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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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Aratani
gespannt zuhörten.
    "Die Gefahr, dass das nun erwachsene Kind nach unserem Thron
greifen würde, war einfach viel zu groß. Zu der Zeit war unser Sohn noch am
Leben. Wir hatte eine Menge an erbeuteten Waffen, die Heradin von seinen
Schlachten um das 'Vierte Land', das Land von Reginata, mitgebracht hatte, und
ich beschloss, sicherheitshalber das Kind und auch gleich die Eltern beseitigen
zu lassen. Und zwar mit eben diesen Waffen aus dem Arsenal von Reginatas Heer.
Zwei Lumpen, die wir wegen Diebstahl auf dem naheliegenden Markt, in den Kerker
gesperrt hatten, versprachen mir, den Auftrag auszuführen, wenn sie dafür ihre
Freiheit erhielten. Ich übergab jedem von ihnen einen Dolch mit Reginatas Wappen
und dem blauen Stein und beauftragte sie, die Eltern und die Tochter mit diesen
Waffen zu töten. Zum Beweis sollte mir das Amulett gebracht werden, das
Reginata zu ihrer Tochter in den Korb gelegt hatte. Wie ich inzwischen erfahren
habe, sind die beiden in Basab aufgetaucht. Sie konnten wieder einmal ihre
Finger nicht bei sich behalten und wurden dort in den Kerker gesperrt. Bis
heute weiß ich nicht, was genau passiert ist. Einem der Kerle wurde in Basab ein
Dolch abgenommen, der genauso aussieht, wie einer von denen, die ich den
Verbrechern gegeben hatte. Das Amulett habe ich bis heute nicht zu Gesicht
bekommen."
    Begona war kaum noch in der Lage die Augen offen zu halten. Ihre Stimme
wurde immer schwächer. Kaum mehr als ein Flüstern war zu hören, als sie zum
Ende ihres Geständnisses kam:
    "Ich hatte zwar von dem Mord an zwei alten Leuten oben am Barabesi
gehört, und war vorerst beruhigt, das der Auftrag nach meine Wünschen
ausgeführt worden war, aber von einer Tochter war nicht die Rede. Sie schien
verschwunden. Ich habe damals gedacht, die Lumpen haben sie bestimmt
verscharrt. Da das Mädchen auch in der folgenden Zeit nicht wieder auftauchte,
hatte ich keinen weiteren Gedanken daran verschwendet. Nachdem ich vorhin von
der Palastwache erfahren habe, dass mich eine Rincipea sprechen möchte, fiel
mir der Name des Kindes wieder ein. Auf einmal hatte ich die Hoffnung, dass die
Tochter von Reginata doch noch am Leben wäre. Jetzt, wo Heradin nicht mehr ist,
wäre sie die Thronerbin von Hiobes, unser Königreich wäre damit gerettet. Und
sie wäre gleichzeitig die Thronerbin vom 'Vierten Land', von Reginata!"
    "Du,
Rincipea, bist die rechtmäßige Tochter von Reginata und Hiobes, und damit die
Thronerbin beider Königreiche!"
    Alle hielten die Luft an. Keiner von ihnen war in der Lage auch nur ein
einziges Wort zu sagen. Zu heftig waren die Geständnisse der Königin. Die
Taten, die sie eingestanden hatte, zeugten von ihrer Selbstsucht und der
Unwürdigkeit für das ihr übertragene Amt. Als Königin sollten Liebe und
Großzügigkeit ihr Herz beflügeln und nicht Neid und Hass. Die Eifersucht hatte
sie und ihren einzigen Sohn zerstört. Sie hätte Hiobes davon abhalten können,
immer noch mehr Ländereien besitzen zu wollen, und ihren Sohn fortlaufend in
den Kampf um das 'Vierte Land' zu schicken. Aber sie sah nur ihre Rache und
wollte Reginata und ihr Volk auf diese Weise zusätzlich strafen. Auch wenn Aran
nicht verstand, warum Hiobes überhaupt um das 'Vierte Land' kämpfte, um das
Land, welches von Reginata, der er ja in der Vergangenheit nicht abgeneigt war,
regiert wurde.
    Da fiel Aran etwas ein. Er griff sich an den Kopf und dachte angestrengt
nach. Dann wusste er es: "Rincipea, hast Du irgendwo an Deinem Körper ein
Muttermal, das aussieht, wie ein kleiner Vogel?"
    Rincipea schaute ihren Bruder… Stiefbruder? ... mit großen Augen an. Wie
konnte er das wissen. Sie hatte sich nie vor ihm entblößt. Und als sie noch
klein war, war er selbst noch ein Kind und hatte mit Sicherheit nicht darauf
geachtet. Vorsichtig schob sie ihr Hemd zur Seite und entblößte ihre Schulter.
    Auf ihr sah Aran einen kleinen dunklen Vogel.
    Nicht zum ersten Mal seit sie hier waren, blieb ihm der Atem im Halse
stecken.
    "Der Priester im Tempel von Basab, berichtete mir von einem Besuch
Deiner Mutter. Es muss zu der Zeit gewesen sein, als sie bei Hiobes zu Gast
war. Dabei fiel ihm ein Muttermal in Form eines kleinen Vogels unter ihrem Kinn
auf. Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl einer Erinnerung. Bin aber damals
nicht darauf gekommen, was es war. Es gibt keinen Zweifel! Du bist die Tochter
von Reginata. Du bist Rincipea, die Prinzessin. Jetzt weiß ich auch, warum Du
diesen Namen trägst."
    Begona kam nach
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