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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove
Autoren: Nola Nesbit
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Million Mal gemeldet hatte, seitdem wir unterwegs waren. Der Mann musste doch unheimlich gefragt sein.
    Ethan zog das Mob aus seiner Jackentasche. „Waterman.“ Er lauschte der Stimme am anderen Ende. „Hier?“ Er schien für einen Moment fassungslos, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Seine vorher so gelassene Grundhaltung wich einer fast grimmigen Entschlossenheit. „Ich komme. Wartet dort.“ Er verharrte, kurz überlegend, den Kopf gebeugt.
    „Es tut mir leid, ich muss jetzt gehen“, erklärte er tonlos. Er schaute mir in die Augen wie jemand, der etwas sehr Unangenehmes zu erledigen hat. „Felix wird dich nach Hause bringen.“
    „Ich kann mir ein Taxi nehmen“, bemerkte ich lahm. Unbeholfen erhob ich mich von meinem Stuhl.
    „Felix!“, rief er, meinen Einwand nicht beachtend.
    Am einen Ende des Gebäudes öffnete sich eine Tür, aus der Felix alarmiert heraustrat. Mit langen Schritten überquerte er die Entfernung zwischen ihm und uns mit fragendem Gesichtsausdruck.
    „Fahr sie nach Hause. Ich nehme Venus mit.“ Und zu mir gewandt: „Nia, es war mir ein Vergnügen“, womit er mir seine schmale Hand zum zweiten Mal an diesem Tag entgegenstreckte. Ich ergriff sie und meinte, ein feines Zittern an unseren Fingerspitzen wahrzunehmen.
    „Mir auch“, entgegnete ich, meinen Blick fest auf seine hellblauen Augen gerichtet. Ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Als er meine Hand losließ, war es, als hätte er den Superbowl in den spielentscheidenden Minuten mit Werbung unterbrochen. Er drehte sich um und ging.
    „Ethan !“, rief ich ihm mit dem braunen Umschlag wedelnd nach. Er drehte sich fragend um.
    „Danke! Aber ich will noch ein Foto.“
    „Vielleicht beim nächsten Mal“, entgegnete er zögernd.
    „Es gibt ein nächstes Mal?“
    „O ja, Nia.“
    „Ich, ich rufe dich dann an.“ Hilfloses Gestotter.
    „Das hoffe ich. Meine Nummer findest du in deinem Posteingang“, womit er sich umdrehte. „Ich finde dich echt unheimlich.“ Hatte er das noch gehört?
    „Ich dich auch“, vernahm ich als leise letzte Wortfetzen, die der leichte Wind zu uns herübertrieb.
    Ich beobachtete seine schmale Silhouette, bis er am Ende des Hauses um die Ecke verschwunden war.

Gespräche
    „Na, dann ist doch alles bestens.“
    „Bestens, bestens!“, moserte Keeler. Wahrscheinlich war sein Gesicht wieder auf dem Weg, eine hochrote Farbe anzunehmen. „Bestens wäre ein persönliches Interview gewesen. Er hat es dir doch angeboten. Wieso kommst du nur mit den vorgefertigten Antworten?“
    „Heute Morgen waren die vorgefertigten Antworten noch wichtiger als der Frieden im Nahen Osten. Er musste weg. Was sollte ich tun? Ihn im Beisein seiner Bewacher an seine Designerterrassenmöbel fesseln?“, schnappte ich zurück.
    Keeler schmollte schweigend am anderen Ende der Leitung. „Na, besser als nichts ist es allemal.“
    „Du, Keeler, allein du hast ein autorisiertes Interview mit Ethan Waterman, der vermutlich seit dem Beginn der Zeitrechnung mit niemandem von der Presse mehr gesprochen hat. Bring das Ding, und die Verkaufszahlen werden binnen Stunden durch die Decke schießen. Bring es etwas größer und leg dir was für die Rente zurück, aber hör auf, mir Vorwürfe zu machen. Mit ein wenig Glück bekommst du durch mich noch mehr von deinem Goldenen Kalb.“
    Ich hörte förmlich, wie es in Keelers Hirn arbeitete. Er stellte sich bestimmt schon die unzähligen neuen Netz-Abonnenten vor. Die Kasse klingelte. „Wie war er so?“, fragte er überraschend.
    „Waterman? Charmant, reich, einsilbig. Ich durfte nur kurze Zeit in seiner kostbaren Gegenwart verbringen, also beschränkt sich mein Urteil auf nur wenige statistische Daten.“ „Mann, Nia, dein Sarkasmus hat mir gerade ein Loch ins Ohr geätzt. Wenn du was Neues hast, meldest du dich!“
    „Klar, Chef. Du bist der Erste. Ach so, Keeler ...“
    „Was? “
    „Mit welchen Informationen über mich hast du Ethan Waterman gefüttert?“
    „Mit gar keinen. Ich wusste bis heute Morgen nicht mal, ob du den Auftrag annimmst.“
    „Sehr diskret. Das war gut. Datenschutz und so weiter ... Danke!“, stammelte ich.
    „Okay, viel Glück! Wir sehen uns morgen früh. Und danke für deine Arbeit.“
    „Geht doch, Keeler. Bis morgen.“
    Woher kannte Waterman mich, wenn ihm Keeler nichts gesteckt hatte? Und woher zum Teufel hatte er meine Mailadresse?
     
    Gegen ein Uhr mittags war ich zu Hause und hatte sofort den braunen Umschlag
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