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Aqua

Aqua

Titel: Aqua
Autoren: Martini
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wenig vor der Tür zu warten?« Walde konnte es kaum glauben.
    Was da unter dem Saum hervorlugte, waren grüne Gummistiefel.
    »In Ordnung.« Er unterdrückte ein Schmunzeln und folgte seinen Kollegen nach draußen.
    Walde blieb, nachdem er die Tür geschlossen hatte, dicht davor stehen, während Gabi auf dem Flur Burkhard mit der Hand gegen die Schulter stupste und losprustete. »Hast du Tränkles neuesten Look gesehen?«
    Walde legte den Finger an die Lippen. Von drinnen waren laut vernehmliche Stimmen zu hören. Es war ihm gleich, was Frau Hansen und die Stationsschwester dachten. Er wollte wissen, was da gesprochen wurde.
    »Mein Mandant befand sich unter der Einwirkung von möglicherweise überdosierten Schmerzmitteln in einem Zustand stark eingeschränkter Zurechnungsfähigkeit.« Hansens Anwalt schien zu sprechen. »Sollte sich das, was behauptet wird, in der Tat im Keller von Frau Helmes zugetragen haben – was wir ausdrücklich nicht einräumen und an dergleichen sich mein Mandant auch nicht erinnern kann – so wäre Herrn Hansen durch die Wirkung der Medikamente nicht einmal bewusst gewesen, in welche Situation er Frau Helmes brachte.«
    »Bei der Vernehmung hat er sich in Anwesenheit von Kriminalhauptkommissar Bock und Kriminaloberkommissar Decker sehr wohl erinnern können.« Das war eindeutig Staatsanwalt Roth.
    »Ich beantrage, die Erwähnung dieser Befragung aus dem Protokoll zu streichen.« Der Einwand kam wieder vom Anwalt. »Von einer ordnungsgemäßen Vernehmung kann unter diesen Umständen keine Rede sein. Mein Mandant befand sich infolge der Schmerzen und der Wirkung der besagten Mittel nicht in der Lage, Rede und Antwort zu stehen. Eventuell gemachte Aussagen, denen jegliche Relevanz abgesprochen wird, werden hiermit widerrufen.«
    »Das hört sich für mich überhaupt nicht verwirrt an, was hier zu Protokoll gegeben wurde«, entgegnete Roth. Für einen Moment meinte Walde, das Tippen der Gerichtsschreiberin zu vernehmen.
    »Die Stationsschwester hat die Kriminalbeamten ausdrücklich daraufhingewiesen«, fuhr der Anwalt fort, »dass auf ärztliche Anweisung kein Besuch zu Herrn Hansen vorgelassen werden durfte. Darüber haben sich die beiden Herren hinweggesetzt. Die Zeugin müsste sich draußen vor der Tür befinden, ebenfalls war Frau Hansen zugegen, als die beiden Herren davon in Kenntnis gesetzt wurden. Wir halten uns frei, in dieser Sache eine Dienstaufsichtsbeschwerde zu beantragen.«
    Die Stimme von Haftrichter Tränkle war weniger gut zu verstehen. Walde konnte nur ahnen, dass er eine Frage an den Stationsarzt stellte. Dieser antwortete nur wenig lauter. Er schien die Einschätzung des Anwalts zu bestätigen, indem er davon sprach, dass es in der kurzen Zeit nicht gelungen sei, den unter Schock stehenden Patienten, wie gewünscht, medikamentös einzustellen.
    Einige Zimmer weiter den Flur hinunter wurde eine Tür geöffnet. »Schwester, Schwester, können Sie bitte kommen!«, rief eine Frau mit aufgeregter Stimme.
    Während die Schuhsohlen der Schwester auf dem Linoleum quietschten, hatte Walde die ersten Worte des Staatsanwalts nicht verstehen können. »… wenn Sie diesen Maßstab anlegen«, der Ärger in Roths Stimme war nicht zu überhören, »dann kann bald eine ganze Horde von Schmerzpatienten ungestraft marodierend durch die Stadt ziehen.«
    »Ich bitte Sie um ein wenig Sachlichkeit, Herr Kollege!«, war Hansens Anwalt zu hören.
    »Bitte beschränken Sie sich auf den Sachverhalt!«, forderte Richter Tränkle den Staatsanwalt auf.
    »Hier steht alles haarklein drin.« Roth war noch lauter geworden. Walde vermutete, das klatschende Geräusch stammte davon, dass der Staatsanwalt mit seinen Unterlagen wedelte.
    »Ich möchte Sie bitten, sich im Ton zu mäßigen.« Der Richter hörte sich keineswegs mehr freundlich an.
    »Entschuldigung.« Roth räusperte sich. »Wir haben einen Zeugen, der den Beschuldigten klar identifiziert hat, auf die Einlassungen von Herrn Hansen brauche ich da noch nicht einmal einzugehen.« Eine kleine Pause entstand. »Können wir dazu wenigstens die ermittelnden Beamten hören?«
    »Ich wüsste nicht, wozu?«, war der Richter zu vernehmen. »Das steht doch alles in Ihren Unterlagen, das haben Sie doch selbst vorgetragen.«
    Walde stellte sich vor, wie Roth resigniert den Kopf schüttelte.
    In die Stille hinein sagte der Untersuchungsrichter. »Haftgründe wegen Flucht- oder Verdunkelungsgefahr liegen nach meinem Befinden nicht vor. Der Beschuldigte lebt
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