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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis
Autoren: Andreas Geist
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sich in besonderem Maße den Ohnmächtigen und Schwachen verpflichtet fühlte.
    Jesus gab denen Macht, die sich Heiligkeit erworben hatten, wie den Aposteln und Märtyrern, eine Macht die unveräußerlich war. Das hatte Simon Magus am eigenen Leib zu spüren bekommen, denn Petrus hatte seine wahre, dunkle Seele erkannt und ihn fortgejagt.
    Jetzt war er zurückgekehrt und mächtiger denn je. Er nährte sich von der Bosheit und Gier der Menschen, die glaubten, man könne mit Gold alles kaufen, wenn nur die Menge groß genug sei.
    Leo spürte, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, seinem Leben eine Wendung zu geben, die ihn Gnade finden ließe vor den Augen seines Schöpfers. Er stand bereits mit einem Bein in seiner ganz persönlichen Hölle, die mit goldenen Löffeln und Tellern, erlesenen Speisen, die eine Stadt ernähren konnten, und mit Kleidern, die das blutige Lendentuch Jesu verhöhnten, an seiner unsterblichen Seele zerrte.
    Kraftlos ließ er die Schultern sinken. Seine Hoffnungen ruhten auf dieser Reise. Vielleicht konnte er sich einreihen in die Schar jener verschwiegenen Bruderschaft, die seit den ersten Tagen der Kirche die Hüter des Arcanum s waren. Dieses Arcanum durfte Simon Magus nicht in die Hände fallen, denn aus seinen Visionen wusste er, dass dieser Mann leibhaftig zurückkehren wollte und dazu einen Gegenstand benötigte, der Macht hatte über das Totenreich. Er würde ein Zeitalter des Schreckens errichten, und seine Saat könnte aufgehen auf dem vergifteten Boden des Unglaubens.
    Leos unstillbarer Wissensdurst war eine seiner wenigen Schwächen. Doch ihr verdankte er, dass er diese Dinge erfahren hatte. In den geheimen Archiven des Vatikans, zu denen nur den Päpsten Zutritt gewährt wurde, hatte er eine Geschichte entdeckt, die ihm den Atem und den Schlaf raubte.
    Vor vielen Jahrhunderten war es aus dem Schutt einer noch älteren Vergangenheit aufgetaucht. Leo konnte seinen Weg in langen Nächten mühsamen Forschens nachzeichnen.
    Das Arcanum erreichte Bischof Dionysios von Mailand, der nach Armenien verbannt worden war. Er wurde einer der Bruderschaft, deren Linie bis dahin nie unterbrochen wurde.
    Sein Freund Aurelius musste ihm versprechen, seine sterblichen Überreste zurück in die Heimat zu bringen. In seinem Gepäck befand sich das Arcanum , dessen neuer Hüter Aurelius geworden war. Aurelius wurde heiliggesprochen und Noting von Vercelli überführte schließlich seine Gebeine im Jahre 830 an den Ort, an dem sich die Spur des geheimnisvollen Gegenstandes verlor.
    Er musste noch dort sein und Leo würde ihn finden und in Sicherheit bringen. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sehr er am ganzen Leib zitterte. Die Kälte war ihm in Arme und Beine gekrochen und er beeilte sich, in die Wärme seiner Gemächer zurückzukehren. Er musste bei Kräften und guter Gesundheit bleiben vor der beschwerlichen Reise über die Alpen.
     
    Leo schickte nach seinem persönlichen Vertrauten, der wie der Sohn für ihn geworden war, den er niemals hatte und haben würde.
    Adeodatus erschien fast unverzüglich und verneigte sich demütig. Leo lächelte ihn an und bedeutete dem jungen Mann sich dicht zu ihm an den Kamin zu setzen.
    „Haltet Euch bereit, denn wir gehen schon bald auf die beschwerliche Reise in meine alte Heimat“.
    Adeodatus schaute überrascht auf.
    „Ich weiß, dass die Jahreszeit ungünstig ist für eine Alpenüberquerung. Auf den Pässen liegt schon Schnee, dennoch können wir den Termin nicht verschieben“.
    Mit geübtem Blick sah Leo hinter Adeodatus unergründliche Miene, der nach den vielen Jahren des Gehorsams stets gleichmütig und ohne Widerspruch das tat, was von ihm erwartet wurde. Leo erkannte in seinem Gesicht weder Ablehnung noch Furcht. Er fuhr fort:
    „Ihr seid in den vergangenen Jahren ein Sohn und Freund für mich geworden. Bitte versucht einmal mehr diesen Platz einzunehmen und gebt mir den Rat, den ich dringend brauche.“
    Leo nickte ernst und wartete, bis sich der junge Mann gesammelt hatte.
    „Heiliger Vater, es ist kühn jetzt über die Alpen zu reisen, dennoch bin ich überzeugt, dass ihr wichtige Gründe habt. Ich schätze Euch als weisen Mann, der nicht grundlos sein und das Leben anderer in Gefahr bringt.“
    „In der Tat gibt es diese Gründe“.
    Leo starrte in die Flammen des riesigen Kamins, der fast die ganze Breite seines Audienzzimmers einnahm, dann nahm er nachdenklich einen Buchenscheit aus dem eisernen Korb, um ihn in
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