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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis
Autoren: Andreas Geist
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unwahrscheinlich, dass dieses Ding die Erde traf oder ihr gefährlich würde. Es musste ein schwarzes Loch sein, das irgendwie aus der zentralen Region herausgeschleudert worden war. Da die Entfernung dorthin ungefähr 26000 Lichtjahre betrug, lag das Ereignis entsprechend weit in der Vergangenheit.
    Wo war das schwarze Loch jetzt? Es musste durch seine Wirkung auf die Umgebung zu lokalisieren sein. Steve überlegte angestrengt. Er untersuchte nochmals alle Bilder der Sagittarius A Region chronologisch. Nach einer Stunde intensiver Analyse sah es schließlich so aus, als sei das Ding aus Osten, aus dem Sternbild des Wassermanns, in den Schützen eingedrungen, um dort die Richtung zu wechseln und auf die Erde zuzusteuern, und das mit einer enormen Geschwindigkeit. Im Grunde musste man es sich so vorstellen, als ob jemand mit dem Finger eine gespannte Folie entlangfuhr, auf die der Fixsternhimmel gemalt war. Der Finger drückte die Folie ein, und der Himmel verformte sich, bis der Finger vorbei war. Das entsprach auf zwei Dimensionen reduziert der Krümmung der vierdimensionalen Raumzeit, die Einstein um alle großen Massen herum vorhergesagt hatte, und das Licht musste diesen Verformungen folgen.
    Steve war aufgeregt. Er hatte zufällig etwas entdeckt, auf das die ganze astronomische Fachwelt Jagd machte. Wie weit war diese kosmische Gravitationslinse entfernt? Sie konnte sehr groß sein und weit entfernt, oder aber… Steve schluckte. Oder klein und sehr nahe. Er kramte seine Lehrbücher heraus, um sich die spezielle Physik Schwarzer Löcher wieder ins Gedächtnis zu rufen.
    Seit Steven Hawking die nach ihm benannte Strahlung postuliert hatte, wusste man zumindest theoretisch, dass diese seltsamen Objekte ihren Namen nicht immer zu Recht trugen, sondern umso mehr strahlten, je kleiner sie waren. Er blätterte durch das zerschlissene Buch, in dem viele Sätze mit verschiedenen Farben bunt markiert waren, und das nur noch notdürftig durch den Einband zusammengehalten wurde.
    Bücher waren für Steve Handwerksgeräte wie der Hammer für den Steinmetz, und Leute, bei denen sie aussahen als kämen sie gerade frisch aus der Druckerei, waren ihm suspekt.
    Er vermutete, dass nur Analphabeten längere Zeit im Besitz druckfrischer Bücher sein konnten und auf diese betrügerische Weise ihr kleines Geheimnis verbargen.
    Steve fand die Stelle, die er gesucht hatte:
    Schwarze Löcher von zehn hoch zwölf Kilogramm Masse, das entsprach der Masse eines Berges, hätten eine Temperatur von zehn hoch zwölf Kelvin und würden damit jede Menge Strahlung und Teilchen abgeben. Er las weiter und erschrak, weil ihm etwas entfallen war, das ihm nun rot unterstrichen mit zwei Ausrufungszeichen ins Auge stach. Unter eintausend Tonnen explodierte das Schwarze Loch mit einer Sprengkraft von mehreren Teratonnen TNT.
    Wenn man wusste, dass Hiroshima eine fünfzehn Kilotonnen Explosion erlebt hatte, dann wurde einem schon etwas schwindelig. Er überschlug die Sprengkraft und schluckte überrascht, als er auf wenigstens zwei Millionen Mal Hiroshima kam.
    Dort waren sofort neunzigtausend Menschen gestorben, eine Zahl, die bis zum Jahresende auf zweihunderttausend anwuchs. Man konnte sich nur schwer ausmalen, was passieren würde, wenn sich ein solches Ding über einer bewohnten Gegend atomisierte. Das Dumme war, dass es für astronomische Verhältnisse winzige Ausmaße besaß.
    Tausend Tonnen wog ein mittelgroßes Ausflugsschiff, für das Dinnergäste vor Waikiki Unsummen für ein mittelmäßiges Abendessen mit einem Vollmond, der den wunderbaren Sternenhimmel überstrahlte, und schlechtem Wein ausgaben. Die Größe eines Schwarzen Lochs dieser Masse wäre mikroskopisch klein, wenn man nicht ohnehin relativistisch dachte und einer Singularität keine Ausdehnung gönnte.
    In seinen Schulphysikbüchern hatte ihn ein Vergleich fasziniert, den er nie wieder vergaß. Ein Mensch hielt den blauen Planeten Erde zwischen zwei Fingern. Der Kommentar des Bildes lautete, dass die Erde, zu einem Schwarzen Loch komprimiert, auf 1,8 Zentimeter Durchmesser schrumpfen würde. Er musste den Aufenthaltsort eingrenzen und dann heraus bekommen, ob es Strahlung emittierte. War dem so, dann verlor es Masse und musste irgendwann die tausend Tonnen unterschreiten, außer es schluckte unterwegs wieder größere Mengen interstellarer Materie und blieb stabil. Er machte sich an die Arbeit.
    Sollte er jetzt schon den Kollegen seine Entdeckung mitteilen? Noch nicht. Es war
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