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Arche

Arche

Titel: Arche
Autoren: B Morrison
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Ölplattform zügig zu verlassen.
    Tyler beugte sich vor. Er umklammerte die Armlehnen von Roger Finns Bürostuhl. Ihm war klar, dass er den abgebrühten
Plattform-Manager nicht einschüchtern konnte, aber er konnte sich mit seiner stattlichen Körpergröße Nachdruck verschaffen.
    Böse knurrte er ihn an: »Nun machen Sie schon! Sie wissen, dass die Leute keine Chance haben. Während wir hier im Warmen sitzen, krepieren die da draußen!«
    »Ich weiß verdammt noch mal, was auf dem Spiel steht! Aber niemand hier hat jemals eines der Boote zu Wasser gelassen!«, schrie Finn zurück.
    Das dauert alles viel zu lange, dachte Tyler. Diese Zeit haben die Überlebenden nicht. Roger Finn würde seine Zustimmung nur erteilen, wenn er kräftig nachhalf. Er konnte unmöglich hier herumstehen und darauf warten, dass sieben Leute ertranken.
    »Ich habe Erfahrung mit den Booten«, behauptete er fest. »Deshalb kam ich überhaupt auf die Idee.«
    Finn sah ihn zweifelnd an. »Wie das?«
    »Meine Firma hat vor zwei Jahren ein Freifallboot getestet. Es wurden Freiwillige gesucht.« Es traf zu, dass Gordian Engineering eine Qualitätsbewertung durchgeführt hatte, bei der Tyler die Aufsicht geführt hatte, aber er war nicht selbst in ein Rettungsboot gestiegen. Man hatte es damals für zu gefährlich gehalten, doch das verschwieg er jetzt lieber.
    Roger Finn zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sie melden sich freiwillig?«
    Tyler blinzelte nicht, obwohl sein Herz raste. »Daran soll es nicht scheitern. Ich habe wie alle eine Verzichtserklärung unterschrieben. Und ich war Zeuge des Absturzes.«
    Der Manager ließ seinen Blick durch den Kontrollraum und über seine drei Leute schweifen, dann sah er aus dem Fenster in Richtung der aufziehenden Nebelwand. Schließlich wandte er sich Tyler zu.
    »Okay. Sie haben mich überzeugt.« Er gab sich geschlagen.
»Nehmen Sie um Himmels willen ein Rettungsboot. Wie viel Mann brauchen Sie?«
    »Alles in allem drei«, antwortete er. »Einer steuert das Boot, und die zwei anderen holen die Leute aus dem Wasser. Ich möchte Grant mitnehmen. Er würde es mir nie verzeihen, wenn er nicht dabei sein dürfte.«
    Grant Westfield war nicht nur der beste Elektroingenieur, mit dem Tyler je zusammengearbeitet hatte, er war auch ein Adrenalin-Junkie. Hochgebirgsklettern, Fallschirmspringen, Wracktauchen, Höhlenerkundungen. Tyler begleitete ihn manchmal auf seinen Touren. Grant würde sich die Gelegenheit, in einem Freifallrettungsboot zu Wasser gelassen zu werden, auf keinen Fall entgehen lassen. Das hatten noch nicht viele Menschen erlebt. Und wenn Tyler sich auf das Abenteuer einließ, wollte er den Mann an seiner Seite haben, dem er vorbehaltlos vertraute.
    »In Ordnung«, willigte Roger Finn ein. »Ich schicke Ihnen noch Jimmy Markson. Das Boot muss anschließend im Wasser bleiben. Wir können es unmöglich an Bord hieven. Nicht bei diesem Wetter.«
    Das wird ja immer besser, dachte Tyler. »Um die Geretteten an Bord zu bringen, benutzen wir den Korb für die Belegschaft«, sagte er laut. Er bot Platz für sechs Mann und wurde eingesetzt, um die Leute von den Schiffen auf die Plattform zu heben.
    »Ich informiere die beiden anderen, dass sie sich mit Ihnen an den Rettungsbooten treffen sollen. Ziehen Sie sich unterwegs einen Rettungsanzug an. Man kann nie wissen, ob nicht doch jemand im Wasser landet. Ich will keinen Mann einbüßen.«
    Der Plattform-Manager griff nach dem Telefon, aber Tyler hörte schon nicht mehr, was er sagte. Er schnappte sich einen
Anzug und folgte, immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, den Evakuierungsschildern.
    Auf dem untersten Deck, wo die Rettungsboote hingen, ließ er seine Fliegerjacke auf den Gitterrost fallen und zog sich den Anzug über. Die fünf Rettungsboote, leuchtend orange, damit man sie auf dem Wasser gut sah, waren stromlinienförmig wie Geschosse. Nur in die Kuppel am Heck waren rechteckige Bullaugen eingelassen. Dort saß der Steuermann. Damit sie beim Aufprall keinen Schaden nahmen, waren die Fenster aus extrastarkem Polykarbonatglas. Ein- und aussteigen konnte man nur durch eine achtern angebrachte Aluminiumluke.
    Die dem Wasser zugeneigten Boote ruhten auf Schienen, auf denen sie entlangglitten, sobald die Arretierung gelöst war. Den Abstand zwischen dem Ende der Schienen und der Wasseroberfläche schätzte Tyler auf dreiundzwanzig Meter. Das Boot würde ins Wasser tauchen und knapp dreihundert Meter von der Plattform entfernt wieder an die Oberfläche
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