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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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diese als Besorgnis
über den Zustand der Königin.
    "Ich werde sehen, was ich tun kann. Wartet hier! Und rührt Euch
nicht vom Fleck, bis ich zurück bin!"
    Aran und Rincipea sahen sich an und warteten geduldig ohne ein Wort zu
wechseln. Der zweite Wachmann spitzte sichtbar die Ohren und hoffte,
irgendetwas Wichtiges aufzuschnappen. Die Freude wollten sie ihm aber nicht
gönnen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der die beiden etwas verloren auf der
großen Palasttreppe auf den untersten Stufen hin und her gegangen waren,
erschien am oberen Ende der erwartete Wachmann.
    "Kommt her. Ihr könnt zur Königin. Aber nur einen Augenblick. Sie
ist sehr schwach und kaum in der Lage zu reden."
    Er führte die beiden durch einen prachtvollen Hof in das Innere des
Palastes. Aran und Rincipea hatten keinen Blick für den überquellenden Reichtum
um sie herum. Weder die goldverzierten Säulen noch die prachtvollen Möbel
nahmen sie wahr. Sie folgten dem Wachmann die lange geschwungene Treppe hinauf,
durch unzählige Gänge und mehrere große saalartige Zimmer bis sie vor der Tür des
Gemachs von Begona standen.
    "Wartet einen Moment", sagte der Wachmann nun etwas höflicher.
    Aran nickte und der Wachmann verschwand im Innern des Raumes. Einen
Augenblick später trat er wieder heraus und sagte:
    "Ihr könnt jetzt hinein, aber wie gesagt, nur kurz!"
    Rincipea sagte:
    "Vielen Dank, wir werden uns beeilen und unser Anliegen so kurz wie
möglich fassen."
    Als Aran und Rincipea den gemütlichen Raum betraten, nahmen sie den
Geruch des Todes wahr, der bereits die reine Luft in dem Gemach verdrängt
hatte. Obwohl die Fensterflügel weit offen standen, war es nicht zu verleugnen,
dass hier bereits die Götter, welche auch immer, ihre Hände ausstreckten, um
eine ihrer Sünderinnen zu sich zu holen.
    Sie waren zuvor an der Tür stehengeblieben und traten nun nach einem
Handzeichen von Begona an das Bett. Die Königin blickte mit leeren Augen aus
ihrem bleichen, knochigen Gesicht, das bereits vom Tode gezeichnet war. Nichts
war mehr zu erkennen von ihrer früheren Schönheit, die in allen drei Ländern
des Königreiches immer wieder gepriesen wurde.
    Aran verbeugte sich, stellte sie beide vor und brachte sein Bedauern
über den gesundheitlichen Zustand der Königin zum Ausdruck, bevor er gleich zur
Sache kommen wollte. Wer weiß wie viel Zeit noch bleiben würde, bis Begona die
Kräfte verließen. Sie hatten vorher beschlossen, dass überwiegend Aran das
Gespräch führen würde. Als er zu sprechen begann, hob die Königin die Hand und
erstickte die ersten Worte Arans, bevor er sie über die Lippen bringen konnte.
    "Ich weiß, warum Ihr hier seid", sagte sie mit schwacher
Stimme. "Bitte, holt Euch von dort drüben zwei Stühle und setzt Euch an
mein Bett. Ich habe Euch etwas zu sagen, das etwas mehr Zeit beanspruchen wird,
außerdem macht es mich nervös, wenn Ihr da so herumsteht."
    Aran ging es genauso wie Rincipea, er verachtete die Königin auf Anhieb.
Selbst auf dem Sterbebett konnte sie ihre Selbstgefälligkeit und ihren Hass auf
die Welt nicht verbergen. Sie schien verbittert und neidisch auf alle und
jeden. Die Geschwister folgten der Bitte und saßen nun nebeneinander an der
Bettseite der Königin. Sie warteten, bis die Regentin das Wort ergreifen würde,
was ihr nicht leicht zu fallen schien. Sie kämpfte mit sich und schien nach den
richtigen Worten zu suchen. Rincipea reichte ihr ein Glas mit einem Getränk,
welches neben dem Bett auf einem Tischchen stand und Begona trank einen kleinen
Schluck.
    "Danke, mein Kind."
    "Was ich Euch zu sagen habe, beschämt mich sehr und erleichtert
mich zugleich. Ich hatte gehofft, dass Du, Rincipea, eines Tages hier
erscheinen würdest und ich mein Gewissen erleichtern kann. Doch bevor ich
spreche, sagt bitte noch dem Wachmann vor der Tür Bescheid, er soll den König
hierher bitten. Ich weiß nicht ob ich nach meinem Bericht in der Lage sein
werde, diesen vor ihm zu wiederholen. Er sollte dem Gespräch auf jeden Fall beiwohnen."
    Aran kam der Bitte nach, wandte sich der Tür zu, durch die sie
hereingekommen waren, und übertrug dem Wachmann den Auftrag. Es dauerte nicht
lange und Hiobes stand vor ihnen. Sofort sprangen Rincipea und Aran auf und
verbeugten sich vor ihrem König.
    "Es ist uns eine Ehre, Hoheit."
    Dabei entging ihnen, der Blick des Königs, der Rincipea mit
aufgerissenen Augen anstarrte. Das Gesicht bleich wie Mehl, klappte ihm das
Kinn herunter. Schnell zwang er sich wieder in
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