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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis
Autoren: Andreas Geist
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scheint mir eher so, als würden sie deshalb so dummes Zeug daherplappern, weil sie die Buchstaben ihrer sinnfreien Worte gar nicht kennen, um in Deinem Bild zu bleiben“, erwiderte Steve mit einem spitzbübischen Lächeln.
    Die Antwort Sonjas ließ nicht lange auf sich warten und fiel ihrem Wesen entsprechend temperamentvoll aus:
    Sie rammte ihm wütend ihr Knie zwischen die Beine und beendete damit den kurzen Disput, den Steve durch die tagelangen Schmerzen nie vergessen sollte. Dennoch liebte er gerade diese Wildheit an ihr.
    Vielleicht aus einer wehmütigen Anwandlung heraus und ohne wirklich triftigen Grund richtete er den gewaltigen Spiegel auf den Schützen, genauer in Richtung Sagittarius A, jenem Gebiet, welches das Zentrum der Milchstraße markierte. Dieses bestand nach allgemeinem Konsens aus einem superschweren Schwarzen Loch mit einer Masse von mehr als vier Millionen Sonnen, das wie der Name schon sagte, selbst kein sichtbares Licht abstrahlte.
    Er war sich mit seinen Fachkollegen nach langjährigen Beobachtungen mit den Keck Teleskopen einig, dass dieses schwarze Loch von rund zwanzigtausend kleineren Schwarzen Löchern umkreist wurde, die es fütterten, indem sie regelmäßig in den Moloch stürzten, an dessen Schwarzschildradius die Gesetze der Physik endeten.
    Es dauerte zehn Minuten, bis die hochpräzisen Stellmotoren den tonnenschweren Spiegel eines deutschen Herstellers aus Mainz in die richtige Position manövriert hatten. Dann justierte Steve Sagittarius A genau in die Mitte des großen LCD Bildschirms. Das Bild war gestochen scharf.
    Die Erneuerung der beiden großen Spiegel vor mehr als einem Jahr hatte sich ausgezahlt. Damals war eine kleine Gruppe Fanatiker, die sich als Touristen ausgaben, in die beiden Kuppeln eingedrungen und hatten es geschafft, ihre altmodischen, schweren Fotoapparate von einer Galerie auf die Hauptspiegel zu werfen. Binnen Sekundenbruchteilen vernichteten sie Werte, die man als astronomisch bezeichnen konnte.
    Die Spiegel waren reif für den Müll oder besser für das Glasrecycling und mit einer großzügigen Spende von Bill Gates, der inzwischen besonderes Interesse an den Geheimnissen des Alls an den Tag legte, wurden neue Spiegel mit einer hochmodernen, adaptiven Optik angeschafft.
    Da die Erdatmosphäre leider immer in Bewegung war, funkelten die Sterne des Nachts so schön, was Romantiker sehr zu schätzen wussten, Astronomen aber in den Wahnsinn trieb.
    Erst als die Rechenleistung der Computer ungeahnte Geschwindigkeiten erreichte, konnte man an die Realisierung eines raffinierten Tricks denken, den vor zwanzig Jahren noch niemand für möglich gehalten hatte.
    Der Hauptspiegel lagerte auf unzähligen Stempeln, die mit Motoren verbunden waren. Ein Laserstrahl eines Hilfsteleskops brachte in neunzig Kilometern Höhe Natriumatome in der Atmosphäre zum Leuchten. Dieser künstliche Stern schickte dann sein Licht durch die unruhigen Luftschichten zurück zum Teleskop, wo eine raffinierte Software die Unschärfe und das Flackern analysierte, um blitzschnell den großen Hauptspiegel über die Stempel so zu verformen, dass diese Fehler ausgeglichen wurden. Was dabei herauskam, war unglaublich, und die Resultate entsprachen fast schon den im Orbit kreisenden Weltraumteleskopen.
    Steve war den Leuten, nachdem die Umbauarbeiten schließlich abgeschlossen waren, fast dankbar, denn den Quantensprung in der Bildqualität hätte sonst niemand finanziert.
    Er erinnerte sich nur vage an die Hintergründe ihrer Wahnsinnstat. Was ihn jetzt allerdings beunruhigte war, dass sie ebenfalls eine wirre Geschichte vom Weltuntergang am Ende des Mayakalenders erzählt hatten, der der gesamten Menschheit vom Zentrum der Milchstraße her drohe. Ihnen sei es nur darum gegangen, mit der Zerstörung der Teleskope eine Panik zu verhindern, falls jemand die Zeichen des Unvermeidlichen am Himmel entdecken würde. Man könne ohnehin nichts ändern und es sei besser, das Ende käme schnell und schmerzlos. Man nahm sie nicht Ernst und dennoch hatte danach mancher Astronom heimlich die großen Spiegel auf das Zentrum der Galaxie gerichtet, ohne etwas zu finden. Nach ein paar Monaten war die Sache vergessen, und auf dem Mauna Kea beanspruchten die Reparaturarbeiten und der astronomische Alltag wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Mitarbeiter. Er runzelte die Stirn und starrte konzentriert auf den Bildschirm. Alles sah aus wie immer und doch war es irgendwie anders als sonst. Er dachte
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