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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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sie
zuzukommen. Er rief Tilgrem zu:
    "Ich sehe sie! Rincipea! Sie kommt uns entgegen gerannt!"
    "Ja, das muss sie Deiner Beschreibung nach sein", antwortete
Tilgrem. "Den Göttern sei Dank! Endlich!"
    Aran hielt jetzt nichts mehr. Kaum hatte er nur noch ein paar
Mannslängen vor sich, stoppte er sein Kamel, was sich schwieriger erwies, als
gedacht, da es, ebenso wie die seiner Gefährten, nun vom naheliegenden Wasser
angezogen wurde. Er sprang aus dem Sattel und hastete seiner Schwester
entgegen. Rincipea kam mit wehenden Haaren, die Arme weit ausgebreitet, auf ihn
zugerannt. Ihr Gesicht von Tränen der Freude und Erleichterung überströmt. Aran
hörte die freudigen Schreie, begleitet von lauten Schluchzern, und konnte seine
eigenen Tränen nicht mehr zurückhalten. Beide fielen sich in die Arme und
ließen ihrer Freude freien Lauf, während sie sich eine gefühlte Unendlichkeit
engumschlungen hin- und herwiegten, ohne ein Wort sprechen zu können.
Irgendwann fühlte Aran Tilgrems Hand auf seiner Schulter und wandte sich ihm
schniefend zu. Er hatte Rincipea am liebsten nie wieder loslassen wollen und
nicht bemerkt, dass sein Freund schon eine ganze Weile neben ihnen verbracht
hatte. Die beiden Führer waren mit den Kamelen bereits in die Siedlung
weitergezogen.
    "Rincipea, das ist mein Freund Tilgrem. Er hat mich auf der Suche
nach Dir unterstützt und bei den Bemühungen, herauszufinden, was überhaupt
passiert ist. Tilgrem, das ist Rincipea. Ich danke Dir, Freund, ohne Dich hätte
ich sie wahrscheinlich erst in Jahren gefunden, wenn überhaupt."
    Rincipea reichte Tilgrem nicht die Hand, sondern riss ihn ebenso
beherzt, wie zuvor ihren Bruder, an ihre Brust und drückte ihn herzlich.
    "Ich danke Dir auch von ganzem Herzen", sagte sie. "Arans
Freunde sind auch meine Freunde. Ihr müsst müde und durstig sein. Kommt, kommt.
Es ist bereits alles vorbereitet." Zu Aran gewandt: "Ich kann es gar
nicht erwarten, zu erfahren, was Du herausgefunden hast. Vor allem muss ich Dir
meinen Verlobten, Uralab, vorstellen. Lass uns hinuntergehen und berichte mir
beim Essen alles. Und lass ja nichts aus!"
    "Ich bin mindestens genauso gespannt darauf, was Du mir zu berichten hast."
    Tilgrem hatte sich diskret zurückgezogen und war ein paar Schritte vorausgegangen. Der Gedanke an ein ebenso
köstliches Mahl wie in Hilhabadh und die Aussicht auf ein kühles Bier hatte von
ihm Besitz ergriffen.
    Ein großer, muskulöser Beduine mit rabenschwarzem Haar, welches lang
unter einem leichten Turban hervorquoll, und einem sauber gestutzten schwarzen
Bart kam auf sie zu. Seine lockere dunkle Kleidung flatterte im Wind. Der Gang des
Mannes wirkte geschmeidig und kraftvoll, wie der einer Raubkatze. Das musste
Uralab sein. Vladi hatte nicht übertrieben. Noch nie ist Aran einem Mann von
solcher Schönheit begegnet. Kein Wunder, dass Rincipea ihm auf der Stelle
verfallen war. Die herzliche Art, mit der Uralab die Neuankömmlinge begrüßte,
ließ darauf schließen, dass Rincipea ihm viel von ihrer Familie erzählt haben
musste. Aran war es, als würde er Uralab seit langem kennen, als wäre er ein
Bruder von ihm. Vom ersten Moment ihres Kennenlernens an, bei dem ersten Blick
in Uralabs Augen, wusste Aran, dass er einen weiteren treuen Freund in ihm
gefunden hatte. Sie begaben sich in ein großes offenes Zelt, in dem bereits
Speisen und Getränke in rauen Mengen aufgetischt waren. Tilgrem saß natürlich
bereits und hielt einen halbvollen Krug Bier in der Hand. Mit dem Essen hatte
er wenigstens gewartet, bis alle Platz genommen hatten. Aran wäre es mehr als
unangenehm gewesen, wenn er Tilgrem bereits schmatzend und schlingend, in der
ihm eigenen Art, das Essen zu genießen, vorgefunden hätte. Rincipea hatte sie
gebeten, zuzugreifen. Jetzt erst bemerkte Aran seinen knurrenden Magen und ließ
sich nicht zweimal bitten. Tilgrem schien sich heute wirklich einmal
zusammenzunehmen. Manierlich griff er zu und nahm nur kleine Bisse zu sich.
Aran dagegen stopfte ein großes Stück Fleisch in seinen Mund und musste sich
beherrschen, nicht gleich noch einen Bissen Brot hinterherzuschieben.
Stattdessen nahm er seinen Weinkelch und erhob ihn in Richtung Rincipea und
Uralab. Dann begann er von Anfang an zu erzählen, wie es ihm ergangen war, seit
er ihre Eltern ermordet vorgefunden hatte. Zwischendurch nahm er in kleinen
Pausen einige Happen oder Tilgrem erzählte weiter. Aran beendete seinen Bericht
mit den Worten:
    "Wir müssen uns so schnell es geht auf den
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