auf den Hubschrauber der Küstenwache warten und hoffen, dass er die Leute auch im Nebel findet.«
    Tyler dachte an den Rettungsanzug, einen Mark VII, den er während seines Flugs zu Scotia One getragen hatte. Gut, aber keineswegs das Allerneueste. In dieser speziellen Situation nicht ausreichend. Noch einmal schüttelte er den Kopf.
    »Der Positionsgeber dieser Rettungsanzüge ist nur im Umkreis von anderthalb Kilometern präzis«, gab er zu bedenken. »Bei einer Suppe wie heute reicht das nicht. Wie ist die Wassertemperatur?«
    »So um die sechs Grad. Bei dieser Temperatur sind die Anzüge für annähernd sechs Stunden Überlebenszeit eingestuft.«
    »Diese Angabe gilt nur für ideale Bedingungen«, widersprach Tyler, dem langsam der Geduldsfaden riss. »Die Leute da draußen sind wahrscheinlich verletzt, und die Wellen spielen Pingpong mit ihnen. Wenn wir hier hocken bleiben und Däumchen drehen, wird der Helikopter nur noch Leichen aus dem Wasser fischen.«

    Roger Finn zog die Augenbrauen hoch und warf Tyler einen Blick zu, als wollte er sagen: Und was kann ich dagegen tun?
    Tyler schwieg. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er ließ alle Möglichkeiten vor seinem geistigen Auge Revue passieren und nickte jedes Mal kaum wahrnehmbar, wenn er einen Punkt abgehakt hatte. Immer wieder ging er alles durch, und immer wieder sah er nur eine einzige Möglichkeit. Er sah den Plattform-Manager fest an.
    »Ihnen ist etwas eingefallen.«
    Tyler nickte. »Sie werden nicht viel davon halten.«
    »Warum?«
    »Wir müssen sie selbst herausholen.«
    »Und wie? Wir haben keine Boote.«
    »Doch, haben wir! Die Rettungsboote.«
    Für einen Augenblick verschlug es seinem Gegenüber die Sprache. Dann schüttelte Roger Finn den Kopf.
    »Kommt nicht in Frage. Zu riskant. Die Boote sind unsere letzte Zuflucht, wenn wir die Plattform verlassen müssen. Ich kann ihren Einsatz nicht genehmigen.«
    Scotia One war mit fünf Rettungsbooten ausgestattet, die hoch über der Wasseroberfläche hingen. Sie boten jeweils fünfzig Leuten Platz. Das Besondere an ihnen war, dass sie in einem Winkel von dreißig Grad zur Meeresoberfläche ausgerichtet waren. Sie hingen nicht an Davits und wurden auch nicht langsam an Tauen zu Wasser gelassen. Wenn ein Boot voll besetzt und wasserdicht geschlossen war, wurden entweder von innen oder von außen zwei Hebel gleichzeitig gezogen und schon glitt es auf Schienen eine Rampe hinunter, stürzte durch die Luft und tauchte schließlich ins Wasser ein. Es war die einzige Möglichkeit, eine brennende
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