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Aqua

Aqua

Titel: Aqua
Autoren: Martini
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und Vertreter von Verbänden und aus der Privatwirtschaft gehörten.
    Am Rednerpult bat Holtzer das Publikum um Aufmerksamkeit für eine letzte Bemerkung über das Großprojekt, eine Kombination aus Pumpspeicherwerk, Solarpark, Biogas- und Windanlagen mit einem Investitionsvolumen von vierhundert Millionen Euro. Seit Jahren versuchte er zusammen mit dem zwielichtigen Projektleiter Damian Lutton, ein Mann mit angeblich besten internationalen Beziehungen, der sich um Investoren für den Energiepark bemühte, Geldgeber aus irgendeinem Land, von den britischen Inseln bis Fernost, zu gewinnen.
    Die genervten Huster aus dem Publikum nahmen zu. Irgendwo an einem Stand verlor ein Handwerker die Geduld und begann an einem noch unfertigen Stand zu hämmern und auch eine Kuh konnte nicht mehr an sich halten und brüllte ihren Unmut heraus, während Holtzer die wirtschaftliche Zukunft der Region in den buntesten Farben schilderte.
    »Der kommt von einer Schnapsprobe in Meckel«, flüsterte ihm der Landrat zu. »Der Marco musste ihn herfahren.«
    Meckel lag nicht weit von Idesheim auf der anderen Seite der B 51. Für die meisten der anderen Orte, insgesamt waren es mehrere Hundert in den drei Landkreisen des Eifelkreises, musste Thomas sein Nävi bemühen.
    Der Redner legte noch einmal Nachdruck in seine Stimme. »… darf ich Sie herzlich begrüßen und willkommen heißen!« Holtzer hob sein Glas und prostete dem Publikum zu.
    Während Thomas, wie die meisten am Tisch, sein Glas hob und Holtzer zuprostete, trafen sich ihre Blicke. In dem kurzen Moment verspürte Thomas, wie die Überraschung bei seinem Gegenüber in einen Ausdruck wechselte, als stelle er sich die Frage, was der Bröding denn schon wieder hier verloren habe.
    Holtzer hatte in seiner Funktion als Bezirksvorsitzender des Bauernverbandes gesprochen. Am Tisch, zu dem er nun zurückging, standen überwiegend Kollegen aus der Region und jemand, den Thomas für den Vertreter der Molkerei hielt, vielleicht war es auch ein Landmaschinenhändler. Die Kluft zwischen dieser Fraktion und den Leuten an seinem Tisch war unübersehbar. Erst beim zweiten Blick sah Thomas den Mann, den er bisher nur von Bildern aus der Zeitung kannte. Damian Lutton hatte sich bisher selten öffentlich blicken lassen. Meist war nur etwas aus der Zeitung über seine Aktivitäten zu erfahren. Mal war es ein chinesischer Investor, mal ein von der Rezession verschonter isländischer Industrieller, der hunderte Millionen für das Großprojekt BEST in Aussicht stellte. Fristen wurden angekündigt, in denen ein Vertrag unter Dach und Fach sein sollte, diese wurden verlängert, um letztlich ergebnislos zu verstreichen. Längst war der Optimismus auch bei den vormals glühendsten Anhängern des Projektes der Ernüchterung gewichen. Kürzlich wurde zwar ein neuer Investor als Heilsbringer in Aussicht gestellt, ein angeblich schwerreicher Finanzier, der die Chancen erkannt hatte, die der Energiepark BEST bot. Aber diese Meldung hatte nur noch Häme in der Presse geerntet.
    Für einen Moment überlegte Thomas, hinüber zu Damian Lutton zu gehen. Doch als er wieder hinsah, war der selbsternannte Investorbeschaffer verschwunden.
    Thomas trank sein Glas leer und schlenderte auf der Suche nach den Toiletten an einem Verschlag vorbei, in dem eine Kuh mit ihrem Kalb untergebracht war. Die Kuh reckte ihren großen Kopf über das Gatter. Thomas blieb stehen und streichelte ihr über die Stirn bis zu den Hörnern. Auch ein Eifeler Dickschädel, dachte er.
    Die Landwirte hatten bisher die treue Basis von Holtzers Anhängerschaft gebildet. Ihre Zahl war mit den Jahren deutlich geringer geworden und damit auch ihr Einfluss. Dennoch hatte Holtzer bei der letzten Abstimmung um den Spitzenplatz im Landtagswahlkampf seine Kontrahentin weit hinter sich gelassen. Diese würde kein weiteres Mal gegen ihn antreten. Und ernst zu nehmende Konkurrenten unter sechzig Jahren waren nicht in Sicht.
    »Darf ich vorstellen, das sind Yvonne und ihre Paula.« Ein kaum ein Meter sechzig großer Mann war herangekommen.
    »Angenehm, ich bin der Thomas«, er nickte den Tieren zu und reichte dem Bauern mit den pfiffigen braunen Augen die Hand. »Thomas Bröding. Heißt sie wirklich Yvonne?«
    »So wahr ich der Öko-Karl bin.« Der Mann wischte sich die Hand an seiner Cordhose ab, bevor er in die von Thomas einschlug. »Warum interessieren Sie sich für die Kühe? Wie ein Viehhändler sehen Sie nicht aus.«
    Thomas lachte. »Wonach
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